Rocket von Böhm Stirling-Technik
, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 0)
Vorbild für das neue Präzisionsmodell aus Neustadt an der Aisch ist die Lok-Legende „The Rocket“ aus dem Jahr 1829. Das 900 Gramm schwere Lokmodell von Böhm Sterling-Technik enthält viele bewährte Antriebskomponenten der kontinuierlich verbesserten Stirlingmotoren.
Die Inbetriebnahme des Heißluftmotors ist laut Pressetext kinderleicht: Einfach drei bis fünf Milliliter Brennspiritus in den Brenntopf füllen und Verschlusskappe mit Docht und Dichtung aufsetzen. Dann den Brenntopf in die Halterung zwischen den Rädern der Rocket unter den Antriebszylinder stellen und den Docht anzünden. Spätestens nach einer Minute muss nur noch kurz das Schwungrad angestoßen werden – und schon setzt sich der Motorkolben des Stirlingmotors in Bewegung. Sanft ratternd kommt das vier Zentimeter große Messing-Schwungrad auf Touren. Die Kraft des kugelgelagerten Schwungrades entfaltet sich mit Hilfe einer Welle und über eine dreistufige Untersetzung auf der anderen Seite des Motorzylinders. Je nach Flammengröße dreht sich das Schwungrad mit rund 1500 Umdrehungen pro Minute. Daraus resultiert, dass sich die Rocket L1 mit flotten 12 Metern pro Minute fortbewegt (20 cm/Sek).
Das rund 14 Zentimeter hohe und 20 Zentimeter lange Modell ist weitestgehend aus Metall gefertigt. Die Rocket L1 fährt auf einer Spurweite von 45 Millimetern und bewältigt Radien ab 60 Zentimeter.
Das Modell hat ab Werk Radreifen mit hohen Spurkränzen für den Einsatz auf LGB-kompatiblen Gartenbahn-Gleisen. Diese lassen sich abnehmen und gegen die serienmäßig beiliegenden Radreifen mit niedrigen Spurkränzen für Spur 1-Gleise tauschen.
Als Material für die Radreifen kommt ein sehr robuster und verschleißarmer POM-Kunststoff (Polyoxymethylen) zum Einsatz, den ein Schwesterunternehmen von Böhm Stirling-Technik auch für den Bau von hochpräzisen Medizintechnik-Produkten verwendet. Für den nötigen Grip auf den Schienen sorgen O-Ringe, die sich bereits in den Automodellen zur Kraftübertragung vom Schwungrad über die Untersetzungseinheiten zum Treibrad bewährt haben.
Da auf Modellbahnen der Spurweiten I und IIm in erster Linie elektrisch betriebene Fahrzeuge eingesetzt werden, sorgen die Kunststoff-Radreifen für eine vollständige elektrische Trennung von den beiden Schienensträngen. Wer möchte, kann übrigens die Rocket dank ihrer robusten Radreifen auch als Bodenläufer ohne Gleise fahren lassen.
Die weiteren Materialien des aus fast 200 Einzelteilen bestehenden Modells sind ebenfalls sehr robust und hochwertig. In erster Linie kommen CNC-gefräste oder lasergeschnittene Teile aus Aluminium, Messing oder Edelstahl zum Einsatz. Sowohl die Fertigung der Einzelteile als auch die komplette Montage des Modells erfolgt in Deutschland in erster Linie am Firmensitz des Unternehmens.
Der verbesserte Stirlingmotor mit rund 30 Prozent mehr Masse brachte dank verbesserter Kühlung mehr Power. Für den Einsatz in der neuen Rocket L1 wurde der für Automodelle entwickelte Motor unverändert übernommen. Zur realistischen Nachbildung des großen Lokomotiv-Heizkessels erhielt der Stirlingmotor ein nochmals deutlich massiveres Leichtmetall-Kühlgehäuse. Daraus resultiert bei der Rocket L1 eine Leistungssteigerung. In Kombination mit Kugellagern für Radachsen, Schwinge, Schwungrad und Untersetzungseinheit ist die Rocket L1 sehr zugkräftig geworden. In einem ersten Werkstatt-Härtetest auf einer Gleisgeraden konnte sie sogar einen Lastanhänger mit fast 20 Kilogramm ziehen. Und selbst auf einem Gleisoval mit nur 60 Zentimetern Radius zog die zierliche Lok problemlos drei Spielbahn-Anhänger mit einem Gesamtgewicht von fast vier Kilogramm.
Aus diesem Grund erhielt die neue Lokomotive von Böhm Stirling-Technik ab Werk einen gefederten Kupplungshaken für Waggons von LGB, PIKO oder anderen Herstellern. Für den Einsatz mit Spur-1-Waggons kann der Kupplungshaken abgenommen und eine der gängigen Spur-1-Modellkupplungen montiert werden. In diese Halterung passt sogar eine Vorbild-Schraubenkupplung.
Als Treibstoff wird Brennspiritus (mit 94 % alc.) benötigt. Obwohl der Brenntopf nur etwa fünf Milliliter fasst, fährt die Lok damit mehr als zehn Minuten.
Das neue Heißluftmotor-Präzisionsmodell Rocket L1 ist voraussichtlich ab Ende November zum Preis von 495 € (unverbindliche Preisempfehlung inkl. MwSt.) lieferbar. Wer sich als handwerklich geschickter Technikfan das Erfolgserlebnis der Selbstmontage gönnen möchte, kann die Rocket L1 als Bausatz aus fast 200 Einzelteilen mit einer umfassend bebilderten Anleitung beziehen.
Bestellmöglichkeit hier. Wie die Stirling-Motortechnik funktioniert, wird hier erklärt.
Fotos: Böhm Sterling-Technik. In einer Qualität, an der sich Modellbahnhersteller ein Beispiel nehmen könnten.
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