Stahlschwellengleis von Hosenträger in der Praxis (3)

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 1)

tl_files/bilder/Hosentraeger/_3176804.jpgSie werden kaum glauben, wie viel Spaß man mit 120 cm Hosenträger-Gleis haben kann. Heute konnte ich mich endlich mit dem Weathering der Gleise befassen und habe etwas mit Farben experimentiert.

Weil sich mehrere Pulverfarben mit Rosttönen immer noch in einem Umzugskarton versteckt haben, habe ich mich bei Kremer Pigmente auf die Suche nach Ersatz gemacht. Wer eine Kunstakademie am Ort hat, dürfte auch bei einem Künstlerbedarf-Laden fündig werden.

tl_files/bilder/Hosentraeger/_3166754.jpgDie Farbpigmente für den Rost auf brünierten Neusilber-Schienen und Stahlschwellen aus Kunststoff sind spottbillig und äußerst farbintensiv. 100 Gramm kosten nur 2,98 € und reichen aus, hunderte oder eher tausende Meter Gleis mit Rosttönen zu versehen.

Von den fünf ausgewählten Eisenoxiden gefielen mir beim Einfärben der Gleise besonders Eisenoxidbraun 610 hell, Eisenoxidorange 960 und Braunocker hellbraun. Da die Untergründe schwarzbraun sind, habe ich auf dunklere Brauntöne verzichtet. Erfahrene Gleisbauer mischen sich daraus eine eigene Mixtur zusammen, um über weite Strecken auf einen einheitlichen Farbton zu kommen. Das habe ich noch nicht gewagt, zumal die eifrig gesammelten Fotos von Schienen ganz verschiedene Farbtöne zeigen. Der Rost hängt nicht nur von dem verwendeten Stahl ab, sondern noch mehr vom Alter und dem Verkehr auf dem Gleis. Man(n) kann daraus eine Wissenschaft machen – wenn man will.

tl_files/bilder/Hosentraeger/_3176757.jpgDie besten Rezepte sind die, die man selbst entwickelt hat und mit denen man am besten zurechtkommt. Doch manchmal ergeben sich zufällig noch bessere Methoden.

Man muss sich damit abfinden, dass die Eisenoxide in der Tüte anders aussehen als nach dem Umfüllen in die Kunststoffbehälter und auf dem weißen Teller. Ich verwende gern Spiritus zum Auftragen der Pigmente, weil sich der Alkohol sehr schnell verflüchtigt und das Ergebnis rasch sichtbar wird. Nass sehen die Farben anders aus als trocken, und so muss man sich an die Ziel-Farbtöne herantasten.

tl_files/bilder/Hosentraeger/_3176761.jpgDie empfohlene Methode, in die noch feuchte Brünierung Pigmente einzubringen, hat mich nicht ganz überzeugt. im Nachhinein bin ich bei dem Schienen auch nicht völlig mit der Methode zufrieden, Pigmente mit Spiritus aufzutupfen. Denn das Ergebnis wirkt recht fleckig.

tl_files/bilder/Hosentraeger/_3176762.jpgHier wurden ziemlich nass verschiedene Rosttöne auf Schienen und die Schwellen rechts aufgetragen. Die Kamera zeigt überdeutlich, dass zu große Farbunterschiede "nicht richtig" wirken:

tl_files/bilder/Hosentraeger/_3176764.jpgNoch schlimmer sehen nasse und trockene Farben aus. Das soll aber nicht davon abhalten, sich von diesem Anfängerpfusch abzusetzen und mit Beharrlichkeit daran zu arbeiten, ein guter Modellbauer zu werden.

