Spur1-Exklusiv: Die Pein-Modelle kommen wieder

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 2)

01 504 von Spur1-Exklusiv. Foto: Friedhelm WeidelichEin neuer Anbieter edler Spur-1-Modelle erweckt die Marke Pein in neuer Form wieder zum Leben.

Ich habe mit Spur1-Exklusiv-Inhaber Matthias Martin über seine Intentionen und Pläne gesprochen.

tl_files/bilder/Spur1-Exklusiv/_5149861.jpgHerr Martin, mit Spur1-Exklusiv lassen Sie die alte Marke Pein wieder aufleben. Was hat Sie dazu bewogen?

 

Ich bin jahrelanger Sammler und Betriebsbahner und betreibe eine relativ umfangreiche Anlage mit bis zu 40 Zügen. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass Pein eine sehr hohe Qualität für Betriebsbahner darstellt. Sie haben nicht nur bei der Verarbeitung hochwertigste Materialien, sondern diese sind auch gepaart mit hervorragenden Laufeigenschaften.

Es ist mir wichtig, dass man die Qualität nicht nur sehen kann. Wenn eine Pein-Maschine an mir vorbeifährt, ist es etwas anderes, als wenn eine andere „vorbeihumpelt“. Es ist einfach Qualität nicht nur bei der Optik, sondern auch beim Fahren. Ich finde es extrem wichtig, dass so etwas nicht ausstirbt. Das hat mich bewogen, diese Qualität in modernisierter Form weiterleben zu lassen.

 

Für die nicht so erfahrenen Spur-1-Sammler und Einsteiger: Was war das Besondere an den Modellen von Pein?

 

Leider sind Hans-Dieter Pein und seine Frau vor Jahren gestorben. Die Wurzeln liegen ja bei Markscheffel & Lennartz, die ja nur Modelle vertrieben haben. Schönlau und Pein bauten ihnen die Modelle. Lennartz wurde bekannt durch einen sehr hohen Detaillierungsgrad und den konsequenten Einsatz von Edelmaterialien, das heißt Edelstahl und Messing, handgelötet, handlackiert und individuell auf Kundenwünsche abgestimmt. Da war höchster Präzisionsanspruch in Verbindung mit leistungstarken Motoren und Getrieben mit guten Zugeigenschaften.

Später hat sich Pein selbständig gemacht und von Lennartz getrennt und hat dann bis zu seinem Tod – es waren leider nur ein paar Jahre – die Modelle vertrieben und noch mehr auf die Betriebsbahner Rücksicht genommen. Das heißt: Die ersten Pein-Maschinen hatten alle Finescale-Räder und zum Teil, wie bei der 96er, ein starres hinteres Fahrwerk, mit dem man engere Radien nicht fahren konnte. Für Betriebsbahner waren die Modelle anfangs so nicht verwendbar, es waren damals mehr Vitrinenmodelle. Die neuere Generation, die dann später kurzzeitig auch von Dingler übernommen und weitergebaut wurde, wird dagegen den heutigen Ansprüchen überaus gerecht.

 

Und was reizt Sie persönlich daran?

 

Nicht nur, dass ich in der Lage bin, befreundeten und bekannten Modellbahner mit die höchste Qualität überhaupt liefern zu können; sondern ich bin auch ein Freund der alten Werte. Dazu gehört auch hohe Handarbeitsqualität. Ich möchte unter anderem auch einen Gegenpol setzen gegen die mittlerweile immer mehr nach China abwandernde schnelllebige Produktion mit Druckgussrahmen und billig, billig, billig. Dieser Qualitätsstandard, den Herr Pein geschaffen hat, darf nicht untergehen.

 

Also keine Produktion in China oder Südkorea?

 

Ich produziere in Polen. Die gesamte Mannschaft, die auch für Herrn Pein tätig war, wurde von mir übernommen. Samt Maschinen und Fabrikation arbeitet dieses Unternehmen ausschließlich für mich. Damit ist gewährleistet, dass der hohe Qualitätsanspruch, für den Pein schon immer gebürgt hat, erhalten bleibt.

 

Welche Vorteile hat die Produktion in Polen noch? Kurze Wege, keine Probleme mit einer anderen Mentalität?

 

Nicht nur. Die Mitarbeiter sprechen deutsch, können relativ kurzfristig reagieren. Der größte Unterschied zu einem Hersteller im asiatischen Raum ist aber, dass ich eine Einzelfertigung mache. Der Kunde bekommt sein individuell gewünschtes Projekt. Ich werde keine Serien auflegen, sondern Einzelfertigung machen, auf den Kundenwunsch optimiert.

Das ginge auch gar nicht in Asien. Bei Stückzahlen unter 50 wird Ihnen dort nicht einmal mehr die Tür aufgemacht.

 

Die Produktion von einzelnen Loks auf Bestellung weicht ja stark von der Fertigung bei fast allen Ihren Mitbewerbern ab. Mit welchen Lieferzeiten rechnen Sie, und wie organisieren Sie Ihre Fertigung?

 

Die wichtigen Komponenten – Motor, Getriebe, Decoder, Räder – werden sowieso vorgehalten. Die Lieferzeit wird ungefähr bei drei Monaten liegen.

 

Bockholt baut ja auch Einzelstücke und sehr kleine, oft nur einstellige Serien. Wie grenzen Sie sich hier im Markt ab?

