Neues Porsche-Museum mit Spielzeug und Eisenbahnen
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In den letzten vier Jahren ist kurz vor der deutschen Landesgrenze nähe Salzburg in Anger bei Bad Reichenhall eine tolle Spielzeug-Traumwelt entstanden. Sie dürfte sicherlich auch so manchen Spur 1er faszinieren, obwohl sie als Modellbahn-Hauptattraktion „nur“ eine H0-Schauanlage enthält.
Hauptinitiator dieses neuen Paradieses für Spielzeug-Fans aller Generationen ist Hans-Peter Porsche, der Enkel des bekannten Automobilkonstrukteurs Ferdinand Alexander Porsche und Sohn von „Ferry“ Porsche. Er entdeckte 1977 die Welt der Modelleisenbahn. Natürlich nicht zufällig, sondern wie so oft als Vater. Sein einziger Sohn Peter Daniell Porsche war damals zwar erst vier Jahre alt, aber doch schon alt genug für eine LGB-Eisenbahn - und für den Vater gab es dann wohl auch eine Märklin-H0-Eisenbahn, an der aber Peter Daniell Porsche auch bald mitbastelte.
Gleichzeitig entdeckte Hans-Peter Porsche wohl auch seine Sammel-Leidenschaft für historische Eisenbahnmodelle und anderes Spielzeug. Im Lauf der Jahre sammelte er so viele rare Stücke, dass er vor etwa zehn Jahren gemeinsam mit seinem Sohn die Entscheidung fällte, diese in einer Dauerausstellung zu präsentieren, die mehr als nur ein Musuem sein soll. Am 20. Juni ist es nun endlich so weit – das Hans-Peter Porsche TraumWerk öffnet feierlich seine Pforten. Für Publikum ist es ab 21. Juni immer dienstags bis sonntags geöffnet. Realisiert wurde ein 130 Meter langes und 60 Meter breites Museumsgebäude (Bild _02), das sich auf einem 55.000 Quadratmeter großen Parkgrundstück direkt neben der Autobahn A8 befindet (Bild _03).
TraumWerk besteht vorerst aus drei Teilbereichen
Einerseits gibt es im Gebäude einen langen Parcours in Form einer liegenden 8 (Lemneskate). Auf diesem Rundgang (Bild _04) wechseln sich auf 3500 Quadratmetern imposante Vitrinen, Spiel-Ecken für Kinder und sonstige Mitmach-Bereiche für Jung und Alt sowie ein paar echte Autos ab.
In den beiden Mitten dieser liegenden 8 befinden sich zwei jeweils etwa 500 Quadratmeter große Hallen. Eine dieser Hallen ist zu einem späteren Zeitpunkt für diverse Sonderausstellungen und Firmenveranstaltungen gedacht, während sich in der anderen Halle eine tolle H0-Schauanlage befindet.
Abgerundet wird das Gebäude durch ein stimmungsvoll inszeniertes Bistro und einen Museumsshop, in dem man nicht nur die üblichen Krimskrams finden kann, sondern auch ältere Eisenbahnmodelle aus den 80er oder 90er Jahren kaufen kann, wie beispielsweise eine blaue S3/6 aus dem ehemaligen Märklin-Spur 1-Maxi-Sortiment.
Schließlich befindet sich hinter dem Gebäude ein großer Erholungsgarten, in dem auch 1,3 Kilometer Gartenbahngleise mit 5 und 7 Zoll Spurweite für Mitfahr-Loks verlegt wurden (Bild _05). In erster Linie werden darauf zwei batteriebetriebene Köfs (Bild _06) gemeinsam bis zu 20 Sitzwagen für je drei Fahrgäste durchs Land ziehen. Es gibt aber auch eine Echtdampflok, die gelegentlich angeheizt werden soll.
Zudem sollen auch mal Besucher ihre eigene Echtdampf-Lok mitbringen können, sofern es für den Kessel gültige Revisionspapiere gibt. Interessant ist auch, dass die Mehrspur-Gartenbahn-Gleise auch Spur 1-Gleise enthalten sollen – im Rahmen der Vorschau-Pressekonferenz im Mai 2015 hieß es, dass diese Gleise vielleicht mal für diverse Spur 1-Rekordversuche genutzt werden könnten.
2,7 Kilometer H0-Gleise
Die Modellbahn-Halle enthält eine modular in der Nähe von Mainz exklusiv für Hans-Peter Porsche gebaute Anlage. Die Modul-Anlage wurde von Uwe Brilmayer (brima Modellanlagenbau) geplant, in den letzten zwei Jahren zeitweise mit bis mehr als 20 Mann gebaut und in mehreren Etappen mit Sattelschleppern zum TraumWerk transportiert. Das größte Modul ist 3,6 x 2,4 Meter groß und soll beim Transport 380 Kilogramm gewogen haben. Die Anlage selbst belegt in der Schauhalle 365 Quadratmeter und ist teilweise bis zu 5 Meter hoch. Sie enthält 2,7 Kilometer Märklin-C-Gleise, mehr als 700 Weichen und Signale sowie 32 Schattenbahnhöfe für fast 200 Züge, von denen zeitweise 40 gleichzeitig fahren sollen (Bild _08).
