Was fehlt? Zum Beispiel Meterspur
, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 7)
Zugegeben, der Markt ist klein und wird momentan durch eine Flut von Modellen ausgereizt. Doch ist es wirklich wahr, dass die Spur-1-Freunde weltweit nur nach rotschwarzen Dampflokomotiven der DRG und DB gieren? Die mit einem perfekten Eisenbahnsystem lebenden Schweizer werden zwar seit eh und je mit zeit- und eidgenössischen Modellen versorgt. Dann gibt es noch ein paar englische und amerikanische Spur-1-Modelle. Aber dann ist die schöne Spur-1-Welt schon zu Ende. Denn die Spur-1-Welt ist noch immer eine Scheibe.
Ob man sich nun in der H0-Welt umsieht oder sich ein wenig mit Eisenbahngeschichte beschäftigt: DRG und DB in Rotschwarz ist wirklich nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was die Epochen II und III ausmachte. In ganz Europa gab es bis in die 70er Jahre Schmalspurbahnen – und einige gibt es noch heute. Ostdeutschland ist voll davon, der Harz ist die Pilgerstätte für Dampflokfreunde aus der ganzen Welt. Auch in Westdeutschland sind einige Strecken erhalten geblieben, die älteste Museumsbahn betreibt der Deutsche Eisenbahn-Verein seit 1966 in Bruchhausen-Vilsen südlich von Bremen. Selfkantbahn, Härtsfeldbahn, Brohltalbahn, Chiemseebahn und die norddeutschen Inselbahnen – um nur einige zu nennen – sind noch oder wieder in Betrieb und bieten den liebenswerten Charme längst vergangener Zeiten und eine Vielfalt, wie sie auf der Regelspur schon lange ausgestorben ist. Weltweit bekannt und beliebt ist die hauptbahnähnliche Rhätische Bahn, und es gibt zahlreiche weitere Schmalspurbahnen in der Schweiz, Österreich, Frankreich, Polen, Portugal, Spanien, Italien, Griechenland und Skandinavien. Auch ganze Straßenbahnnetze, etwa im Raum Heidelberg, sind bis heute dabei.
Es gibt doch Schmalspurgleise von Hegob, KM1 und Hosenträger. Ja, für 750 und 760 mm Spurweite, also Sachsen, Württemberg und Österreich. Doch wo sind die Fahrzeuge? Dingler fertigte einst Modelle und KM1 will welche anbieten. Mit einer Lok und einzelnen Wagen in ein, zwei Jahren ist aber kaum ein interessanter Bahnbetrieb möglich, der Anreiz zur Vorbestellung ist gering.
Die Meterspur scheint überhaupt kein Thema zu sein, obwohl sie universeller wäre. Denn durch die Weltkriege, die einst weit verteilte, hochspezialisierte Bahnindustrie von Hanomag bis Weyer und den späteren Strukturwandel wurden Lokomotiven und Wagen in halb Europa verstreut. Wie interessant das Sammelsurium aus 120 Jahren Eisenbahngeschichte ist, zeigt der DEV, der meterspurige Fahrzeuge aus ganz Deutschland zusammengetragen hat. Nicht nur hier wird ein nostalgisches Fahrgefühl bewahrt, das selbst älteren Eisenbahnfreunden Respekt abfordert, mit welcher primitiven Technik damals Transportleistungen erbracht wurden. Wer mit der Hoya durch das Vilser Holz die Steigung hinaufdampft, einen schweren Personen- oder Güterzug an der Trichterkupplung, erlebt eine Geräuschkulisse, die sich von einer Regelspurdampflok nur minimal unterscheidet. Dazu Bahnhöfe und Haltepunkte, die noch die Beschaulichkeit der Bimmelbahn Mitte des 20. Jahrhunderts bieten. Eine Strecke, die auf engstem Raum und auf engen Radien unter Jahrhunderte alten Bäume hindurchführt und doch Platz hat für aufgebockte Regelspurwagen. Wo die Bekohlungsanlage nur 20 cm lang sein muss in 1:32.
Viele Spur-1-Bahner leiden unter dem riesigen Platzbedarf der Normalspurmodelle mit den notwendigen großen Radien oder quälen ihre zu großen Modelle durch den 1020-mm-Spielzeugradius. Und manch einer steigt schon gar nicht ein, weil mehr als ein Nettogehalt zu viel ist für eine Lok.
