Verkraftet das der Spur-1-Markt?
, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 13)
Auch wenn der Trend zu großen Spuren ungebrochen ist und man sich bei der Spur 1 eindeutig in der weitgehend krisenunabhängigen Luxusgüterindustrie bewegt, stellt sich in diesem Jahr die Frage, ob der Markt die Menge der Neuheiten überhaupt aufnehmen kann.
Wenn ich mit Herstellern, sehr erfahrenen Spur-1-Sammlern und Lesern über das explodierende Angebot spreche, höre ich nicht nur Begeisterung. "Ich denke, dieses Jahr, spätestens aber das nächste Jahr könnte schicksalhaft für die Spur-1-Branche werden", sagt einer, der sich auskennt. "Ich verkaufe gerade 80 Prozent meiner Sammlung", sagt ein langjähriger Sammler. "Ich habe drei Märklin-Loks verkauft, damit ich mir die Tssd leisten kann", erzählt mir ein Leser am Telefon. "Wir können uns nichts ans Lager legen, das ist zu teuer", erklären mir etliche Hersteller zu der Frage, wieso man nicht mal ein paar Stücke mehr produziert für Spätentschlossene, Neueinsteiger und Kunden, die gern einen Impulskauf machen würden.
Der Druck, dann kaufen zu müssen, wenn etwas auf den Markt kommt und ausgeliefert wird, ist ein Kennzeichen des Spur-1-Markts. Es liegt an der Art, wie die "Hersteller", die eigentlich Projektentwickler und Importeure sind, ihren Markt entwickeln.
Die fast komplett nach Korea und vor allem China verlagerte Produktion folgt ihren eigenen Gesetzen. Schon wenn die ersten Zeichnungen in Auftrag gegeben werden, sind 10 bis 15 % der Gesamtsumme fällig, die das Komplettpaket von XY Lokomotiven oder Wagen kosten wird. Ein ähnlicher Betrag muss für das oder die Handmuster vorausbezahlt werden. Und bevor der Importeur bzw. Anbieter den Container angeliefert hat, muss die Ware bezahlt sein. Bis dahin ist kein einziger Euro eingenommen, der Importeur hat alles vorfinanzieren müssen. Und die Löhne in China steigen jährlich um 10 Prozent.
Hat der Importeur die Stückzahl zu vorsichtig geplant oder nicht finanzieren können, müssen Umsatzverluste durch fehlende Lagerhaltung hingenommen werden. Die verprellten Kunden ärgern sich.
Diese Art der Kleinserienproduktion im Fernen Osten hat aber einen grundlegenden Konstruktionsfehler. Weil Modelle vom Kunden (auch wegen der Vorbestellpreise) vorbestellt werden müssen, aber kein genaues Lieferdatum bekannt ist, muss der Kunde die Ware dann abnehmen, wenn sie zufällig lieferbar ist. Dieser Quasi-Kaufzwang widerspricht beim Konsumenten jeder wirtschaftlichen Vernunft. Die Alternative, dann zu kaufen, wenn Geld in der Hobbykasse ist, gibt es nicht: Fast alle Importeure können (und wollen) keine Lagerhaltung finanzieren. Auch die Händler, die als Puffer dienen könnten, können sich angesichts sinkender Handelsspannen bei vierstelligen Einkaufspreisen kaum etwas ans Lager legen. Auch sie müssen durch Vorkassezahlungen in Vorleistung gehen. Ein kapitalschwacher Markt also, bei dem niemand ein unternehmerisches Risiko eingehen will – und kann. Gezahlt wird vor der Lieferung.
Ich habe in der folgenden Tabelle die Lokomotiven und Triebwagen zusammengestellt, die dieses Jahr und 2014 ausgeliefert werden. VP steht für Vorbestellpreis, bei Wyko ist der Preis noch unbekannt, alles andere sind Endpreise bei Lieferung für die kleinste oder NEM-Ausführung. Es gibt nur eine zweistellige Zahl von Spur-1-Begeisterten, die alle Modelle für rund 86.000 € kaufen werden. Weil sie es sich leisten können. Doch wer kauft schon jährlich "Spielzeug" im Wert eines veritablen Autos? Die Geschäftsmodelle könnten ins Wackeln kommen.
