Messen in München und Friedrichshafen
, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 0)
Es gehört leider zu den vielen Marketing-Rätseln der Modellbahn-Branche, warum nur 200 km voneinander entfernt zwei Modellbau-Messen stattfinden müssen: die eine in München, die andere in Friedrichshafen.
Wohlgemerkt, es sind beide keine reinen Modellbahn-Messen, sondern man hat um den schwächelnden Modellbahnmarkt Themen gruppiert, die irgendwie Hobby, Spiel und Basteln transportieren, so dass sich auch die Puppen sammelnde Hausfrau, der mit Lego-Technic bauende Erwachsene und auch die Kinder der Strickliesel-Generation angesprochen fühlen können.
Denn eins darf nicht vergessen werden: Messen sind kommerzielle Veranstaltungen, die nur attraktiv für die Aussteller sind, wenn die Messegesellschaft genügend Besucher anlocken kann – wobei niemand darauf zu achten scheint, dass bestenfalls ein Drittel oder Viertel sich ernsthaft für Modellbahnen interessiert. Und so ziehen dann die Seh-Leute durch die Modellbahnhalle, staunen über die drei- bis vierstelligen Preisschilder und kaufen sich lieber etwas, was keine Gleise braucht.
Der Messeveranstalter macht in jedem Fall sein Geschäft mit den Eintrittsgeldern und satten Parkplatzgebühren. Und zumindest bei der Spielwarenmesse mit den Ausstellern, die sich neben teuren Quadratmetern hohe Stromkosten und unnütze Katalogeinträge unterjubeln lassen müssen. Bezahlen muss das Entertainment auf der Messe am Ende der Konsument durch höhere Preise. Und die sind in den Zeiten, wo für Modellbahnen immer weniger ausgegeben wird und wegen steigender Lebenshaltungskosten ausgegeben werden kann, alles andere als erwünscht.
Denkt man das einmal bis zum Ende hin durch, sind Modellbahnmessen im Monatstakt der Sargnagel für die schrumpfende Branche. Zur Neukunden-Gewinnung taugen sie in Zeiten leerer Haushaltskassen immer weniger, und zur Kundenpflege sind sie einfach zu teuer. Einige Anbieter, leider kaum bei der Spur 1, haben das bereits verstanden und beschränken sich aus wirtschaftlicher Vernunft auf ein, zwei Messen pro Jahr. Aber das nur am Rande.
In München ist die Messe "Die Modellbahn" mit den bayerisch anmutenden "Spielwiesn", "Xund&Aktiv" (hochdeutsch Gesund und aktiv, mit Hüpfburg usw.) und "Forscha" (u. a. informieren der Bayerische Chemieverband und die Daimler AG) verbunden, was nicht nur sprachlich einige Tollkühnheit vermuten lässt. Auf der Suche nach Spur-1-Anbietern stößt man u.a. auf Asoa, KM1, Fine Models, Demko, MO-Miniatur und Wunder (mit einem neuen lackierten Handmuster der E 17) und ein holländisches Spur-1-Diorama.
In Friedrichshafen auf der "Faszination Modellbau" finden sich auch der Flug-, Schiffs- und Automodellbau als sinnvolle Bestandteile, die zumindest Modellbahner mit Modellbaukompetenz interessiert. Weil auch viele Besucher aus der Schweiz und Österreich anreisen, ist dies die interessantere Messe für die bekannten Modellbahnhersteller wie Märklin, Roco/Fleischmann, Faller, Piko und Bemo.
Doch dort, wo man die Aufsteiger aus den kleinen Spuren erwischen könnte, kommt außer Märklin kein Spur-1-Hersteller vor. MO-Miniatur ist zwar auch vertreten und hat wie auch Epoke aus Dänemark ja auch viele Modelle für andere Maßstäbe. Das gilt auch für Regner Dampftechnik mit der 71 in 1:32.