Warum also nicht Schmalspur, Meterspur? Es fehlt noch ein Meterspurgleis mit maßstäblichen S33- oder höchstens S49-Profilen, zumal die aktuellen 750-mm-Modellgleise überdimensionierte Schienen haben und an LGB erinnern. Schmalspur erlaubt Betrieb auf engstem Raum, schon ein Regalbrett genügt. Die Fahrzeuge können billiger sein. Keine Kupplungsprobleme dank simpelster Kupplungen, keine Monster-Spielzeugkupplungen. Die Weichen dürfen kurz sein, die Radien für die Zweiachser und kompakten Dampf- und Dieselloks eng. Ein Zug mit drei, vier Wagen wäre komplett. Die Personenwagen könnten bunt zusammengewürfelt sein aus den Kreationen längst verschwundener Fabriken aus Dessau, Görlitz, Gotha, Hannover und Düsseldorf. Denn die Vielfalt, die Ungezwungenheit der Kleinbahnen sind der größte Vorteil für den Käufer – und den Hersteller. Weil alles passt und nichts unmöglich ist.
„Das funktioniert doch nicht, der Markt ist viel zu klein,“ höre ich die Importeure rufen. Hätte ich auf sie gehört, gäbe es auch spur1info nicht. Denn Neuartiges ist immer ein Risiko. Wer es nicht eingeht, wird nie erfahren, wie groß die Chancen sind.
Voraussetzung ist eine tragende Idee und ein Marketingkonzept. Denn damit lassen sich bis zu einem gewissen Grad Märkte erschließen und sogar ganz neu entwickeln. Das setzt Lieferfähigkeit voraus, eine Anfangspackung mit Gleisen und einem Zug als Einstiegsdroge, ein weiterführendes Modellangebot und eine Perspektive für den Kunden, noch vor seinem Ableben eine Anlage komplett zu haben. Dazu motivierendes und animierendes Material im Internet und in gedruckter Form, das die Reize der Kleinbahn und ihre Umsetzung ins Modell vermittelt. Man muss Träume und Ideen generieren, nicht um Vorbestellungen betteln.
All das gibt es in der Spur-1-Szene nicht. Da entwickelt der eine seit Jahren eine Lok, kommt aber mangels Geld und Zeit oder wegen familiärer Probleme einfach nicht vom Fleck. Da baut ein anderer einen Wagen und hofft darauf, mit fünf verkauften Bausätzen einen kleinen Lohn für seine Arbeit zu erhalten. Seine drei Bewunderer im Forum werden ihm bestimmt welche abkaufen. Woanders lässt einer einen Wagen bauen, weil er einen braucht. Doch wer baut das Drehgestell und dreht die Radsätze? Der Vierte hat einen Schmalspurwasserkran, und der Fünfte hat vielleicht einen Korb für die Bekohlung. Man hat keine Website oder eine, die seit drei Jahren „gerade umgebaut“ wird, weil man schlicht zu faul ist, ein paar Bilder einzustellen. Der Kunde wird den Künstler schon irgendwie finden. Geld für Werbung hat niemand, für brauchbare Fotos oder eine Mail an die Fachpresse reicht die Energie nicht. Man hofft auf ein Wunder, freut sich über ein „zeig uns mehr“ im Forum und wurschtelt weiter vor sich hin.
So wird das nichts.
Ich bin mir sicher: Das Potenzial von Schmalspurbahn-Modellen für die Erschließung neuer und preissensibler Märkte ist groß. Denn Schmalspur braucht wenig Platz und kann ein preiswerter Einstieg in die Spur 1 sein. Oder die niedliche Ergänzung neben dem rotschwarzen Ungetüm einen Bahnsteig weiter. Ein Schweineschnäuzchen wäre ein guter Anfang.
Was zum Beispiel der DEV an akustischen Eindrücken bietet, sehen und hören Sie hier mit der zweiachsigen Kastendampflok Plettenberg und der dreiachsigen Hoya:
Die ganze Vielfalt des DEV-Fahrzeugparks ist hier zu sehen und dürfte auch den hartgesottenen Rotschwarz-Fan nicht kalt lassen. Fahren Sie morgen einfach mal hin.
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Kommentar von Wolf Groote |
Hallo,
dem Appell kann ich nur zustimmen. Vor Jahren habe ich mich mit dem Gedanken am Im getragen, es dann aber aufgegeben, weil letztlich alles Selbstbau gewesen wäre. Bin dann "notgedrungen" auf IIm umgestiegen - nicht auf die LGB-Spielbahn. D.h. Schienenprofile in Code 250 und überwiedend Selbstbauten und einige Kleinserienmodelle, z.B. von der www.Modell-Manufaktur-Weber.com aus Delémont (Modelle der Lok Plettenberg, Güterwagen des DEV, O+k-Dieselok der Hohenlimburger Kleinbahn).