Der Durchschnittsverdiener ist jedenfalls gezwungen, sich auf ein, zwei Neuheiten zu beschränken. 2013 wird eine Flut von Neuheiten an ihm vorbeiziehen, die er gern gehabt hätte. Und wenn er plötzlich doch das Geld für eine Anschaffung mehr zur Verfügung hätte, bleibt nur die Hoffnung. Die Lok ist ausverkauft. Man landet bestenfalls auf der Warteliste und muss darauf hoffen, dass ein Vorbesteller gestorben oder zahlungsunfähig ist. Was für ein seltsamer Markt!
Auslieferungen 2013 | ||
Februar | Normalpreis | |
KM1 | BR 183 | 3.190 € |
Spur-1.at | ÖBB Rh 1089/1189 | 3.450 € |
März | ||
Märklin | VT 98/VS 98 | 1.500 € |
Märklin | SBB Ce 6/8 II | 2.000 € |
KM1 | BR 03 | 3.150 € |
KM1 | BR 42 | 3.190 € |
Wunder | E 50 | 3.450 € |
2. Quartal | ||
Märklin | Gt 2x4/4 | 2.000 € |
KM1 | Glaskasten | 1.490 € |
KM1 | Kö I | 690 € |
KM1 | wü Tssd | 1.990 € |
Dingler | V 60 | 4.350 € |
MBW | V 2001 | 999 € |
Kiss | Ludmilla neue Vers. | 1.895 € |
Kiss | bad. Kittel-DT | 1.990 € |
Kiss | SBB Re 6/6 | 2.995 € |
3. Quartal | ||
Dingler | SBB Ee 3/3 | 4.350 € |
Märklin | V 200 0 | 1.000 € |
Märklin | E 10 blau | 1.700 € |
KM1 | Startset Kö | 1.490 € |
KM1 | BR 82 | 2.390 € |
MBW | 221 | 999 € |
Wyko | BR 65 | ? |
Kiss | BR 95 | 2.895 € |
Wunder | VT 085 | 7.950 € |
4. Quartal | ||
KM1 | BR 01 | 1.890 € |
KM1 | BR 45 | 3.490 € |
KM1 | V 100 (VP) | 990 € |
Spur-1.at | Rh 12 | 3.390 € |
Regner | BR 713 | 2.370 € |
Märklin | BR 38 | 3.000 € |
Märklin | BR 24 | 1.800 € |
MBW | E 50/150 | 1.499 € |
MBW | V 160 „Lollo“ | 999 € |
Wunder | E 17 | 3.250 € |
Kiss | BR 988 | 2.095 € |
Summe 2013 | 85.876 € | |
Auslieferungen 2014 | ||
Kiss | BR 05 | 8.995 € |
KM1 | V 2000 | 2.390 € |
KM1 | V 300 | 2.690 € |
KM1 | BR 98 75 (VP) | 890 € |
KM1 | BR 184 | 2.690 € |
KM1 | BR 50 | 2.290 € |
KM1 | BR 44 | 3.290 € |
KM1 | BR 015 | 2.690 € |
MBW | V 320 | 1.299 € |
MBW | V 65 | 999 € |
MBW | VT 085 | 2.599 € |
MBW | ETA/ESA 150 | 1.999 € |
Spur-1.at | E 94/Rh 1020 | 2.990 € |
Summe 2014 | 35.811 € |
Es kann einem schwindlig werden bei diesem Angebot, bei dem die Personen- und Güterwagen, die Pkw und Lkw, ein paar Kleinstserienhersteller und die noch nicht bekannten Liefertermine fehlen.
Und es stellt sich die Frage: Kann der Markt – also Sie, liebe Leser – diese Neuheitenflut verkraften? Wie reagieren Sie?
Nachtrag 12.2.2013: Wie einige Leser offenbar mit Recht erwartet haben, verschieben sich die Liefertermine bereits: Bei KM1 kommt die 03 im April, die Tssd und die 42 im Mai, der Glaskasten erst im Juli, die 45 im September. Die 82 ist ins 4. Quartal gerutscht.
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Kommentar von Christian Gahre |
Sehr geehrter Herr Weidelich,
vielen Dank für Ihre "geballte" Aufstellung der zukünftigen Neuheiten. Kleine Anmerkung: Da sind aber noch keine "Wägelchen" dabei, die kommen auch noch, außerdem das Zubehör, Autos/LKW etc...
Ich kann (und will) mir das "Wenigste" aber "Wichtigste" leisten. D.h., ich wähle genau aus was in meine Epoche (bei mir IIc/IIIa) passt und was ich evtl. gerne haben möchte in meiner Sammlung, dazu kommt, wer ist der Hersteller meines Vertrauens!
Da bleibt für mich nicht viel übrig und meine (Vor)Bestellungen sind bis auf ein/zwei Wagen soweit erledigt.