Immerhin wissen wir jetzt: Zu ungleichmäßige Farben sehen ungleichmäßig und "falsch" aus. Obwohl in der Natur Gleise mal so aussehen:

tl_files/bilder/Hosentraeger/PE023810.jpgUnd ein paar Meter weiter so:

tl_files/bilder/Hosentraeger/PE023811.jpgSchwellen können aber auch so aussehen:

tl_files/bilder/Hosentraeger/P9079362.jpgAchten Sie auf den schwachen Glanz und die etwas helleren Schrägen.

tl_files/bilder/Hosentraeger/_3176787.jpgSo ganz falsch sieht der Schienenverbinder des Hosenträger-Gleises gar nicht aus, wenn auch die orangen Töne eher auf ein wenig benutztes Gleis hinweisen – oder auf frisch verlegte Schienen... Die schwarzen Partikel stammen vom Schienenradierer und könnten einen Hinweis geben, wie man mit gröberen Farbpigmenten ein stark verwittertes Gleis und Ablagerungen von Spurkranzschmierungen und Dreck simulieren kann.

tl_files/bilder/Hosentraeger/_3176788.jpgFür ein gleichmäßiges Ergebnis sorgte leider nicht der Spiritus, sondern die Acrylfarben-Verdünnung von Tamiya, die die Pigmente feiner verteilt hat. So wie hier:

tl_files/bilder/Hosentraeger/_3176803.jpgDass die innenliegenden Schraubenenden abgeschnitten wurden, damit NEM-Radsätze von Märklin nicht darüberholpern, zeigt dieses Foto leider auch. Mit bloßem Auge ist diese kleine Manipulation aber nicht zu erkennen. Außen sieht das Gleis schon ziemlich überzeugend aus, nachdem der Schienenkopf mit einem Gleisradierer von Farbe befreit wurde.

tl_files/bilder/Hosentraeger/_3176804.jpgHier könnte noch eine hauchdünne Waschung mit Eisenoxidorange, die sich im Übergang von Schienensteg und -fuß absetzt, für eine Nuance mehr sorgen. Letztlich ist es auch Geschmackssache, wie weit man gehen möchte. Aus irgendeinem Grund wirkt eine dunklere Schiene im Modell besser als die helleren Schienen in der Natur.

Anders beleuchtet zeigt sich die leicht poröse Schienenoberfläche, die sich kaum vom Original unterscheidet:

tl_files/bilder/Hosentraeger/_3176806.jpgNun müssen noch - möglichst bei Tageslicht – die Schwellen ein besseres Finish erhalten und die etwas zu bunt geratenen Schienen farblich angepasst werden. Auch der saubere Schotter braucht eine ordentliche Patina.

tl_files/bilder/Hosentraeger/_3176807.jpgWas für manche Leser vielleicht wie eine qualvolle Arbeit am Detail aussieht, ist in Wirklichkeit purer Modellbauspaß.

Und das Schöne ist: Fertig bin ich mit meinen 120 cm Gleis noch lange nicht, denn auch für den Flugrost auf dem Bahnkörper müssen die Eisenoxide noch herhalten und ein persönliches Rezept gefunden werden. Lassen Sie mir dafür bitte etwas Zeit.

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Kommentar von Wolfgang Flinsbach |

Hallo Friedhelm,

Klasse Dokumentation,Das macht Mut es nachzumachen.
Einziger Punkt,der mir nicht gefällt,beziehungsweise ich anders machen würde,wäre das Patinieren der Stahlschwellen und Gleise vor dem Einschottern.Der Schotter bekommt zwar Bremsabrieb und Flugrost ab,aber nicht so stark wie es eben passiert,wenn man die Schwellen und Schienen im eingeschotterten Zustand patiniert.
Gruss Wolfgang

Antwort von Friedhelm Weidelich

Danke. Mut zu machen, ist meine Absicht. Die Schienen sollte man m. E. vor dem Einschottern brünieren und teilweise patinieren, bei den Schwellen ist es schwieriger.

Ich denke, jeder muss seinen eigenen Weg finden, zumal es auch ein wenig Geschmackssache ist, wie sehr man verwittern und verschmutzen will. Der Kontrast ist durch den neuen Schotter und das gealterte Gleis sehr hoch. Inzwischen habe ich alles mit Rost bestäubt und ein besseres Ergebnis. Mehr darüber in den nächsten Tagen.