Eine Anmerkung noch zum vorgeschlagenen Schienenprofil - S 49 ist für Schmalspurbahnen viel zu hoch, auch wenn es heute z.T. bei Neubauten eingesetzt wird. Maßstäblicher wäre eine S 33 oder das Profil pr. 6, evtl. noch pr. 8.
Ich würde mich freuen, wenn der Aufruf auf eine entsprechend positive Resonanz treffen würde, auch wenn es für mich selber zu spät käme.
Wolf Groote
Antwort von Friedhelm Weidelich
Hallo Herr Grote,
in der Tat findet man für IIm allerhand Brauchbares oder Alternatives wie Sie. Code 250 sieht besser aus und ist stabil genug.
Sie haben Recht, S 49 ist eher das Maximale und S 33 passender. Die Ie-Gleise sind ja noch viel höher und zu breit, leider. Da passt einiges nicht zusammen.
Kommentar von Klaus-Gerd Schoeler |
Hallo Herr Weidelich,
das "Schweineschnäuzchen" ließe sich zudem auch in Normalspur anbieten, was für den Hersteller interessant sein dürfte. Anbei ein Foto eines Regelspur-Wismarers von M+L.
Gruß
Klaus-Gerd Schoeler
Kommentar von dr. wolf |
guten Tag,
"was fehlt ?" ,
meine, zunächst mal ein allzeit lieferbares, FUNKTIONSTAUGLICHES und komplettes, annähernd vorbildgetreues Oberleitungssystem.
Dies um so mehr, als jetzt wieder die E-Loks ein wenig in den Vordergrund rücken. Bravo.
Bei der Schmalspur bin ich anderer Meinung, als der Autor des Themas.
Wenn schon aus Platzgründen eine eigenständige Schmalspuranlage gewählt wird, ist die 750er Spur die richtigere Wahl.
Oder als Ergänzung zu einer vorhandenen oder neu konzipierten Vollspuranlage;auch dann bietet sich aus Platzgründen (Radius) die 750 mm Spur an.
Zur 1000 mm Spur :
Fa. KM1 könnte mit relativ wenig Aufwand die VIk als 99 193 auf Basis der geplanten VIk bringen.
Auch die Wagen wären dann umgespurt schon da.
Und wenn dann, wie zur Hausmesse 2012 in Aussicht gestellt, auch noch die V 51 erscheint, wäre sie schnurstracks als V 52 in 1000 mm darstellbar.
Dazu kämen dann noch die 4 achsigen
Personenwagen, und die 3 achsigen Güterwagen -- alle auch schnurstracks in 1000 mm darstellbar.
Auch der normalspurige Schmalspur-
Transportwagen hat sowohl 750, als auch 1000 er Gleise parat, um die schwächelnden Lok und Wagen ins Aw Offenburg zu bringen.
Man sieht, Möglichkeiten über Möglichkeiten.
Und auch unser gutes Schweineschnäuzchen ist in 750 mm unterwegs gewesen.
Also bitte nicht die ohnehin kleine und neue Schmalspurpflanze mit neuen Privatbahn-wünschen überfrachten. Erst mal die 750er Pflanze auf dem Dünger der ehemaligen Dingler Produkte wachsen lassen.
mit freundlichen SPUR 1 Grüßen,
dr. wolf
Kommentar von Kai Faber |
Hallo Hr. Weidelich,
auch ich teile Ihre Begeisterung für die Schmalspur. Ebenso wundere ich mich darüber, dass angesichts des Platzmangels und der Vielfalt der Schmalspurbahnen das Thema so wenig Anhänger in Spur1 findet.
Aber liegt das wirklich am mangelnden Angebot?
Ich bin durch die Tssd zur Spur 1 gekommen. In den 3 Jahren die ich nun schon auf die Lok warte, habe ich einen ganz anderen Eindruck gewonnen.
Als die BR42 in Borken im Mai 2011 angekündigt wurde, gab es lediglich ein Foto des Vorbild und zwei Jahre später erfolgt die Auslieferung. Von der Tssd gab es auf der Nürnberger Spielwarenmesse 2010 bereits ein Handmuster und es dauerte noch mehr als 3 Jahre bis zur Auslieferung. Offensichtlich ist die Nachfrage nach der BR42 größer, sodass schneller die notwendigen Stückzahlen zusammen kommen.