Ich habe alle Spur-1-Loks eines Herstellers aus Göppingen verkauft, nutze nur noch Wagen dieses Herstellers und auch nur dann, wenn das Preis/Leistungsverhältnis einigermaßen stimmt, ich schaue hin, was als Neuheiten kommt, es wird aber sehr sehr genau geprüft!
Darüberhinaus nutze ich beim Hersteller des Vertrauens nur noch Vorbestellungen, gleichwohl ärgert es mich sehr und wie Sie auch treffend geschrieben haben, das aufgrund der fehlenden Lieferzeiten allgemein nicht kalkuliert werden kann. Ein Unding, das gibt es wohl auch nur in dieser Branche....
Wie ich schon im Thread zur Messe Nürnberg geschrieben habe:...die Neuheitenflut wird irgendwo nach hinten losgehen, da bleibt der ein oder andere Hersteller und vielleicht auch mancher Kunde auf der Strecke.
Ich kann natürlich verstehen, das Firmen im derzeit expandierenden Spur 1 Markt auf den Zug aufspringen und sich ein Scheibchen abschneiden wollen, nur: das ist eben NICHT HO ! Das Klientel begrenzt. Der Anspruch bei "Eingefleischten" extrem hoch!
Außerdem möchten ich natürlich auch, dass meine Investitionen irgendwo erhalten bleiben für diese Luxusartikel, denn ich habe und werde "sauerverdientes" Geld dafür ausgegeben.
Beste Spur 1 Grüße
Christian Gahre
Kommentar von NeuSpur1er |
Hallo Herr Weidelich,
auch ich möchte herzlichen Dank für die Auflistung der geplant-lieferbaren" Lokomotiven sagen.
Ich gehe allerdings ganz fest davon aus, dass mindestens 1/3, wenn nicht sogar die Hälfte nicht ausgeliefert werden kann. Somit sehe ich es gelassen. Ich bestelle nur bestimmte Artikel, welche zu meiner Anlage passen, vor. Ich brauche nicht jedes Modell in versch. Ausführungen. Weniger ist manchmal mehr. Bis jetzt sind für mich 3 Lokomotiven eines Herstellers angekündigt, davon eines ohne Handmuster. Ich rechne also dieses Jahr mit vielleicht 2 Lokomotiven für mich. Es ist zwar auch eine stolze Summe, aber es ist leistbar. Und falls ein Modell doch später ausgeliefert werden soll, ist es für mich nicht so schlimm. Das Geld verbleibt in der Sparsau.
Viele Grüsse
NeuSpur1er
Kommentar von HPD |
Guten Tag Herr Weidelich,
vielen Dank für die umfassende Übersicht,der Liefertermine und vor allem des erkennbaren großen Angebotes an unterschiedlichen Vorbilder. Hier dürfte doch wohl für jeden Sammler-,Anlagenbauer, oder Liebhaber bestimmter Baureihen etwas dabei sein.
Die Liebhaber der z.B. Spur Null könnten neidisch werden.
Grundsätzlich stellt sich die Frage,ob der Kauf aller dieser Modelle einen Sinn ergibt? Warum sollte der Modellbahner das tun? An dieser Stelle können nur klare eigene Motive für langanhaltende Freude sorgen,sonst wird der Spaß am Kauf schnell verfliegen.
Denn die nächste Frage folgt sogleich,was macht der Modellbahner mit all den schönen Modellen? Natürlich, er benutzt sie.( OOK hat dies in seiner Anlagen-Planung ausführlich erläutert).
Wer will schon Schachtelfriedhöfe?
Somit wird ein Teil der Kundschaft sehr genau auswählen und auch gezielt vorbestellt habe und die Geldmittel dann auch vorher kalkulieren.
Modellbahner, die im Sammeln Ihre Freude am Hobby ausleben, dürften bei der bekannten Preisstruktur eh vorher überlegt haben was sie tun.
Modellbahner, die einer bestimmten Baureihe nicht widerstehen können werden gerne ein technisch nicht mehr so taufrischnes Modell gegen eins neuester Technik ersetzen wollen, oder "ältere Modelle" austauschen wolle,indem sie altes Material verkaufen und damit Neuheiten zumindest teilweise bezahlen.
All diese Gruppen werden sich wohl am großen Angebot in der einen oder anderen Art freuen und Ihre Modelle aussuchen.