Auch ein Road-System mit einem Straßennetz für 80 akkubetriebene Autos wurde von Uwe Brilmayer entwickelt. Die H0-Anlage besteht thematisch aus den drei Teilbereichen Bayern/Baden-Württemberg, Österreich und Schweiz und wurde beispielsweise auch mit 80.000 Bäumen verziert.
Gesteuert wird die Anlage von 16 Computern und einer Software von Freiwald. Zum Einsatz kommen auch rund hundert Booster der Firma Tams sowie unzählige Rückmeldemodule von Littfinski Daten Technik. Schließlich muss unbedingt noch erwähnt werden, dass die Wänden hinter der Schauanlage nicht bemalt sind, sondern weiß blieben. Für einen stimmungsvollen Hintergrund sorgen stattdessen 30 an der Decke montierte Videoprojektoren in Form eines 17 Minuten dauernden Tag-Nacht-Verlaufs samt Sonnenaufgang, fliegenden Vögeln, Wolken, Mondschein und Gewitter (Bild _09). Und gleichzeitig gibt es auch eine tolle Geräuschkulisse mit zahlreichen unabhängig voneinander angesteuerten Lautsprechersystemen in den Wänden und in der Anlage.
150 Spielzeug-Vitrinen
Entlang des großen Museums-Parcours wurden 150 Vitrinen verteilt, die zum Teil mit echten Raritäten bestückt sind und allesamt viel Freude bereiten. Toll ist, dass wohl jede Vitrine anders geformt ist und viele Vitrinen der Eisenbahn gewidmet sind. Schon im Eingangsbereich entlang einer großen schiefen Ebene zum Obergeschoss befinden sich an einer Seite acht Wandvitrinen mit verschiedenen Modellbahn-Themen. Und oben geht es ebenso imposant weiter. Da gibt es beispielsweise eine riesige Standvitrine voll mit Dampfmaschinen (Bild _10). In einer anderen Vitrine befindet sich eine Märklin Spur 1-Adler-Zugpackung – aber nicht von 1985, sondern aus dem Jubiläumsjahr 1935 (siehe nochmal Bild _04).
Absolutes Highlight ist eine Vitrine mit nicht weniger als 13 Storchenbein-Loks (Bild _11). Auch die Vitrine mit alten und neuen Märklin-Krokodilen macht Laune (Bild _12). Und in einer kleinen Vitrine mit unterschiedlich großen VW-Käfer-Modellen sieht man ein Vorserienmuster des leider nie in Serie produzierten Spur 1-Maxi-Schienenkäfers (Bild _13).
Auch tolle Schiffe (Bild _14) und zwei Märklin-Autorennbahnen von 1936 (Bild _15) können bewundert werden. Und natürlich durfte eine Vitrine mit Steiff-Teddybären und anderen Steiff-Produkten nicht fehlen (Bild _16).
Abgerundet wird der Ausstellungs-Parcours von diversen Mitmach-Bereichen für Kinder und Erwachsene, wie eine ungewöhnlich geformte Kreidetafel für eigene Wandmalereien (Bild _17 und _18) und ein riesiger Überseekoffer mit beweglichen Spielzeug-Schubladen zur Erinnerung an die eigene Kindheit (Bild _19 und _20). Ebenfalls zum Mitmachen lädt eine gigantische 1:32-Carrera-Rennbahn mit Funk-Handreglern ein, die auch digital Weichen schalten können (Bild _21). Ein weiteres imposantes Highlight ist eine Scheune samt einem unrestaurierten Porsche 356 – nicht als Spielzeug, sondern als Original in 1:1 (Bild _22). Daneben befindet sich ein blitze-blanker Porsche-Traktor Junior sowie eine ausgewachsene kleine Tankstelle aus den 1950er-Jahren (Bild _23).
Mein Fazit: Mit seinem TraumWerk hat Hans-Peter Porsche eine tolle Erlebniswelt geschaffen, die wirklich das Zeug hat, jung und alt zu begeistern. Ich halte die Daumen, dass es dem leidenschaftlichen Spielzeugsammler und seinem Sohn Peter Daniell Porsche gelingt, ihr Wunschziel von mindestens 150.000 Besuchern pro Jahr zu erfüllen (Bild _24).
Wenn sich dies verwirklichen lässt und das TraumWerk mal ein wenig Gewinn abwirft, soll übrigens ein nicht unerheblicher Teil dieses Gewinns zur Förderung sozialer Jugendprojekte dienen, weil sich Peter Daniell Porsche sehr stark in diesem Bereich engagiert.
Weitere Informationen: www.hanspeterporsche.com
Adresse: Hans-Peter Porsche TraumWerk
Anger/Aufham bei Bad Reichenhall, Autobahn-Ausfahrt A8 Bad Reichenhall
Öffnungszeiten: · Dienstag bis Sonntag von 9:30 bis 16:30 Uhr
Eintrittspreise:
- Erwachsene: 14 €
- Märklin-Club-Mitglieder: 10 €
- Kinder 6 bis 17 Jahre: 9 €
- Kinder unter 6 Jahren: kostenloser Eintritt
- Familien (2 Erwachsene mit bis zu 4 Kindern): 35 €
- Gruppen ab 15 Personen: 12 € pro Person
- Jahreskarten (auf Anfrage)
Text und Fotos: Peter Pernsteiner
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