Sechsachsiger Kesselwagen von Dingler

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 7)

tl_files/bilder/Dingler/_1210895.jpgDingler hat als neues Spur-1-Modell einen sechsachsigen Privatwagen abgeliefert, der in Güterzügen und auf dem Güterbahnhof markant wirkt.

Über den seit 1941 von der H. Fuchs Waggonfabrik A. G. in Heidelberg gebauten Säurewagen ist wenig bekannt. Im transpress-/Alba-Buch "Güterwagen deutscher Eisenbahnen" von Behrends/Hensel/Wiedau finden sich ein paar Zeilen und ein Foto des Wagens mit Bremserhaus bei der Deutschen Reichsbahn der DDR. Diese Bauform und die Bauform mit einem anderen Kesselboden und einem offenen Bremserstand hat Dingler als Spur-1-Modell verwirklicht und bietet 15 Versionen an, von denen viele schon ausverkauft sind.

Das Vorbild des hier vorgestellten Privatwagen-Modells ist bei der DB eingestellt und wurde von oben befüllt und entleert. Dafür gibt jeweils blindverflanschte Steigrohr-, Füll- und Druckstutzen sowie eine Befahröffnung auf dem Kesselscheitel, schreiben die Buchautoren. Das Untergestell ist nach den Vorschriften der DRG genietet. Der Drehzapfenabstand beträgt 7000 mm, die Länge über Puffer beträgt 13500 mm.

Das ganz aus Messing gefertigte Modell ist über Puffer 425 mm lang, der Drehzapfenabstand wird exakt eingehalten. 1,6 kg bringt das Modell mit kugelgelagerten Stahlrädern auf die Waage. Die NEM-Räder kommen mit 1,4 mm Spurkranzhöhe aus (ab Radreifenmitte gemessen) und sind fein konturiert, auch innen.

Der Wagen hat die Details, die man bei einem Wagen dieser Preisklasse (985 €) erwarten kann: eine komplette Bremsanlage mit Bremslösezug, Bremsumsteller und eng anliegenden Bremsschuhen, Bremsschläuche aus Gummi zum Ein- und Aushängen, Federpuffer komplett aus Metall und eine hochwertige Schraubenkupplung, die vorbildmäßig nicht unter dem Zughaken eingehängt wird, sondern seitlich weiter unten. Das gab es auch bei Schweizer Wagen und erleichterte dem Rangierer die Arbeit. Die Feder der Schraubenkupplung wird an beiden Wagenenden von einem Blech abgedeckt.

tl_files/bilder/Dingler/_1220946.jpgDie Drehgestelle verfügen an den Rahmenecken über Sicherungsketten, die so dimensioniert sind, dass selbst ein 1020-mm-Radius zu bewältigen sein soll. Sogar das kupferne Erdungskabel zwischen Drehgestell und Rahmen wurde nachgebildet und handbemalt. Weil es nur am Drehgestell befestigt ist, schränkt es die Bewegungsfreiheit nicht ein.

Die dreiachsigen Drehgestelle haben eine aufwendige Blattfederung mit Ausgleichshebeln. Das sieht gut aus und macht das Modell authentisch, hat aber nur einen begrenzten praktischen Wert, weil doch ein höherer Druck notwendig ist. Die kugelgelagerten Radsätze laufen sehr leicht, deshalb muss der Wagen auch im Modell mit Hemmschuhen gesichert werden, wenn er abgestellt wird.

Der Kesselwagen gefällt durch seinen genieteten Rahmen, den geringen Kesseldurchmesser, die recht geringe Höhe und die feinen geätzten Laufgitter am Handbrems-Ende und am Kessel. Der Zettelkasten ist zu öffnen und mit einem Papier bestückt. Zwei Fabrikschilder sind montiert. Lackierung und Epoche-III-Beschriftung sind auf einem hohen Niveau, ebenso die Fertigungsqualität.

Fazit: Der sechsachsige Kesselwagen von Dingler ist ein gelungenes, markantes Modell, das keine Wünsche offen lässt. Der hohe Preis ist der geringen Auflage von 217 Stück geschuldet und dürfte Exklusivität und Wertbeständigkeit sichern.

Bis auf eine Handvoll Exemplare sind die Dingler-Kesselwagen bereits ausverkauft.

 

+ hoch detailliertes Metallmodell
+ detailgenaue Drehgestelle mit vielen beweglichen Teilen
+ komplette Bremsanlage
+ schöne NEM-kompatible Radsätze
+ hohe Fertigungsqualität

- hoher Preis

Weiterführende Literatur zur Waggonfabrik Fuchs. Fuchs baute nicht nur den bekannten Fuchs-Bagger 301, sondern auch Triebwagen wie den Gläsernen Zug, Straßenbahnen und Reisezug- und Güterwagen.

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Kommentar von Günter Westenberg |

Habe den Kesselwagen seit letzter Woche. Kann mich
H.Weidelich nur anschließen . Ist natürlich ein stolzer Preis,
aber ein wirklich tolles Modell.