Somit dürfte es wohl zu keinen Problemen kommen, da ja durch das Vorbestellwesen die Hersteller schon einen Absatz im Vorfeld haben und der Kunde doch hoffentlich die Übersicht über seine Bestellungen und damit über seine Finanzen behält.
Kritisch wird es nur, wenn aufgrund der geballten Lieferungen die Kaufkraft der oben beschrieben Gruppen erschöpft ist.
Vernünftigerweise wird der Modellbahner sich dann mit Vorbestellungen zurückhalten,je nachdem welcher der obigen Gruppen er angehört.
Wahrscheinlich werden die Anbieter dann nur noch die Mengen herstellen, für die Vorbestellungen vorliegen.
Wer unter uns ein bestimmtes Anlagenthema verfolgt, muß nicht alles kaufen und kann daher der Neuheitenflut beruhigt entgegensehen.
Für die Hersteller gilt: Wer vieles bringt wird jedem etwas bringen.
In diesem Sinne weiterhin viel Spaß mit der Spur 1
wünscht HPD
Kommentar von Waldmeier Bruno |
Grüezi Herr Weidelich
Danke für die saubere Übersicht für's '13/14. Ich bin sehr erstaunt (und irgendwie beruhigt), wie gelassen und vernünftig alle meine "Vorredner" die Situation beurteilen. Das nenne ich Markt - dieser wird sich von alleine regulieren, wenn nicht heute, dann morgen. Bei Warenhäusern geht ja man schliesslich auch nicht davon aus, dass alle Besucher das gesamte Sortiment kaufen werden...
Kommentar von M.Mende |
Guten Tag
Keiner wäre so irre, dass er alles kaufen würde, da jeder Modellbahner sein "Spezialgebiet" hat und sich nur die dazu passenden Artikel zulegen wird.
Das ganze Theater um Preise, Stückzahlen, Lieferzeiten, Verfügbarkeit usw. wäre unnötig und hat seine Ursache ganz wo anders, als oberflächlich betrachtet zu vermuten ist. Warum wird denn in Asien produziert und nicht in unserer Heimat?
Bei uns werden beispielsweise die kleinen Firmen und Handwerksbetriebe in Mitgliedschaften gezwungen, für die sie Zwangsbeiträge abführen müssen. Der Verteilungsapparat mit Namen BRD presst dazu die kleinen Firmen erbarmungslos mit Abgaben aller Art aus, dass diese ständig den möglichen Firmenexitus vor Augen haben. Diese Abgaben muss der kleine Hersteller auf den Preis seines Produktes legen um halbwegs sein Geschäft am Leben halten zu können. Dadurch wird der Preis für das Produkt so hoch, dass ihn ein deutscher Normalverdiener nicht mehr bezahlen kann. Denn dieser bekommt schon seit Jahren auf Grund der "von oben" verordneten Lohnzurückhaltung viel zu wenig Geld für seine Arbeit. Alle schreien nach billigen Modellen aus Fernost, anstatt Löhne, die ihrer Arbeitsleistung entsprechen, zu fordern. Hier ist inzwischen ein abartiges Ungleichgewicht entstanden. Deutsche Hersteller, die Messingmodelle in Kleinstserien auf Kundenwunsch auf deutschem Boden anfertigen würden, müßten mit Preisen aufwarten, die die meisten Käufer nicht zahlen könnten. Also wird die ganze Produktion nach Asien verlagert. So stirbt das deutsche Handwerk aus. Noch funktioniert das Geschäft für einige Hersteller (die eigentlich, wie schon passend festgestellt wurde, eher Zwischenhändler/Importeure sind),doch die Asiaten sind nicht blöd und werden nicht ewig für eine magere Bezahlung Modelle für deutsche Auftraggeber herstellen.
Ich würde mir wünschen, dass deutsche Modellbahner wieder bei deutschen Kleinserienherstellern (Manufakturen), die auch tatsächlich in Deutschland die Modelle anfertigen, ihre bezahlbaren Wunschmodelle in Auftrag geben könnten. Da wüßte man woran man ist. Klar muß aber sein, dass ein Spur 1 Kleinstserienmodell immer teuer sein wird/muß. Es ist ein Luxusartikel, wie ein Schmuckstück vom Juwelier, in dem eine Unmenge an Arbeit und Können steckt und das sollten sich besonders die Modellbahner, die nur Wünsche äußern und möglichst wenig bezahlen wollen, zu Herzen nehmen. Bei einigen Modellbahnzeitgenossen hat die realitätsfremde "ich will haben, haben, haben...und Geiz ist geil"- Mentalität schon beängstigende Ausmaße angenommen.
