Muldenkippwagen von Märklin
, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 3)
Der noch aus dem Hübner-Fundus stammende DB-Muldenkippwagen wird in einem Karton mit mehrteiliger Styroporeinlage ausgeliefert. Folien schützen das Modell vor Reibungen. Im Styropor, das in den Mulden ruht, liegen 10 Blechteile, die als bewegliche Klappen in die Seiten der Mulden eingesetzt werden müssen. Wer den Wagen gelegentlich wieder in die Originalverpackung zurücklegen will, erlebt dann leider eine unangenehme Überraschung: Das Styroporteil passt nicht mehr in die aufgerüsteten Mulden und muss mühsam zurechtgeschnitten werden. Das ist ärgerlich und wäre leicht vermeidbar gewesen.
Nur der Umkarton gibt Auskunft, wo und wie die Blechklappen eingesetzt werden. Wider Erwarten gehören die Sicken nach innen, so dass die Bleche bündig mit den Kanten der Mulden sind.
Der Märklin-Wagen 58515 besticht durch seine hohe Detaillierung, die außerordentlich gut gelungen ist und den Charakter des ab 1953 gebauten offenen Wagens in Sonderbauart gerecht wird. Ab 1964 wurde der Ommi 51 in F-z 120 umgezeichnet. Das Modell entspricht der Epoche IV. Als Untersuchungsdatum ist der 1.6.1983 angegeben. Gut möglich, dass zu diesem Zeitpunkt auch der Rahmen des Wagens bereits braun lackiert war.
Ausgeschlossen werden kann, dass die Mulden 1983 innen schwarz lackiert waren. Sie waren entweder hell grundiert oder komplett braun. Eine denkbare schwarze Bitumenbeschichtung, die seit 1954 bei anderen Wagen eingeführt wurde, scheidet schon deshalb aus, weil sie bei höheren Temperaturen weich geworden wäre und Sand festgeklebt wäre. Eine gute Informationsquelle wäre das EK-Buch gewesen von Gerd Wolff: Die zweiachsigen Selbstentladewagen.
Die Mulden und Betätigungshebel sind fest montiert, was angesichts des Ladenpreises von etwa 200 € völlig in Ordnung ist. Das schwarze Fahrgestell ist aus Metall. Nur die Kreuzschlitzschrauben in den Stirnseiten stören etwas den gelungenen Gesamteindruck. Die Handgriffe müssten weiter oben enden, wo eigentlich die weißen Streifen (gebremster Wagen) aufgedruckt sein sollten.
Mit montierten Schraubenkupplungen wiegt der Wagen 580 Gramm. Die beiden Bremsschlauch-Nachbildungen werden leider nicht mitgeliefert, Schraubenkupplungen sind bei Märklin-Wagen regelmäßig nicht im Lieferumfang.
Die hervorragende Detaillierung umfasst sogar die Schienenzangen, mit denen der Wagen vor dem Kippen an der Schiene gesichert werden konnte. Die Bremsanlage ist weitestgehend nachgebildet, ebenso die Bremsdreiecke und Fangeisen bis hin zu der Hauptluftleitung zu den Rahmenkopfstücken. Die Bremsschuhe sitzen mit zu großem Abstand vor den glänzend vernickelten Radsätzen, die dadurch recht klobig aussehen. Mit 2,2 mm hohen Spurkränzen (ab Laufflächenmitte gemessen) sind sie auch dank der Ausrundung zwischen Lauffläche und Spurkranz aber besser gelungene NEM-Radsätze als bei anderen Anbietern. Die Radsätze sind ungefedert, was bei dem Achsstand von 148 mm und den großen Spurkränzen kein Problem ist. Gefedert sind dagegen die Puffer.
Ein Fehler wäre leicht vermeidbar gewesen, wenn man bei Hübner genauer hingeschaut hätte: Die Langlöcher der Haltestangen müssten bei den Stecksicherungen enden, das Spiel nach unten würde die Mulden nicht sichern.
Die Lackierung des Rahmens ist stellenweise ein wenig wolkig, aber in der Summe gut. Die Farbtöne stimmen. Sie werden hier mit Absicht zu hell wiedergegeben. Die braunen Mulden sind makellos lackiert, nur bei einigen Messingblechen fallen Staubeinschlüsse und unsaubere Kanten auf.
Die Bedruckung ist lupenrein und weitgehend korrekt, wenn auch nicht vollständig. Eine der beiden Muldensicherungen ist nicht richtig beschriftet, es fehlt der "auf"-Pfeil nach rechts. Für die Laufkreisdurchmesser-Angabe auf dem Rahmen links habe ich keinen Nachweis gefunden, er steht korrekt nur rechts. Definitiv viel zu klein ist das Lastgrenzraster auf der linken Mulde. Es müsste in der Höhe das ganze obere Blech ausfüllen.
Was fehlt? Die Halter für den Zugschluss wurden nicht nachgebildet. Vergessen wurden auch die Stellstangen für die Bremstellungshebel und der Bremslösezug. Beides kann man leicht nachrüsten. Auch ein wenig Aluminiumfarbe auf den Zettelhaltern kann nicht schaden. Austauschen würde ich auch die nicht so gelungenen Rangiertritte an den vier Ecken.
Fazit: Die Muldenkippwagen von Märklin, die es auch mit Bremserbühne gibt, sind hoch detaillierte, alles in allem gut gelungene Spur-1-Modelle, die kaum etwas zu wünschen übrig lassen. Die blanken Räder stören leider etwas den guten Gesamteindruck. Die Beschriftungsfehler wären allerdings bei etwas mehr Sorgfalt vermeidbar gewesen.
Da die Fahrzeuge auch als Einzelwagen in Güterzüge eingereiht wurden und durch ihre besondere Form auffallen, sollte man wenigstens einen auf seiner Anlage im Einsatz haben. Drei Stück hinter einer Lok können schon als Schotterzug durchgehen, der beim Nachschottern einer Strecke oder einer Gleisbaustelle unterwegs ist.
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Kommentar von Kalle |
Ein gelungener Testbericht! Auch ich finde den Wagen rundum gelungen, zumal die Wagen derzeit schon für ca. 160 Euro (siehe Ebay) zu bekommen sind. Die UVP von Märklin ist wieder mal eine Märchen-UVP ...
Die sichtbare Schraube stört mich allerdings auch. Aber ein Klecks schwarze Farbe und schon ist es nicht mehr so schlimm.
für 160 Euronen ist das ein tolles Wägelchen!
Viele Grüße,
Kalle
Kommentar von reibahn |
Die Styroporabdeckung ist zwar nicht mehr entsprechend ihrer ursprünglichen Bestimmung zu gebrauchen, sobald die Blechklappen eingesetzt sind. Da sie aber den Mulden bestens angepasst ist, kann man sie zerteilen und - mit etwas Geschick - hervorragend als Ausgangsbasis für die einzelnen Schottereinsätze verwenden.
Herzliche Grüße,
reibahn
Kommentar von Henrik Mücher |
Hallo Herr Weidelich,
tauschen Sie die Radstätze von Märklin gegen Radstätze mit vorbildlichem Durchmesser z.B. von Nolte und siehe da der Abstand zwischen Rad und Bremsklotz passt.
Henrik