Überhaupt die Größe des Vorbilds. Schaut man sich an, was nachgefragt und produziert wird, teilweise parallel von mehreren Anbietern, dann scheint für viele Spur1er der Spruch zu gelten: Je größer, je lieber. Selbst Exoten, wie die BR45, werden gleich von zwei Anbietern produziert.
Die kleineren Stückzahlen der Schmalspur bringen auch keinen Kostenvorteil. Schmalspur ist nicht billig. Höchstens, wenn man sich bei der Größe der Anlage (auch aus Platzgründen) zurückhält und weniger Fahrzeuge kauft. Für viele Spur1er scheint aber gerade auch das Sammeln ganz wichtig zu sein. Glaubt man alten Hasen, hat es noch nie soviel Auswahl gegeben. Trotzdem wird immer noch nach mehr verlangt.
Nachdem von Hübner nichts mehr in 1e kam, hat kein anderer Hersteller die schon vorhandenen Kunden weiter bedient. Obwohl noch zahlreiche Modelle möglich sind. Die VIk von Dingler wurde in einer Auflage von 50 Exemplaren in der Württembergischen Version gebaut. Ich weiß von wenigstens drei Personen, die jeweils zwei dieser Loks besitzen. Also, wie viele potenzielle Kunden gibt es?
Dingler bietet auch nichts mehr für 1e an. Selbst die sinnvollen Ergänzungen zum bereits gelieferten Programm nicht. Der Versuch mit einer neuen Spurweite und den Modellen nach Vorbild der MPSB ist wohl auch ein Flop gewesen. Und auch hier, keine Weiterentwicklung.
Im Spur1 Forum wurde von kurzem von einem Produzenten nach dem Interesse für 1m Modelle nach Vorbild der HSB gefragt. Und was passierte? Jeder hat seine individuelle Wunschliste abgegeben, teilweise mit Modellen von Bahnen, die außerhalb Ihrer Region kein Mensch kennt und die es teilweise schon seit Jahrzehnten nicht mehr gibt. An Stelle des Produzenten wäre ich verzweifelt!
Wenn der ohnehin schon kleine Kreis der Schmalspurliebhaber weiter zersplittert in 1e, 1f, 1m und jeder seine Lieblingsbahn haben möchte, werden am Ende für kein Projekt mehr die nötigen Stückzahlen zusammen kommen! Oder/und die Preise werden steigen.
Interessanterweise hält ein namhafter Produzent den Preis der Tssd für zu niedrig, die dafür notwendigen Stückzahlen für nicht erreichbar!
Mein Wunsch lautet daher: Wer Schmalspur in Spur1 machen möchte, soll sich für Sachsen oder Württemberg entscheiden, in 1e, versteht sich. Dann kommen vielleicht halbwegs vernünftige Stückzahlen zusammen und ebensolche Lieferzeiten.
Mit freundlichen Grüßen
Kai Faber
Antwort von Friedhelm Weidelich
Danke für die qualifizierten Kommentare. Ich kann Ihre Bedenken durchaus nachvollziehen und kenne die recht erfolglosen Versuche, Schmalspurmodelle zu verkaufen. Ich hatte mal eine schöne H0e-Anlage des Öchsle, habe noch den Güterverkehr dort erlebt und finde die Tssd von KM1 bildschön.
Ich würde sie aber nicht kaufen, weil sie mir – verglichen mit einer Regelspurlok, der "K&K"-Einheitswährung – zu teuer ist. Das heißt nicht, das KM1 zu teuer kalkuliert hat, im Gegenteil. Die Modelle sind das Geld sicher wert und werden in kleinen Stückzahlen einige Kunden finden. Ich fürchte aber, dass der lobenswerte Vorstoß so enden wird wie schon bei anderen, weil die für den Markt wichtigen Sammler eben möglichst beeindruckende DR- und DB-Loks haben wollen und Schmalspur gar nicht als Thema akzeptieren. Kleinserien-Schmalspurmodelle können nicht "billig" sein – und genau deshalb werden sie sich erneut nicht auf dem Markt etablieren können.