MfG
M.Mende
Antwort von Friedhelm Weidelich
Liebe Leser,
natürlich wollte ich ein wenig provozieren mit der hohen Gesamtsumme. Konsumenten agieren mehr oder weniger rational und kaufen nur das, was sie "brauchen". Oder was der Geldbeutel oder das Sparschwein hergeben.
Wenn man schätzt, welches Marktvolumen (5, 10 oder gar 20 Millionen €?) hinter dem Angebot an Lokomotiven und Wagen steckt, dann sieht die Rechnung furchterregender aus. Geht man von durchschnittlich 200 Stück (das ist sehr wenig!) pro Loktype aus, kommt man 2013 auf ein Marktvolumen von 17,2 Millionen €.
So viel muss verkauft werden, wenn die Branche florieren soll. Und dann soll auch noch die Gebrauchtware, die Neuheitenkäufer abstoßen wollen, einen Abnehmer finden.
Es kann deshalb meines Erachtens zu einem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage kommen, denn die Kaufkraft der Kunden steigt im Zweifelsfall nicht.
Wenn jeder nur ein, zwei Lokomotiven kauft – wer kauft dann die 5000, 10000, 15000 übrigen, die neu auf den Markt kommen?
Kommentar von jens klose |
Hallo in die Runde,
Zuerst ein dank an herrn weidelich für seine widerum sehr informative arbeit. Alle, die bisher geschrieben haben, haben recht in ihrer jeweiligen ausführung. Ich denke nur, das die entgleisung des spur 1 - zuges ganz schnell kommen wird. In H0 hat es fast 20 jahre nach der wende gedauert, bis dieses phänomen eingetreten ist. Man schaue sich doch nur die fetten neuheitenblätter der großen hersteller dort an. 200 - seitige bundgedruckte gazetten ohne innovation und zeitgeist die nunmehr sogar geld kosten. In TT hat der zug die letzten 4 jahre so schnell fahrt aufgenommen, wie er in H0 15 jahre benötigt hat. Auch kein gutes zeichen für diese spurweite. In der spur 1 werden deshalb so viel neuheiten feilgeboten, weil ein, zwei oder drei neuheiten den umsatz nicht bringen. Die hoffnung liegt in der masse der neuheiten. Die rechnung mit der masse hat bisher noch keinen modellbahnhersteller das gewünschte gebracht. Das endresultat ist jedem bekannt. Man schaue sich nur die bucht an. Am samstag ist ne fast neue 01er von tante m. für 1010 euros unterm hammer gekommen. Auch wenn die bucht nicht jedermanns geschmack ist, aber hier erfährt man in aller regel knallhart, was das jeweilige produkt am markt wirklich wert ist. Und das kann man in jeder spurweite beobachten. Ich jedenfalls sehe den ankündigungen sehr gelassen entgegen. Wenn die hälfte kommt, dann wollen wir uns freuen und wenn nicht, leben wir auch weiter. Also jungs, alles wird gut.
Mit bestem gruß
Jens klose
Kommentar von Michael Foisner |
Hallo allerseits,
wenn ich mit Einsern dieses Thema anschneide, bemerke ich eine zunehmende Getriebenheit. "Wer soll denn noch all das Geld heranschaffen, um sich auch nur die wichtigsten Fahrzeugwünsche zu erfüllen?" Dies scheint mittlerweile der Tenor zu sein. Wer in der "glücklichen" Lage ist ein eng umrissenes Sammelgebiet zu haben, also z.B. eine ostpreußische Schmalspurstrecke um 1910, kann sich sicher weiterhin entspannt zurücklehnen und auf Dinge warten, die vielleicht nie kommen werden. "Leider" sammeln die meisten Einser aber Epoche 3 und "dummerweise" gehören die meisten der angebotenen Fahrzeugneuheiten ebenfalls zu dieser Epoche. Während man früher jahrelang und sehnlichst auf ein bestimmtes Modell wartete, hat sich binnen kurzer Zeit der Markt völlig gewandelt. Der Modellbahner wird wird mindestens im Quartalszyklus mit geradezu unverzichtbaren Neuheiten "bombardiert" und kann eigentlich nur noch Schadenbegrenzug betreiben."Welche Lok brauche ich unbedingt und auf welche muß ich leider verzichten?" Ich wage zu behaupten, daß die meisten Einser sich nur einen Bruchteil dessen kaufen können, das sie gerne hätten. ( 6000 Euro pro Jahr dürfen sich die weinigsten Einser leisten können. ) Die Getriebenheit erklärt sich aus der Tatsache, daß die Preise in Fernost unaufhörlich steigen und man nicht weiß, ob, wann und zu welchem Preis das gerade wegen Geldmangel verpasste Modell wieder aufgelegt wird. Eigentlich müsste man sich jetzt schnell noch auf Pump alles das kaufen, was wir uns in ein paar Jahren wegen gestiegener Preise nicht mehr leisten können.
