Modellbahn- und Schraubenkupplungen verbinden
, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 0)
Zu den vielen ungelösten Rätseln der Spurweite 45 mm (in jedem Maßstab) gehört die Frage, warum Modellbahner gezwungen sind, mit Kupplungen herumzufahren, die doppelt so groß sind wie die Pufferteller und nicht einmal halb so gut wie jede H0-Kupplung. Es bleibt ein Rätsel, warum es eher selten eine Kupplungskinematik gibt, damit die Modelle in der Geraden nicht einen halben Modellmeter Pufferabstand haben und in den immer viel zu engen Radien genügend Bewegungsspielraum haben. Und es stellt sich die Frage, warum Märklin immer noch mehrere Spielzeugkupplungen verbaut, die bei der Funktionalität 30 Jahre hinter der Kadee-Kupplung hinterherhinken.
US-Bahner verwenden die Kadee-Kupplungen, um dort dem Kupplungschaos zu entgehen, das bei den Gummi-, 1:29- und 1:32-Maßstäben herrscht. Sie ist eng an das Vorbild angelehnt, simpel und robust nach dem KISS-Prinzip: Keep it simple, stupid! Und allemal besser als die hiesigen Konstruktionen. Leider haben die Amerikaner noch nicht entdeckt, dass man auch Spur-1-Bahner in Europa beglücken könnte. Aber die Beratungsresistenz von Amerikanern, gerade auch in der Modellbahnbranche, will ich nicht auch noch näher beleuchten. Ich habe es schlicht aufgegeben, denen den europäischen Markt erklären zu wollen. So weit reichen bei denen weder Verständnis noch Interesse.
Wer Hightech-Loks und Wagen der Spur 1 nicht mit antiquierten Spielzeugkupplungen fahren will und nicht über eine Modellbahnhalle verfügt, baut hoffnungsvoll Schraubenkupplungen in den Wagenpark ein – wenn sie nicht schon eingebaut sind. Doch schon bei der ersten 10°-Weiche mit Gegenbogen kommt die Ernüchterung, weil die lange Lok den langen Wagen aus dem Gleis wirft. Überpufferung heißt dieses von DB Fernverkehr in Stuttgart Hbf dreimal mit Erfolg erprobte Phänomen, wenn ein Puffer in einem Gegenbogen plötzlich neben dem Puffer des nächsten Wagens steht und ihn aus der Bahn drückt, wenn die Kurve endet.
Bei der Spur 1 mit ihren notgedrungen kleinen Radien (auch 130 bis 200 cm sind noch klein) stellt sich dieses Phänomen umso schneller ein, je länger die Überhänge der (Tender-)Lok und Wagen sind. Und damit meine ich nicht einmal Schnellzugwagen und eine E 03. Aber leider hat nicht jeder eine Halle für seine Spur 1 und muss Kompromisse machen.
Die andere böse Erfahrung macht man, weil auch die Schraubenkupplung, die aus unerfindlichen Gründen immer zu lang zum Puffer-an-Puffer-Fahren ist, in Kurven plötzlich viel zu kurz ist oder diagonal über dem Gleis hängt, weil man Feldbahnradien zu fahren versucht. Leider kann man sie nicht mit einer langen Feder versehen, damit der Zughaken auch mal vor die Pufferebene kommen kann. Das würde auch jedem Vorbild-Treuen den Verstand rauben.
Und dann stellt sich auch noch heraus, dass es für einen Menschen größer 7 cm nicht möglich ist, Schraubenkupplungen unter Umbauwagen oder Vierachsern zu verbinden, weil Übergangsbleche, Faltenbälge und Gummiwulste den Zugang unmöglich machen. Okay, Chirurgen können sich vielleicht mit einem Endoskop und fernsteuerbaren Pinzetten behelfen. Aber der frustrierte Modellbahner mit Echtheitsanspruch lässt schließlich alle Hoffnung fahren und lässt die Monsterkupplungen aus der Spur-1-Bronzezeit eben dran. Wenn er Glück hat, erfährt er irgendwo zufällig von geheimnisvollen Kupplungsadaptern, die die Spielzeug- und Modellbahnwelt verbinden helfen.
Gleich vier solcher Hilfskupplungen gibt es bei Adak Modellbau und Zerspanung in Hannover. Tobias Frenzel bietet sie für Märklin-Kupplungen in zwei Größen an, für Hübner-Kupplungen und jene von Kiss. Ich habe mir die Normalausführung für Märklin und Hübner gekauft, um nicht einen ganzen Personenzug auf Schaumstoff legen zu müssen, um ihn mit Schraubenkupplungen zu verbinden.
Bei der Hübner-Kupplung ist das Einhängen des Adapters keine Arbeit, die man laufend beim Rangieren wiederholen möchte. Am besten hängt man zuerst am Zughaken der Originalkupplung ein und fummelt das Gegenstück mit dem Klötzchen irgendwie in die Hübner-Kupplung. So kann man ziehen und schieben, ohne befürchten zu müssen, dass sich die Verbindung in Geraden, Kurven und Gegenbögen öffnet.
Der Adak-Adapter sorgt immer für genügend Abstand zwischen den Puffern und verbindet das Unvereinbare. Den Kupplungs-Konstrukteuren von Märklin und ganz besonders Hübner gilt mein Dank, dass sie ihre Kupplungen nicht noch etwas komplizierter gemacht haben. Viel Spielraum war da aber auch nicht mehr.
Sehr viel einfacher lässt sich die Adapterkupplung mit Märklin-Kupplungen verwenden. Sie ist schnell eingesetzt und mit dem zur Seite geklappten Bügel gesichert.
Mutige können auch die Hübner-kompatible Verbindung ausprobieren, die dann etwas verloren im Kupplungskopf hängt:
Die Bilder zeigen oben die Adak-Adapterkupplung für Hübner-Kupplungen, unten die für Märklin-Normalkupplungen. Sie sind aus Messing hergestellt und blank oder brüniert für je 25 € erhältlich.
Leider hat Adak keine Website. Erreichbar ist er telefonisch unter +49 179 533 8400 bzw. aus Deutschland per Mobilfunk unter 0179 533 8400. Oder man schreibt eine E-Mail an tobi-011104 bei web.de.
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