Pflasterarbeiten in 1:32
, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 1)
Es spricht nichts gegen die 5 x 5 x 5 mm³großen Pflastersteinmodelle von TS-Modellbau. Das Verlegen macht, wie immer beim anspruchsvollen Modellbau, viel „Arbeit“, die wir ja als Vergnügen, Herausforderung und Entspannung ansehen.
Wer sauber arbeitet, kommt zu einem sehr ansehnlichen Ergebnis. Die Pflasterstraße oben, die ein Könner wie Jan Freckmann für sein Arneburg gebaut hat, erscheint aber trotz absolut maßstäblich verkleinerter Großpflastersteine von 16 x 16 x 16 cm³ auf der Nahaufnahme etwas grob. Der starke Schattenwurf durch das schräg einfallende Sonnenlicht beeinflusst den Eindruck meines Erachtens negativ, die maßstäblichen Steine wirken etwas übertrieben. Warum? Liegt es daran, dass man Sonnenlicht nicht verkleinern kann? Ich weiß es nicht. Nicht ohne Grund werden Figuren deshalb mit einer dunklen Schicht lasiert, die den Schattenwurf auch bei wenig Licht simuliert.
Wer nicht gerade mit dem Makroobjektiv über die Modelllandschaft streift, um Details übergroß einzufangen, hat eine andere Wahrnehmung. Weil das Auge aus der Distanz nur eine begrenzte Auflösung hat, wird mit etwas Abstand alles glatter und flacher. Gut nachvollziehbar ist das bei den Google-Earth-Aufnahmen, bei denen aus Mittelgebirgen flache Hügel und Wälder werden, wenn nicht gerade Schlagschatten die Tiefe der Täler betont. Die mikrometertiefen Unebenheiten eines Modellsteins sind ab einem halben Meter Abstand unsichtbar.
Es stellt sich also beim Modellbau auch die Frage: Baue ich für Kamera und Lupe oder für einen normalen Betrachtungsabstand? Nicht zuletzt sind es aber Anspruch, Erfahrung, Möglichkeiten und Geschmack, die den Ausschlag für die verwendete Technik geben.
Kurt Hablützel hat für seine Nachbildung der Schaffhausener Altstadt zu dünner Pappe gegriffen, um ein abwechslungsreiches, realitätsnahes Pflaster auf den Straßen und Plätzen zu installieren. Die Steine sind hier nur noch Plättchen, weil man die Tiefe der Steine sowieso nicht sehen kann. Die Platten und Steine ließ sich der Modellbauer aus Karton lasern. Die Farbe von Granit wird in mehreren Arbeitsgängen aufgesprüht. So entsteht eine mehrfarbige Oberfläche der simulierten Pflastersteine. Auch bunte Farben von modernen Betonsteinen sind möglich.
Der etwas raue Karton, hochgedrückter Leim und ein paar aufgetragene Reifenspuren und Kratzer sorgen für winzige Unebenheiten, die vollkommen ausreichen, um Kopfsteinpflaster darzustellen.
Die unregelmäßig gelaserten Quadrate und Eckstücke, die an einem dünnen Steg hängen, werden mit einer Pinzette aus dem Bogen herausgetrennt. Mit der Unterseite wird ein winziger Tropfen verdünnter Weißleim aufgenommen und die Stein-Imitation aufgeklebt. Nach dem Antrocknen wird feiner Quarzsand in die Fugen gestreut. Dann träufelt Hablützel mit einer Kanüle verdünnten Weißleim in die Fugen, wo er sich die kapillarmäßig verteilt.
Die Methode von Kurt Hablützel benötigt fast so viel Zeit wie die Verlegung von Miniatursteinen. Sie ist aber weit billiger und führt zu einer homogenen und doch abwechslungsreichen Oberfläche, die auch in der Makrofotografie nicht übertrieben wirkt. Kombiniert man dann noch mehrere Steinformate und Farben wie beim Vorbild, entsteht eine einmalige handgemachte Struktur, die aus jedem Betrachtungsabstand überzeugt.
Die zwei verschiedenen Pflastersteine wirken realistisch und machen die mit Karton gepflasterte Fläche abwechslungsreich.
Im Gegenlicht werden kleine, durchaus gewünschte Unebenheiten sichtbar. Die gepflasterte Fläche wirkt homogen und nicht zu uneben. Durch doppelte oder abgeschliffene Kartonplättchen könnte man noch zusätzlich für Höhenunterschiede sorgen, die es auf Schweizer Pflasterwegen selbstverständlich nicht gibt.
Am Ende ist es Geschmackssache, welche Baumethode man beim Pflastern bevorzugt. Beide haben ihre Vorzüge.
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Kommentar von HJ |
Ja, aber die Pflastersteine von Jan Freckmann sehen viel echter aus weil sie auch auf der Oberfläche Struktur aufweisen. Gelaserten Steinen fehlt die und auch die Setzung und Wiederholung der Steinform ist - für meinen Geschmack - zu gleichmässig. Das ähnelt schon (zu) sehr einem Ziegelprodukt.