Und wir befinden uns immer noch in einer Phase, in der noch nicht einmal alle gängigen Dampflokbaureihen der Epoche 3 in K&K-Qualität umgesetzt sind. Erst wenn das erledigt ist, wird eine gewisse Beruhigung eintreten und die Hersteller werden sich vermehrt an den Wagenpark und an die vielen hundert Splittergattungen wagen, die es mal in Deutschland gab. Und dann kann es für die Hersteller von Massenware gefährlich werden. Denn von Neuheiten wie z.B. E 80 oder ET 26 kann man eben nur noch Kleinserien auflegen. Für die Kleinstserienhersteller kein Problem, was aber machen K&K, wenn die Stückzahlen auf ein Zehntel der jetzigen runtergehen. Es bleibt auf alle Fälle spannend.
Viele Grüße
Michael Foisner
Kommentar von Ralf Heil |
Hallo,
ich finde die Neuheiten-Flut auch eher beängstigend. Selbst wenn man (so wie ich) nur Interesse an den gängigen Modellen hat, ist das in den nächsten zwei Jahren eine ganze Menge. Ich glaube auch nicht, dass sich die Termine viel nach hinten verschieben (so wie früher) und ich denke, da wird sich so mancher, der fröhlich vorbestellt hat, noch umgucken müssen. - Was aber bisher noch gar nicht zur Sprache kam: Was ist mit der Qualität und vor allem auch mit dem Service der Hersteller?? schon jetzt stoßen manche Hersteller mit ihrer Personal-Stärke absolut an ihre Grenzen. Da werden Modelle ausgeliefert, die nicht mehr 100% sind und darauf spekuliert, dass es nur einen begrenzten Rücklauf gibt. Außerdem die Vielzahl der Modelle muss gewartet, repariert werden. Also braucht man dafür mehr Personal. Wie sieht es mit den Ersatzteilen aus? Sind die für die Produkt-Palette vorrätig, greifbar? Schon jetzt gibt es gängige Teile für aktuelle Loks/Wagen erst gar nicht (Märklin, eine Katastrophe und Unverschämtheit). Wenn man meint, nur noch Modelle über die Theke schieben zu können, dann wird das nicht funktionieren. Die ganze personal intensive Betreuung wird wichtig werden. Außerdem wird der Markt bei der Fülle ganz schnell übersättigt sein, und zu dem ballt es sich dann zu bestimmten Zeiten gewaltig.
R. Heil
Antwort von Friedhelm Weidelich
Hallo Herr Heil,
für den Hinweis auf Servicequalität und Ersatzteile bin ich Ihnen dankbar. Aus Erfahrung mit amerikanischen Modellen, die alle in China produziert wurden, weiß ich: Das ist die größte Schwachstelle! Denn häufig werden gar keine Ersatzteile mitproduziert; mal davon abgesehen, dass sich manche Schwachstelle erst im Betrieb herausstellt. Viele Kunden kauften sich deshalb bei Bachmann, als die Modelle noch günstig waren, gleich zwei: Eine Lok zum Fahren, die andere als Ersatzteilspender.
Kostenrechner haben nicht nur bei Märklin und LGB den einst großzügigen Ersatzteilservice weggerechnet und in ihrer unfassbaren Blindheit nicht erkannt, wie sehr sie damit das Qualitäts- und Markenimage schädigen. Defekte Modelle wegzuwerfen oder stillzulegen, kann keine Perspektive sein. Für die Spur 1 mit ihren teuren Modellen schon gar nicht. Der Weg ist aber vorgezeichnet.
Kommentar von Kristian Grevel |
Was die Hersteller anbieten und liefern oder nicht, ist deren Sache. Ich kaufe das was ich möchte...weil ich lebe - im Gegensatz zum Hersteller - nicht davon...und die Welt ginge auch nicht unter, wenn sich der eine oder andere Hersteller verabschiedet. So etwas hat es immer gegeben und wird es immer geben.
Kommentar von B. Steppan |
Sehr geehrter Herr Weidelich.
