Rezension "Die Baureihe 95"

, von Gastautor (Kommentare: 0)

Zum Lokmodell gehört das passende Buch, meint unser Gastautor – und lobt den spur1info-Macher für seinen kürzlich erschienenen Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Die Bergkönigin

kd- Eisenbahn und dazu noch Spur-1 in der FAZ, sieht man nicht alle Tage. Wir Modellbahner sollten es Herrn Weidelich lobend anzurechnen, dass er mit seinen Beiträgen in Wochenzeitungen und anderen nicht Eisenbahnpublikationen immer bestrebt ist, dem Klischee des Modelleisenbahners, wie es weitläufig in der Öffentlichkeit verbreitet ist, entgegenzuwirken und eine Lanze für unser facettenreiches Hobby zu brechen.

 

tl_files/bilder/Medien/EK BR 95k.jpgDaneben erreicht er mit seinen Beiträgen ein anderes, weitaus größeres Publikum als die Modellbahnjournale gleich welcher Couleur. Ein ganz- oder mehrseitiger Bericht an einem Wochenende erweckt das Interesse von Lesern, die wahrscheinlich sonst nie die heutigen High-End-Modelle mit ihrer kaum noch zu übertreffenden Detaillierung wahrgenommen hätten. Weder Dingler noch Kiss würden Anzeigenpreise in diesen Publikationen bezahlen wollen. Durch diese Artikel erhalten sie und die gesamte Spur-1-Szene eine kostenlose Werbung. Eine Anzeigenseite kostet in der FAZ-Sonntagszeitung übrigens 60.400 Euro.

 

Auch unter dem Aspekt des Luxusgutes, wie es in dem Bericht treffend dargestellt ist, dürfte die Modellbahn im Maßstab 1:32 in der Öffentlichkeit anders als bisher wahrgenommen werden. Wer außer uns Spur-Einsern ahnt auch nur im Entferntesten, dass manches Modell dem Preis von einem Dutzend iPads oder mehreren Platinringen entspricht.

 

Die Artikel von Herrn Weidelich versuchen die Geschichte der Technik, einer einzelnen Lok, die technische Umsetzung ins Modell und vieles mehr dem Leser nahezubringen und ihm so einen ganz anderen Zugang zur Modelleisenbahn, und da speziell im Großspurbereich, zu schaffen. Wer sich ernsthaft mit der Modelleisenbahn beschäftigt, wird nicht umhin kommen, sich mit dem Vorbild und dessen Geschichte und Technik zu beschäftigen.

 

Bei Lokmodellen bieten sich die Baureihenbücher des EK-Verlags in Freiburg als Vorbildlektüre an. Zu sehr vielen der Spur-1-Modelle gibt es dort Bücher, die von der Entstehung, dem Bau und dem Einsatz bis hin zur Ausmusterung oder dem Museumsbetrieb der Vorbildmaschinen berichten.

 

So erfährt man z. B. im Baureihenband zur Baureihe 95, die im FAZ-Artikel den Titel „Die Bergkönigin“ hatte, sehr viel über den Zahnradbetrieb auf Steilstrecken und über die Überlegungen zur Sicherheit des reinen Adhäsionsbetriebs auf diesen Strecken. Die Vorgeschichte der Baureihe 95, die durch die wegweisende Entscheidung einer Privatbahn weg vom Zahnradbetrieb und die erfolgreiche Erprobung schwerer Tenderloks bestimmt ist, wird ausführlich beschrieben, wie auch der Bau, die Technik und die speziellen konstruktiven Lösungen für die BR 95, die die Preußische Eisenbahnverwaltung in Auftrag gegeben hatte.

 

Mit vielen herrlichen Bildern ist der Betriebsdienst bei der DRG bis 1945 angereichert, die kurze Zeit, in der die DB diese außergewöhnlichen Dampfloks eingesetzt hat, kommt auch nicht zu kurz. Länger ist die Beschreibung des Einsatzes bei der DR-Ost ausgefallen, was aber auch am längeren Dienst nach dem Krieg und der größeren Zahl an Lokomotiven liegt. Auch lag für die Bebilderung mehr fotografisches Material vor. Dem Umbau auf Ölfeuerung und der Erhaltung weniger Maschinen, von denen noch eine heute als Museumslok betriebsbereit ist, sind weitere Kapitel gewidmet.

 

Wer angeregt durch den Artikel in der FAZ oder auch, weil er das Modell besitzt oder das Vorbild interessant findet, weiter reichende Informationen sucht, dem sei dieses Buch empfohlen.

 

Ich habe festgestellt, dass ich zu Modellen, bei denen ich durch entsprechende Literatur viel über das Vorbild, dessen Geschichte, Technik und vor allem über deren Einsatz erfahren habe, ein viel engeres Verhältnis besitze, was beim „Spielen“ ein Mehr an Freude erzeugt.

Die Baureihe 95. Die Geschichte der preußischen T20 von Günter Bölke, Wolfram Brozeit, Werner Dietmann und Hans Müller im EK-Verlag, Freiburg, ISBN 13: 978-3-88255-195-2, 45,00 €.

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