Für Märklinisten ist die Spur-1-Anlage der Modelleisenbahn- und Eisenbahnfreunde Halle-Stadtmitte e.V. interessant, über die im Pressematerial, aus dem auch die Foto stammen, Folgendes zu lesen ist:
Die Idee war eine Großspuranlage zu bauen, welche den Ausstellungsbesuchern nicht nur mit Grasmatten belegte „Tapeziertafeln“ mit großen Modelllokomotiven und -wagen zeigt. Deshalb haben wir eine Anlage auf zwei Etagen konzipiert.
Der Bau dieser Modellanlage hatte auch grundlegende Änderungen im Maß der Anlagensegmente gebracht. Wir hatten ein Maß von 0,9 m mal 1,8 m festgelegt. Das war erforderlich um den Transport einfacher zu gestalten. Unsere Arbeitsräume befinden sich im Keller einer kommunalen Sozialeinrichtung. Der einzige Zugang ist eine enge Außentreppe und dazu der Eingang im rechten Winkel. Danach noch ein enger verwinkelter Gang. Unser neues Standartmaß (inzwischen bauen wir eine andere Anlage im gleichen Maß) ist auf die Tür abgestimmt. Wir können die Anlagenteile senkrecht nach außen bringen.
Es wurden 20 Holzrahmen mit oben genannte Maßen gebaut. Zusammen gestellt ergibt das eine Fläche von 9 mal 3,6 Meter, welche der maximalen Arbeitsgröße in unseren Räumen entspricht. Dafür werden jeweils fünf Teile hinter einander und vier Teile neben einander montiert. Die Rahmenhöhe beträgt 0,28 Meter. Dadurch ist genügend Höhe vorhanden um in den Rahmen einen Schattenbahnhof einzubauen.
Gefahren wird auf und in den äußeren 14 Anlagenteilen in Form eines großen „Oval“. Auf einer Längsseite ist der Bahnhof mit drei Durchgangsgleisen. Diese werden genau so wie die gesamte Anlage in beiden Richtungen befahren. Der Bahnhof hat noch ein etwas kürzeres Ausziehgleis und nach rechts zwei Gleisanschlüsse zu einer Verladerampe. An der anderen Seite vom Bahnhof steht ein Bahnbetriebswerk mit Lokschuppen, Wasserkran und Kohlebansen.
Auf dieser Seite sind zwei Gleise für die Ein- und Ausfahrt des Bahnhofs. Hier können auch parallele Ein- und Ausfahrten gemacht werden. Das eine Gleis führt auf den äußeren Anlagenteilen um die gesamte Anlage herum zum anderen Ende des Bahnhofs. Das andere Gleis führt zu dem Schattenbahnhof auf der unteren Ebene. Die Bahnhofs Ein- und Ausfahrt auf der anderen Seite hat nur ein Gleis. Dieses teilt sich auf der Gegenseite zur Fahrt zum Bahnhof oder Schattenbahnhof.
Auf der den Bahnhof gegenüberliegenden Seite sind zwei gegeneinander geneigte schiefe Ebenen. Dieses sind die Auf- und Abfahrten des Schattenbahnhofs. Dieser ist innerhalb der Rahmen unter den Bahnhof. In den Rahmen sind seitliche Öffnungen für die Durchfahrt der Züge. Der Schattenbahnhof hat ebenfalls drei Durchgangsgleise. Auch diese werden in beiden Richtungen befahren. Der „unterirdische“ Bahnhof ist beleuchtet und kann durch drei in den Seitenwänden der Rahmen engesetzten Fenster beobachtet werden.
Auf dieser Großspuranlage fahren wir die Epoche 3/4 der „Deutschen Bundesbahn“. Die Modellanlage wird digital gesteuert.
Zurzeit sind die 14 gleisführenden Anlagenteile fertig gestaltet und betriebsbereit. Die 6 inneren Teile sind im Rohbau vorhanden, doch ohne Gestaltung.
Beide Messen finden vom 1. bis 3. November 2013 statt. Am 1. November ist in Süddeutschland der Feiertag Allerheiligen.
Links zu den Messen: Die Modellbahn Faszination Modellbau
Für Spur-1-Freunde rund um Berlin könnte am 2. und 3. November diese Veranstaltung in Hennigsdorf interessant sein.
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