Wieso heißt die Spur 1 Königsspur?

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 0)

1969 hatte Märklin die Wiederaufnahme der Nenngröße 1, der Spur "römisch Eins" oder nun "Spur 1" (1:32), angekündigt. Diese Baugröße hatte Märklin um 1891 erfunden und damit erstmals eine Normung der Modelleisenbahn eingeführt.

Das neue Spur-1-Sortiment hatte Spielzeugcharakter und war auch deshalb wiederbelebt worden, weil Lehmann gerade mit einer spielzeughaften, robusten Gartenbahn auf den Markt gekommen war – ebenfalls auf 45-mm-Spur.

LGB schaffte mit seinen qualitativ hochwertigen, aber auf Niedlichkeit und gleiche Höhen- und Breitenmaße getrimmten, meist verkürzten Karikaturen von Schmalspurbahnen aus aller Welt einen Blitzstart und blieb bis Ende des 20. Jahrhunderts eine glanzvolle Marke. Erst Qualitätsmängel durch die teilweise Produktion in China, zu hohe Preise, Managementfehler und eine unausgegorene Sortimentspolitik führten den Nürnberger Traditionsbetrieb in die Pleite – um von jemand scheinbar gerettet zu werden, der noch weniger von der Sache und der sehr speziellen LGB-Kundschaft versteht. Eine Multi-Marken-Strategie beherrscht man wohl in Wolfsburg erfolgreich – nicht aber in Göppingen.

Die Spur 1 mit ihren weitgehend korrekten Regelspurmodellen dümpelte damals bei Märklin mit mäßigem Erfolg dahin. Märklin-Geschäftsführer Claus Verg entwickelte das 3-Spuren-Konzept mit Nenngrößen, die sich deutlich genug unterschieden und setzte auf Z (miniclub, 1:220), H0 (1:87) und wieder neu auf die Spur 1 (1:32). 1978 brachte Märklin die preußische P8 (DR-/DB-Baureihe 38) auf den Markt, von der 5000 Stück verkauft wurden – heute eine traumhaft hohe Zahl.

Das Märklin-Vermarktungstalent Claus Verg war es auch, das der Spur 1 den Beinamen "Königsspur" gab.

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