Leider habe ich nicht deutlich genug geschrieben, dass es mir gar nicht um KM1, Kiss oder Proform geht. Schmalspur muss nicht aus Metall sein, sondern braucht einen Urknall mit einem Sortiment, das preisgünstig ist und einen ganz anderen Markt bedient als den der Dampflok-Sammler. Denken Sie an Märklin Minex oder den Fleischmann Magic Train. Möglicherweise findet man auch dort gute Gründe für das schnelle Scheitern solcher Initiativen – oder einen Ausgangspunkt für eine bessere Markteinführung.
Eine Schmalspur-Produktlinie kann nur erfolgreich sein, wenn sie von vornherein Spielwert, einen romantischen Reiz und eine klare Perspektive bietet. Das geht nur bei einem Massenprodukt aus Kunststoff, das neue Kundengruppen anzieht oder - damals wie LGB - einen neuen Markt schafft. Dazu ist viel Kapital erforderlich, aber auch ein Marketing und Vertriebssystem, das unsere angestammten Importeure weder haben noch wollen.
Sachsen und Württemberg sind für die bekannte Spur-1-Klientel sicher eine gute Wahl, solange es um Kleinserienmodelle geht. Vielleicht lassen sich 100 oder 200 Tssd absetzen. Aber keine 500 bis 1000 Stück, die notwendig wären, um auf einen attraktiven Preis von 800 € zu kommen.
Deshalb die Meterspur: Eine Franzburg, eine Hoya oder eine Plettenberg auf Meterspur sind auf so vielen Privatbahnen gelaufen, dass es fast egal ist, woher sie kamen. Die Wagen des DEV liefen in ganz (Groß-)Deutschland und könnten im Modell von den Nordseeinseln bis Bayern, von Schlesien bis ins Elsaß platziert werden – sofern der Käufer überhaupt den Anspruch hat, eine Vorbildbahn nachzuahmen. Er könnte sich aber auch, wie die meisten LGB-Bahner, an ihrem bunten Sammelsurium erfreuen und einfach Spaß an der großen Schmalspurbahn haben, ohne modellbahnerischen Anspruch. Gerade solche Kunden würden die Stückzahl bringen, die Kunststoffmodelle brauchen. Keine High-End-Modelle, sondern solide konstruierte Fahrzeuge. Die Lok für 250 bis 600 €, der Wagen für 90 bis 200 €, in der Anfangspackung für 800 bis 999 € und sofort betriebsbereit, per Steckschnittstelle schnell digitalisierbar. Das wäre auch für Eisenbahnfreunde mit kleinem Geldbeutel bezahlbar und böte die Möglichkeit, die Modelle mit Zurüstteilen ggf. zu verfeinern und individuell zu beschriften. Wer keinen Platz für die Regelspur hat und nicht 6000 bis 10000 € für ein Schmalspurzügle investieren kann, wäre immerhin bei 1:32 gelandet und würde diese Baugröße um neue Kunden bereichern.
Das erfordert eine ganz andere Herangehensweise, die nur eine erneuerte Firma Märklin finanziell und marketingtechnisch bewältigen könnte oder vielleicht ein neuer 1:32-Hersteller mit besten Kontakten nach China. Denn groß muss das Produktionsvolumen sein.
So attraktiv ich die württembergischen und sächsischen Bahnen auf 750 mm finde: Als teure Kleinserienmodelle werden sie niemals wirtschaftliche Stückzahlen erreichen. Und der von Ihnen, Herr Faber, zitierte Anbieter hat Recht: Die Tssd zu 2000 € ist zu billig, um KM1 einen nennenswerten Ertrag zu liefern.
Schauen wir 2015 mal, was bis dahin auf dem Markt sein wird.
Kommentar von Urs Faber |
Hallo und Guten Tag
Nicht zu vergessen ist die hybride Verwendung des Gleismaterials.
Eine 1M Bahn hat ja 32 Millimeter Spurbreite. Da kann der vielseitige Spielbahner auch mal seine Spur 0 Loks von Lenz drauf fahren lassen.
Ansonsten sind halt so Schmalspurbahnen wie beim Vorbild richtige Karikaturen der Regelbahnmodelle, unschöne Proportionen und irgendwie mikrig.
In Real sind ja die Schmalspurer auch schon ausgestorben.
L.G.
Kommentar von Uwe Lacina |
Guten Tag Herr Weidelich,
da eine Internetzeitschrift nur so interessant ist, wie wir sie alle machen, möchte ich auch etwas dazu beitragen.
