Sinsheim statt Nürnberg?

, von Friedhelm Weidelich

tl_files/bilder/IMA2012/Faszination.jpgIm Februar werden sich künftig zwei Messen mit dem Thema Modellbahn beschäftigen. Nürnberg zeigt im Modellbahnsektor schon länger Auflösungserscheinungen.

Wird sich in Sinsheim eine neue Leitmesse etablieren?

Wie mir von der Messe Sinsheim bestätigt wurde, findet die "Faszination Modellbau Karlsruhe" im März 2013 nicht statt. Diese Messe wird auf die beiden Zielgruppen fokussiert und kurzfristig nach Sinsheim verlegt.

Vom 22. bis 24. Februar 2013 findet in Sinsheim die "Faszination Modellbahn" statt. Und vielleicht reicht es auch noch für ein Logo, das nicht nach der Welt der Ritter aussieht.

Vom 22. bis 24. März gibt es in Sinsheim außerdem die "Faszination Modelltech" für funkferngesteuerte Modelle, mit dem Schwerpunkt Flugzeugmodelle. (Hier ein Link zur Pressemitteilung.)

Nach den fast wöchentlichen Modellbahnmessen in den letzten Monaten ist das nicht unbedingt eine gute Nachricht für die Aussteller, denn sie müssten nun binnen vier Wochen den Marathon der Spielwarenmesse (30.1. - 4.2.) und die Modellbahnmesse in Sinsheim stemmen.

Die Kosten sind enorm. Die Spielwarenmesse, die bereits viele Aussteller im Modellbahnbereich verloren hat, verlangt für einen Quadratmeter 148 € bis 192 € plus Mehrwertsteuer. Dazu kommen 400 € Anmeldegebühr, Katalog- und Stromkosten und eine Zahlungsfrist bis zum 15. Oktober des Vorjahres. Das sind die zweifellos unverschämten Konditionen eines Monopolisten, die immer mehr Aussteller abschrecken. Auch die sechs Messetage werden von vielen ehemaligen Ausstellern abgelehnt.

Rund 15.000 € kostete der Auftritt eines Spur-1-Herstellers, der schon einige Jahre nicht mehr in Nürnberg vertreten ist. Da offiziell Endkunden nicht in die Messehallen dürfen, dank Eintrittskarten von Händlern und Herstellern aber trotzdem die Modellbahnhalle bevölkern, ist die Spielwarenmesse keine reine Fachmesse für Händler und die Presse mehr. Für Journalisten ist die Arbeit dort purer Stress, selbst wenn die Gänge in den letzten Jahren immer leerer geworden sind. Trotzdem steigen die Besucherzahlen angeblich laufend – was nach meiner langjährigen Beobachtung nicht stimmen kann. Da offiziell nichts verkauft werden darf und sich die Neuheitenflut nicht mehr auf "Nürnberg" konzentriert, ist die Spielwarenmesse für Händler, Journalisten und Endkunden relativ uninteressant. Eine Ordermesse ist die Spielwarenmesse im Modellbahnbereich schon lange nicht mehr.

Spur-1-Freunde mit der Eintrittskarte durch die Hintertür finden nicht mehr viel in Nürnberg, denn Kiss, Dingler und Fine Models sind oft schon Jahre nicht mehr dabei. Dicht umlagert ist KM1, gegenüber von MTH mit seinen wenigen 1:32-Modellen. Dann gibt es noch ein Schaufenster bei Märklin und den Stand von Fulgurex. Bei Bachmann sind noch wahllos herbeigebrachte 1:29-Modelle von Aristo-Craft zu sehen. Vielleicht habe ich einen Aussteller vergessen, aber das war's dann auch schon.

Gut möglich, dass sich Sinsheim im Februar als Modellbahn-Publikumsmesse etabliert, auch wenn Eis und Schnee die Anreise erschweren kann. Für die Hersteller wird es entweder ein finanzieller und personeller Spagat – oder vielleicht der entscheidende Impuls, der Spielwarenmesse endgültig adieu zu sagen. Fest steht aber schon, dass nicht alle Modellbahnfirmen mitziehen werden. Und für Werkzeughersteller wird es eine Doppelbelastung.

Ob das sommerliche Spur-1-Treffen im überhitzten, engen Museum dann noch sinnvoll ist, sollten sich die Aussteller zweimal überlegen. Die Endkunden auch, denn den Aufwand bezahlen sie mit.

PS: Die Messe Sinsheim verlangte für Stände auf der IMA Köln 99 € bis 120 € pro Quadratmeter und 150 € für den Katalogeintrag.

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