MfG Günter Westenberg

Kommentar von Jörn |

Ein Säurewagen ohne Gefahrgutkennzeichnung?
Mit besten Grüßen aus dem Labor,
Jörn

Antwort von Friedhelm Weidelich

Ich tippe mal drauf, dass es die vor 1961 (nächstes Untersuchungsdatum) noch nicht gab. Hier gibt es einen Thread dazu mit dem Ergebnis, dass die Kennzeichnung etwa 1970 eingeführt wurde. Der Wagen iszt also korrekt beschriftet.

Kommentar von Manfred |

Hallo,

warum nur solche Exoten!

Hallo,

Kleinserienhersteller bringt doch endlich mal gut detaillierte (vier) 4-achsige Kesselwagen in Ep. III und IV.!;

bin mal auf die Wunder-4-achsigen Kesselwagen gespannt.

Mit den besten Spur 1 Grüßen

Manfred

Kommentar von Klaus Holl |

Hallo Herr Weidelich,

in Ihrer letzten Bemerkung ist ein kleiner Fehler unterlaufen.
Die Waggonfabrik in Heidelberg hat nichts mit dem Schmiedemeister Johannes Fuchs aus Hemmingen bei Ditzingen zu tun.

Siehe
http://de.wikipedia.org/wiki/Terex/Fuchs

Viele Grüße

Klaus Holl

Antwort von Friedhelm Weidelich

Danke für die Korrektur, lieber Herr Holl. Ich hätte gewettet, dass das es derselbe Fuchs war. Wieder was gelernt!

Kommentar von Günter Schmalenbach |

Hallo Herr Weidelich ,

Danke für den informativen Bericht zu diesem damals hoch modernen Privatbahn -Kesselwagen .
Der Wagen ist nach den Vorschriften der DB Stand 1953 korrekt beschriftet .
Aus diesem Grunde trägt er auch keine UIC gerechte Gefahrgutkennzeichnung .
Zum allgemeinen Verständnis sollte der Begriff Privatgüterwagen erläutert werden .
Ich zitere daher aus Wagenkunde 2 Stand 1953 .
6.Privatgüterwagen
Für gebundene Verkehrsbeziehungen und für bestimmte Güter können Privatgüterwagen auf den Strecken der Deutschen Bundesbahn zugelassen werden , wenn sie nach den "Technischen Vorschriften für den Bau von Privatgüterwagen " ( TVP DV 950 ) gebaut und behandelt worden sind .
Privatgüterwagen sind also nicht Eigentum der ( DRG ) Deutschen Bundesbahn . Da sie immer wieder zum Einsteller zurück müssen , sind diese Wagen beheimatet . Sie sind durch Anschriften als nicht bahneigene Wagen gekennzeichnet . Außer der Firmenanschrift an der rechten Wagenlängsseite sind am linken Wagenende die Anschriften des Heimatbahnhofs , der Wagennummer aus der Reihe 500 000 und des Ladesgutes vorgesehen . Die Wagennummern sind sechsstellig und erhalten zur Vermeidung von Verwechslungen , Schreibfehlern usw. zusätzlich das Zeichen P .

Aufgrund ihres speziellen Verwendungszweckes haben Privatgüterwagen bei der DB keine Gattungszeichen erhalten , da der Wagendienst der Deutschen Bundesbahn den Einsatz dieser Wagen nicht regelt , sondern nur überwacht .

Anmerkung zu den Drehgstellen :
Diese dreiachsigen , genieteten Drehgstelle sind eine Sonderbauart der Fa. Fuchs . abgenommen entsprechend TVP DV 950 .

Für die Wagen des öffentlichen Verkehrs wurden diese Drehgestelle gemäß DV 939 d Teil B nicht verwendet .

Mit freundlichen Grüßen
Günter Schmalenbach

Kommentar von Ralf Heil |

Hallo,
ich finde den Wagen sehr interessant, aber auch teuer. Zudem fallen mir auf den Fotos ein paar Unsauberkeiten auf: Schraube im Tritt? (Groß-Aufnahme), manche Teile nicht richtig gerade ausgerichtet, am meisten stört mich aber, dass auf der Kopf-Ansicht die Nietenreihe am Kessel unter schief zum Rahmen verläuft, sitzt der ganze Kessel schief? Oder ist das eine optische Täuschung?

R. Heil

Kommentar von Peter Hornschu |

Hallo Herr Heil,

nein das ist keine Optische Täuschung, die Nietreihe des Kessels ist absolut gerade. Der Kessel sitzt schief im Rahmen. Ich habe mal bei meinem geschaut, der ist gerade. Ein schiefer Sitzt kann nur durch einen harten Schlag kommen. Der Kessel sitzt auf einem Blech, je vorne & hinten das im Rahmen liegt.
Zum richten müssen die Drehgestelle entfernt werden, dann kommt man dran.
Entweder ist der Wagen hart aufgeschlagen, oder das Beförderungsinstitut hat mal wieder Paket weit Wurf gemacht.

Grüße
Peter Hornschu