Als erstes ist dies ein klares Bekenntnis, wenn nicht gar eine Liebeserklärung, zur Schmalspur, weil man hier noch besser die Seele baumeln lassen kann als bei der Regelspur und wer diesen Zauber einmal genossen hat, wird kaum wieder davon los kommen. Dies ist unabhängig, ob es sich um 1m, 1e oder 1f handelt. Alles hat seine Berechtigung und ich glaube nicht, dass ein 1f-Freund sich durch Einsichten in die Gesetze des Marktes von 1m überzeugen lassen wird oder umgekehrt. Und das ist auch gut so. Jeder sollte seinen Traum verwirklichen! Mit ein wenig Kreativität und Energie gelingt das auch indem man Gleichgesinnte sucht und dann versucht etwas zu bewegen.
Meterspur? Warum nicht? Gleismaterial gibt es hierfür von Hegob und Hosenträger.
Für mich ist das Zusammenspiel der verschiedenen Spurweiten besonders reizvoll. In diesem Zusammenhang wäre z. B. eine meterspurige Straßenbahn als Teil der Regelspuranlage interessant, zumal der Hersteller Stangel Modellbahnbau aus Polen auf der ONTRAX in Utrecht seinen ersten Straßenbahnzug vorgestellt hat. Es handelt sich um Siemens Schuckert Typ A.
Und ein weiterer Straßenbahnzug ist geplant. In der engeren Wahl ist der Kriegsstraßenbahnwagen (KSW). Straßenbahn kann auch unabhängig von der Eisenbahn zu einem eigenen Thema werden.
Im Übrigen möchte ich noch einmal an Complexx Suisse erinnern. Anlässlich der Spielwarenmesse 2004 wurde ein komplettes System in 1m nach Schweizer Vorbild vorgestellt: Die Ellok HGe 2/2 für Zahnstangenbetrieb der Furka-Oberalp-Bahn, die zweiachsigen Personenwagen B 4201 bis B 4203, der geschlossene Güterwagen GBv, Selbstbaugleis, Weichen, Oberleitungsmasten und Abt-Zahnstange. Dieses System wurde von der Fachpresse begeistert aufgenommen. Dass es schließlich nicht realisiert worden ist, hatte andere Gründe.
Wenn ich der Argumentation von Herrn Dr. Wolf folge, wäre eher 1f die richtige Entscheidung, denn hier wäre die Wahl der Radien und der gesamte Platzbedarf der einer H0-Anlage und durchaus für den sozialen Wohnungsbau geeignet.
Herr Faber schreibt: „Die kleineren Stückzahlen der Schmalspur bringen auch keinen Kostenvorteil. Schmalspur ist nicht billig. Höchstens, wenn man sich bei der Größe der Anlage (auch aus Platzgründen) zurückhält und weniger Fahrzeuge kauft“.
Billig ist die Schmalspur nicht, aber im eigentlichen Wortsinn preiswert – nämlich ihren Preis wert. Dazu kommt noch, dass die Züge auch viel kürzer sind und man weniger benötigt, um ein überzeugendes Gesamtbild abzuliefern. Eine Lok, ein Packwagen und ein Personenwagen stellen schon einen glaubwürdigen Zug dar (durch Fotos belegbar). Die Anlage der „Sächsischen Schmalspurbahn Hamburg“ macht diesen Gedanken sehr anschaulich.
Der erste hier gezeigte Zug besteht ausschließlich aus Eigenbauten, auch die Lok.
Uwe Lacina
Kommentar von Horst Rothfuß |
Hallo zusammen,
also heute schon bekennender Fan der Spur 1m möchte ich zu der Diskussion noch beitragen, dass es meiner Meinung nach ein Irrglaube ist, mit der Schmalspurbahn Platz sparen zu können. Ein 60m Radius im Original ist immer noch rund 2m!! im Modell. Allerdings muss ich zugeben, dass ab einem Modellradius von ca. 90 cm die Sache schon ein recht gutes Bild abgibt. Und dann stimmt die These wieder. Günstig für die Umsetzung ins Modell ist auf jeden Fall die Einfachheit der Vorbildanlagen und die meist geringe Anzahl von Fahrzeugen beim Vorbild. Aber dann muss man erstmal die anscheinend angeborene Sammelleidenschaft ablegen und sich aufs wesentliche konzentrieren. Und den Spaß am Selbstbau wieder entdecken. Ich selbst bediene mich übrigens wie einige andere Mitstreiter bei der Gleiswahl im Spur 0 Sortiment. Momentan geht aber ohne Selbstbau fast garnichts. Horst Rothfuß