Reste des Sägewerks Theurer Altensteig

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 3)

Schornstein ehem. Sägewerk Gebr. Theurer Altensteig (Foto 1974: Friedhelm Weidelich)

Auf der Suche nach Fabrikschornsteinen fand ich in meinem Fotoarchiv Bilder, die ich 1974 in Altensteig (?) gemacht habe. Da muss das Sägewerk der Gebrüder Theurer am 1967 stillgelegten Schmalspurbahnhof des Altensteigerles schon lange außer Betrieb gewesen sein. Oder sind die Fotos aus Berneck?

Die Fotos habe ich damals in Berneck oder Altensteig aufgenommen, weil mich das alte Gebäude und vor allem der nostalgisch verzierte Schornstein mit dem T beeindruckt hat. In welchem Ort es war, lässt sich ohne Ihre Hilfe nicht mehr feststellen. In einem Buch über das Altensteigerle – die Meterspurbahn Nagold – Altensteig – sah ich die dekorative Schornsteinspitze herausschauen. Deshalb tippe ich auf Altensteig. Dort ist das Tal aber eher breiter, so dass es auch Berneck gewesen sein könnte. Gab es da vielleicht einen Zweigbetrieb?

Schornstein Sägewerk Gebr. Theurer (Foto: Friedhelm Weidelich)

Das dekorative T spricht jedenfalls für "Theurer". Interessant ist für Modellbauer und Kunden, die bei Stangel vielleicht den neuen Schornsteinbausatz kaufen wollen, dass der Schornstein allein steht, obwohl doch irgendwie die Rauchgase hineingekommen sein müssen. Aber wir Modellbauer suchen ja oft nur ein Argument, um das Vorbild so, wie es uns (romantisierend) gefällt, nachbauen zu können.

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Mit etwas Fantasie lässt sich hier noch erkennen, dass hier ein Mühlbachschacht zugedeckt wurde, das Wehr vor dem schon nicht mehr genutzten Gebäude weist darauf hin. Auf dem Titelbild zeigt sich eine Unterhöhlung unter dem Fundament. Daraus könnte man schließen, dass der Bach unter dem Gebäude hindurchgeflossen ist und ein Mühlrad zum Betrieb des Sägewerks angetrieben hat. 

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Im Innenhof sah es so aus.

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Hinter dem Gebäude liegen noch einige Rollschemel, mit denen Baumstämme und Bretter auf den Schmalspurgleisen. wahrscheinlich Spurweite 600 mm, verschoben wurden. Nachfolgend ein Bildausschnitt.

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Es ist sehr schade, dass in Deutschland Industriebetriebe und Arbeitsplätze viel zu wenig fotografisch dokumentiert worden sind. Ganz im Gegensatz zu den USA, wo schon weit vor 1900 Fotografen durch die Gebiete zogen, wo gnadenlos abholzt wurde, und die vielen Waldbahnen und die primitiven, aber heroischen Arbeitsbedingungen in Hunderttausenden von Bildern dokumentiert wurden.

Diese Bilder sollen zeigen, dass man immer einen Grund für einen Backstein-Schornstein finden kann und dass es sich für den Modellbauer (und Heimatkundler) lohnt, Industriearchäologie zu betreiben. Beim Altensteigerle gibt es immerhin eine Gruppe, die einen betriebsfähigen Teil am alten Bahnhof Altensteig baut und die Umspurung von Regelspurgüterwagen zeigen will. Eine interessante Streckenbegehung findet man hier.

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Kommentar von Detlef Boeder |

Hallo Herr Weidelich,

vielen Dank für die schönen Kaminfotos! Mich haben Ziegelschornsteine schon immer faziniert. Ebenso auch Ziegelbauwerke. Nur leider gibt es wie Sie auch schon richtig gesagt haben viel zu wenig Denkmalschutz für solche Bauwerke. Dekorative Kaminköpfe, wie dieser hier auf Ihren Bildern sind kaum noch zu finden. Wenn überhaupt, meist sind nur noch die Kaminröhren ohne Kopf, weil diese aus Kostengründen nicht wiederhergestellt werden bei Kaminreparaturen.
Industriearchitektur zu dokumentieren macht gerade intensiv eine tschechische Gruppe in ihrem Land: www.fabriky.cz
Schauen Sie mal, fantastische Einblicke, Ausblicke, Ansichten.
Grüsse aus Ludwigsburg
D.Boeder

Antwort von Friedhelm Weidelich

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Hallo Herr Boeder,

danke für Ihren wertvollen Tipp. Das sind ja wunderbare Fotos für alle, die sich für Industriekultur und -archäologie interessieren!

Hier noch ein Kamin aus dem Industriepark Nord in Duisburg, einem ehemaligen Stahlwerk, das ebenfalls viele Fotomotive bietet.

Kommentar von Volker Hammann |

Der Fabrikschornstein ist tatsächlich aus Altensteig (Theurer). Rechts davon haben meine Großeltern gewohnt. Vor dem Fabrikschornstein war ein kleiner Weiher in dem die Holzstämme schwammen, bevor sie zur Weiterverarbeitung in die Säge gezogen wurden. Ich habe das als kleiner Junge mit erlebt. Auch das nicht ganz ungefährliche und "verbotene" Balancieren auf den nassen Stämmen im Weiher!

Antwort von Friedhelm Weidelich

Vielen Dank, lieber Herr Hammann, dass das Rätsel vier Jahre nach der Veröffentlichung dank Ihrer Hilfe geklärt werden konnte!

Für Industriearchäologen und Modellbahner früher Epochen ist das alte Sägewerk ein spannendes Objekt.

Kommentar von Horst Rothfuß |

Hallo Herr Weidelich, gerade am Samstag kam die Erstsendung Eisenbahnromantik über unser Altensteigerle. Diese Sägewerk wird in der Sendung allerdings nicht erwähnt und wir haben es auf unserer H0m Anlage auch nur vage angedeutet. Theures Sägewerk war quasi hinter dem Bahnhof Altensteig und hatte zwei Anschlussgleise, so dass direkt auf dem Werksgelände die Wagen beladen werden konnten. Die ER Sendung wird übrigens Montag früh nochmal wiederholt. Herzliche Grüße Horst Rothfuß