Sie haben recht. Auch ich denke, dass eine Sättigung in der Spur-1-Szene in den nächsten paar Jahren sehr, sehr wahrscheinlich ist. Das liegt primär an der Modellflut: Die Kleinserienhersteller bringen viel zu viele Modelle des gleichen Interessengebiets zur gleicher Zeit auf den Markt. Das bleibt nicht ohne Folgen: Die Leute werden aus Kostengründen nur ein bis zwei der attraktivsten Lokmodelle pro Jahr finanzieren können. Damit wird das eine oder andere Modell auf der Strecke bleiben, weil sich die Fernostproduktion nur ab einer gewissen Auflage rentiert.
Zum anderen wird eine Marktsättigung schon durch den sehr beschränkten Sammlerkreis auftreten. Irgendwann sind alle populären und langlebigen Lokmodelle in den Händen dieses Sammlerkreises. Blieben noch Gebäude und Waggons. Und dann? Die demographische Entwicklung wirkt sich gerade bei der Spur 1 besonders negativ aus: Für die teueren Modelle fehlen die finanzkräftigen Senioren hier besonders. Werden in einigen Jahren zudem aus Nachlässen viele Modelle auf den Markt kommen, hemmt das die Neuproduktion zusätzlich.
Beste Grüße,
B. Steppan
Kommentar von Wolfgang Flinsbach |
Hallo,
Ich darf an die Wunschlisten von Spur1 Modellen im Spur1 Forum erinnern.Auch an die Diskussionen um die Lieferverzögerungen und Schlussendlich um die Streichung von vorbestellten Modellen.
Und jetzt kommt das grosse Weinen,wenn der Geldbeutel leer ist.
Dass ein Hersteller wie Km1,der ein Modellbahnsortiment in Spur1 aufbaut,nicht von zwei Modellen im Jahr leben kann,begreift doch ein Hauptschüler in der vierten Klasse.
Wir fordern,horten,schimpfen und hoffen,dass nicht alle von uns bestellten Modelle wirklich zum angegebenen Zeitpunkt kommen.
Deshalb finde ich die Vorbestellung mit rechtsgültigem Vertrag in Ordnung.
Wenn jemand nur eine Dingler V60 schön findet,dann soll er sich doch eine zulegen.Ich finde sie ja auch super,aber über 4000€ sind für mich nicht drin.Das ist mehr als mein Spur1 und Furkahobby zusammen.
Deshalb leiste ich mir ein Märklin für weniger als ein Zentel des Dingler-Modells,auch wenn ich Pur-Radsätze und einige Zurüstteile verbaue.
Ich hoffe,dass statt vieler neuen Lokmodelle mehr Wagen kommen.
Es sollte doch möglich sein,Güterwagen in der Detaillierung und Ausführung wie bei Brawa in Spur0 auch in Spur1 zu einem 30-40% höheren Preis als das Brawa Modell herzustellen.
Gruss Wolfgang
Kommentar von M. Krech |
Lieber Herr Weidelich,
vielen Dank für Ihre Darstellung, allerdings wäre ich mir nicht sicher, ob Ihre Betrachtung der finanziellen Seite stimmt. Ich denke, wir sollten uns hier nicht den Kopf der Anbieter -seien es nun Produzenten oder Importeure- zerbrechen. Die Anbieter haben wieder ein volles Neuheitenprogramm aufgelegt, also gehe ich mal davon aus, dass sich das in der Vergangenheit gerechnet hat. Ob es sich dieses Jahr auch rechnen wird, sehen wir vielleicht nächstes Jahr.
Ihrer und der hier mehrfach vertretenen Meinung, dass die Spur 1 aus der Spur läuft, stimme ich allerdings zu, wenn auch aus meiner ganz persönlichen und daher nicht zu verallgemeinernden Sicht. So kann ich auch nur für mich konstatieren, dass das Spur 1 Angebot, das jüngst von mehr oder weniger großen Dampflokmodellen dominiert war, und dessen Vermarktungsstrategie an meinen Vorstellungen, dieses Hobby weiter zu betreiben, vorbei gelaufen ist. Ich folge der Vorbestellpraxis nicht und empfinde die Spur 1 Lokomotivmodelle technisch als so überladen, dass sich für mich die Frage nach der Handhabbarkeit in der (Fahr-)Praxis in den Vordergrund gedrängt hat. Die aktuelle Modellpalette der Anbieter überschreitet mein persönliches Limit so weit, dass sie mich schon nicht mehr interessiert. Die Verfügbarkeit der Modelle selbst und ggfs. von Ersatzteilen haben Sie schon thematisiert. Ich sehe auch nicht, wie man einen zuverlässigen Anlagenbetrieb über etliche Jahre -das erwarte ich von einer Lok für 2000 Euro- gewährleisten kann.