 

Ich grenze mich damit ab, dass ich nicht in Edelstahl baue sondern in Messing. Dadurch gibt es einen etwas höheren Detaillierungsgrad. Auf der anderen Seite ist eine Stahl-Maschine von Herrn Bockholt nicht kaputt zu kriegen. Das ist etwas für Individualisten, die auf die sehr hohe Qualität des Edelstahls ansprechen.

Es gibt zwei Linien: Die einen wollen es detaillierter haben und Messing. Und die anderen wollen das unverwüstliche Modell von Bockholt haben. Das sind zwei verschiedene Philosophien. Ich denke aber, dass wir alle in dasselbe Horn stoßen: Wir wollen die qualitätsbewusste High-End-Kundschaft bedienen.

 

Wenn jemand eine Lok will, die nicht im Katalog steht?

 

Dann muss er sehr viel Geld mitbringen. Machbar wäre ein einzelnes Wunschmodell schon, der Preis wäre aber nicht mehr marktgerecht. Da schon die Planbeschaffung und CAD-Umsetzung mit Konstruktion 30.000 bis 50.000 € kostet, kann man sich ausrechnen, was die Lok dann kosten wird.

 

Wie exklusiv will Ihre neue Marke Spur1-exklusiv denn sein?

 

Die Modelle, die schon einmal von Markscheffel & Lennartz oder von Pein vertrieben wurden, haben natürlich einen weniger hohen Exklusivitätsgrad, weil sie schon einmal produziert wurden. Was demnächst in Sinsheim als Wiederauflage zu sehen sein wird, ist nur als Einzelstück oder in wenigen Stückzahlen verfügbar und hat damit schon einen recht hohen Exklusivitätsgrad. Und dann werden ja auch neue Modelle kommen.

 

Und was werden Sie in Sinsheim ausstellen?

 

Nahezu die komplette Palette, die Herr Pein produziert hat plus Varianten und Neuheitenvorstellungen. Nur ein Beispiel: Von der 01.5 kommen fünf verschiedene Varianten.

 

Soll es bei Lokomotiven bleiben, oder kommen auch Wagen?

 

Nein, auf alle Fälle wird es bei Lokomotiven bleiben. Wagenmodelle wird es von der Firma Fine Models geben, die ich mit zwei Partnern betreibe.

 

Was gibt es sonst noch?

 

Ich werde über meine Homepage www.spur1-exklusiv.net, die zum Spur-1-Treffen in Sinsheim fertig sein wird, einen Zweitmarkt anbieten. Also zum Beispiel im Rahmen des Verkaufs von Pein-Modellen auch den Tausch und Inzahlungnahmen anbieten. Ich habe über 100 Modelle auf Kommissionsbasis anzubieten. Das dürfte für Sammler interessant sein, weil sie in dem Angebot viele hochwertige Produkte finden werden.

 

Wenn trotz der Robustheit eine alte Pein-Lok neue Radreifen oder einen aktuellen Decoder braucht: Können Sie dann helfen?

 

Bestimmt. Da ich auf die Produktion zurückgreifen kann, die über fast schon jahrezehntelange Erfahrung verfügt, kann ich für alle Pein-Produkte Reparaturen, Umbauten und insbesondere auch den Radsatzwechsel anbieten. Außerdem unterstützt mich ein Team, das Digitalisierung, Anlagenplanung und den ganzen Support um die Anlage anbietet, eine sehr umfangreiche Dienstleistung.

 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Martin.

 

Steuerung einer 01.5 von Spur1-Exklusiv. Foto: spur1info.com

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Kommentar von Herbert Starlinger |

Guten Tag

Welch erfreuliche Nachricht.
Herrn Martin schon vorab einen Dank für seine Initiative. Sie wird von Erfolg gekrönt sein.
Eisenbahnen, selbst wenn sie Modelle sind, haben ihre Funktion als Fahrzeug und nicht als Stehzeug.
Als einer, der schon Jahrzehnte sich mit diesem schönen Hobby beschäftigt, sind jene Modelle, die da in den letzten 10 Jahren erschienen sind, nichts anderes als schnell zusammen gelötete und manchmal rollfähige Abbilder von so mancher Vorbild-Lokomotive. Technisch nicht ausgereift, ständig kaputt, mit Auslieferungsmängeln behaftet. Wenn solche in der Automobilindustrie präsentiert werden würde, hätten alle Konsumentenschützer des Landes alle Hände voll zu tun sich mit den Reklamationen zu beschäftigen.
Spur 1 ist leider ein sehr emotionales Hobby, da zeigt der MANN, wo seine Leidensfähigkeit ist. Ich unterstütze die Eitelkeiten von so manchem Hersteller nicht mehr, ich bin froh jedes gekaufte Modell wieder über den Sekundärmarkt abgestoßen zu haben. Ich freue mich auf diese neuen Produkte.

Herr Martin - Gratulation!

Kommentar von göhr |

Hallo Herr Weidelich

Sehr interessant und aufschlußreich ist das veröffentliche Gespräch mit Herrn Martin. Pein und Schönlau Modelle waren immer "State of the Art" und hatten ihren Preis. Da muß jeder für sich entscheiden was ihm lieber ist, Klasse oder Masse. Was mich auch wundert, ist die Tatsache, daß Herr Martin etwas anbietet, was zum Teil andere Hersteller noch nicht einmal in Ihrem Wörterbuch haben, nämlich Service.

Ich wünsche gutes Gelingen zu diesem Vorhaben.

H. Göhr