Simba Dickie will Märklin kaufen

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 1)

Wie der Nürnberger Kollege Uwe Ritzer von der Süddeutschen Zeitung herausgefunden hat, prüft die Simba Dickie Group aus Fürth die Übernahme von Märklin.

Bis Februar oder März 2013 sollen die Kaufverhandlungen abgeschlossen sein, berichtet die Süddeutsche. Auch die Marken LGB und Trix sollen übernommen werden. Bei Märklin ging das Übernahmegerücht schon seit Wochen herum.

Insolvenzverwalter Pluta hatte nach der zur Spielwarenmesse 2009 verkündeten Insolvenz versucht, Märklin zu einem viel zu hohen Preis von 60 bis 70 Millionen Euro zu verkaufen und setzte dann auf eine Sanierung aus eigener Kraft. Doch auch Ende 2010 sah die Bilanz nicht gut aus, das Handelsblatt titelte "Märklin steht vor einem Scherbenhaufen".

Ohne ins Detail zu gehen: Märklin agierte in den letzten Jahren glücklos und mit einem Personal in der Führungsriege, das nicht einmal entfernt mit Modellbahnen oder dem Spielzeugmarkt vertraut war. Für die Produktentwicklung der Gartenbahnmarke LGB (1:18 bis 1:29), die überhaupt nicht zum Sortiment passte, wurde ein Z-Spezialist (1:220) beauftragt. Der Pressesprecher musste gehen, stattdessen übernahm ein "Marketingleiter", dem eine Menge nachgesagt wurde, nur nicht Kompetenz, die Marketing-Kommunikation. Pressemitteilungen und brauchbare Bilder gab es seitdem praktisch nicht mehr, um die Aufnahme in den Presseverteiler musste ich betteln.

Und dann kamen Märklin-TV und ein ganzer Stapel bunter Zeitschriften, entgegen dem Willen des Firmengründers Militärspielzeug, die Kündigung durch den chinesischen Auftragshersteller Sanda Kan, peinliche Lobhudeleien über einen Geschäftsführer in der Presse und passable Bilanzzahlen, von denen Insider behaupten, dass sie irgendwie nicht stimmen könnten.

Aus LGB – da kenne ich mich länger aus –, hat Märklin nichts gemacht und die ebenfalls einmal glanzvolle und von der 2. Generation zugrundegerichtete Marke überhaupt nicht verstanden. Was sich unter anderem in Werbemotiven zeigte, die Gartenzwerge und LGB-Züge vereinte. Was zwar die Mentalität eines größeren Teils der LGB-Kunden durchaus charakterisiert, aber man zeigt Kunden doch nicht so offensiv, wie kleinbürgerlich sie sind! Piko hat das lange bestehende Lieferungsvakuum (die LGB-Formen lagerten zu größeren Teilen in China, es gab Qualitätsprobleme noch und noch) erfolgreich gefüllt. Die von den alten Richters gehegte und gepflegte LGB-Familie gibt es nicht mehr, die einst von LGB-Produkten mit goldfarbenen Lampenringen beseelte Fangemeinde hat sich enttäuscht abgewendet und träumt von früher, als alles besser war beim System LGB.

Bei Märklin ist es nicht viel anders, was sich in Spur 1 bietet. Aus der Marke Hübner wurde nichts gemacht, die Hübner-Modelle sind entweder - weil veraltet - kaum verkäuflich oder - die Wagen und Weichen – nicht lieferbar.

Gut möglich, dass die erfolgreichen Franken von Simba Dickie schon auf der kommenden Spielwarenmesse ihre neue Marken Märklin, LGB und Trix präsentieren. Spätestens zur Spielwarenmesse 2014 dürfte Märklin das Comeback feiern, das die Traditionsmarke verdient hat. Denn die meisten haben mit einer Märklin-Bahn (für Norddeutsche: die erste Silbe wird betont) angefangen. Ich auch.

Dass der Simba-Dickie-Chef Michael Sieber seinen Konzern zu führen versteht, kann man bei den vielen bekannten Marken, von Schuco bis Bobby Car und Tamiya, sehen. Wenn dann wieder Personal mit Kompetenz bei Märklin an den Schaltstellen sitzt, kann es mit der alten Marke wieder aufwärts gehen. Sie wird gebraucht und zog früher den ganzen Modellbahnmarkt mit.

Kenner schätzen den aktuellen Wert von Märklin übrigens auf 35 Millionen. Die Hälfte dessen, was der eloquente Herr Pluta mal wollte.

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Kommentar von Keno |

Hallo Herr Weidelich,

das ist ja zutiefst traurig, was Sie hier schreiben. Als Wiedereinsteiger in die Modellbahnleidenschaft wusste ich gar nicht, wie schlecht es um die Firma Märklin steht. Ich dachte immer, dass sie vielmehr das Zugpferd deutscher Modelleisenbahnenbauer ist und Fleischmann etc hintenan stehen.
Dank Ihres Artikels werde ich die Lage nun genauer beobachten und hoffe, dass die Marke vernünftig behandelt wird.

Viele Grüße aus Hamburg!