Lange Rede kurzer Sinn, ich bin ausgestiegen. Das heißt jetzt nicht, dass ich alles verkauft habe, aber es wird weniger. Stattdessen habe ich mich den alten 'Tin-Plate' Bahnen zugewandt und gelegentlich gelingt es mir, so ein altes Maschinchen wieder zum Laufen zu bringen. Klare durchschaubare Technik kann von großem Wert sein, wenn es nur um ein Hobby geht.
Gestatten Sie mir noch eine abschließende wiederum sehr persönliche Bemerkung. Wenn man mich fragt, wie eine moderne, preiswerte Systemmodellbahn mit großer Spurweite aussehen sollte, dann lautet meine Antwort: wie die Spur 0 von Lenz. Wenn man mich fragt, wie eine moderne, preiswerte Spielbahn mit großer Spurweite aussehen sollte, dann lautet meine Antwort: wie die Spur G von Piko (den neuen VT11.5 von Piko halte ich für einen Geniestreich, und er war vor Weihnachten lieferbar!).
Meinen ehemaligen Spur 1 Kollegen wünsche ich trotz allem viel Freude mit ihrem Hobby.
Mit besten Grüßen,
Ihr M. Krech
Antwort von Friedhelm Weidelich
Lieber Herr Krech,
ich kann leider nicht allen antworten, aber Sie haben noch einmal neue Aspekte mit ins Spiel gebracht: Der Frust kann so weit gehen, dass man aussteigt. Es gibt nicht wenige, die zur Spur Null wechseln. Ich hatte mir das auch schon mehrmals überlegt, doch rein optisch sind mir diese Modelle zu klein und physikalisch nicht in der Lage, so einen beeindruckenden Sound und Dampf zu erzeugen. Und weil alles so klein ist, hat bei gegebenem Raum mehr Platz auf der Anlage. Also kauft man vielleicht mehr, was den Preisvorteil reduziert.
Die Spur 1 ist ein Luxushobby, wie Sie richtig bemerken. Und damit scheidet es für viele aus – bei kommenden Rentnergenerationen mit sehr schmaler Rente schon ganz. Das wird die Branche wieder schrumpfen lassen. Es fehlt an preiswerten, modernen Einsteigersortimenten und damit auch der Anreiz für jüngere Kunden, in die Spur 1 einzusteigen. Die Epoche III/IV-Fans werden Tonnen unverkäuflicher Ware hinterlassen, die keiner mehr will, weil der Bezug dazu fehlt.
An "Spur G" (G = Gummi, habe ich mal zusammen mit einem Freund definiert) kann ich gar nichts finden, weil hier in einem Modell jede Koordinate einen anderen Maßstab hat. Die G-Modelle decken Maßstäbe von 1:32 bis 1:26 in einem einzigen Modell ab. Wenn Piko sich entschlossen hätte, in 1:32 zu produzieren, wäre das in der Tat eine preiswerte Alternative – von den überdimensionierten Spurkränzen einmal abgesehen. Im Garten fahre ich nun die gerade noch so akzeptable Baugröße 1:29 (auf zu schmalem Gleis), aber viel lieber D&RGW-Fahrzeuge im konsequent eingehaltenen Maßstab 1:20,3. Neues kaufe ich nicht mehr und auch in den USA ist der Markt gesättigt. Die Käufer streiken. Das wird bei der Spur 1 auch in ein, zwei Jahren passieren.
Nachvollziehbar ist auch die Entscheidung für tin plate. Das krasse Gegenteil von DCC und extremer Detaillierung. Da kommt kein Stress auf mit CVs, Updates und Übergangsbögen.
Sie haben sich anders entschieden, das ist vollkommen in Ordnung und ich wünsche Ihnen viel Freude – darauf kommt es schließlich an. Danke für Ihren Kommentar.
Kommentar von fgee |
Die Zukunft der Kleinserienhersteller - in allen Spurweiten - liegt bei "Losgrösse 1". Auch der industrielle Maschinenbau musste vor 30 Jahren diese Kurve kriegen. "Losgrösse 1" bedeutet, dass bei Bestellung produziert wird. Dazu gehört ein Fertigungskonzept mit kleinen Rüstkosten, z.B. mittels 3D-Druck, und kurze Versandwege zwecks Nähe zum Kunden.