MBW auf der Intermodellbau 2015
, von Friedhelm Weidelich
Kommen sie – oder kommen sie nicht?
Schon sehr lange geistern Muster der Güterwagen auf den Websites von MBW herum. Der Preis war günstig, die Wagen aus Kunststoff hatten sogar eine Schwalbenschwanzführung für die Klauenkupplungen und Dreipunktlagerung. Da sie Probespritzungen aus den nahezu fertigen Formen sind, müssen bereits bis zu 100.000 € investiert worden sein – von wem auch immer.
Ein Herr auf dem Messestand (Herr Elze war am Nachmittag nicht mehr da) erklärte, dass noch ein paar Kleinigkeiten geändert werden müssen und nicht klar sei, ob die Wagen produziert würden.
Die V 160 "Lollo" wurde als 3D-Druck gezeigt und kann zum Tagespreis von 1.327 €, der mit jeder Bestellung sinken soll, vorbestellt werden. Produziert wird ab 250 Vorbestellungen.
Sehr geehrter Herr Elze,
bei aller Sympathie für Sie und Ihre Bemühungen, ein Spur-1-Sortiment auf die Räder zu stellen, ist nach wie vor kein klares Konzept erkennbar. Der Markt braucht keine Beschimpfungen von Händlern, die Offenlegungen von Geschäftsgeheimnissen und lange Beschreibungen, wie schwierig der Spur-1-Markt sei. Ihre potenziellen Kunden wollen nichts anderes als Ihnen ihr Geld für Ihre Modelle geben. Dazu müssten Sie erst einmal beweisen, dass Sie liefern können und geplante Termine auf ein paar Monate genau einhalten.
Ihre 221 hatte ich bestellt und zum Glück wieder abbestellt. Obwohl die meisten von mir beim ersten Handmuster monierten Fehler abgestellt wurden, stimmt die schwierige Geometrie der Front nicht. Die obere Wölbung hat einen zu engen Radius. An den Ecken fehlt der Einzug ab dem unteren Drittel nach unten und innen (siehe Foto links). Die Führerhausrückwand ist falsch, was nicht so ins Gewicht fällt. Das Dach entspricht der zweiten Serie ab Nr. 221 121, obwohl Sie auch niedrigere Nummern aufgedruckt haben, bei denen das Dach völlig andere Auspuffrohre und Gitter haben müsste. Leider haben viele Kunden und das eine Medium, das Ihr Muster vorgestellt hat, dies nicht erkannt. Vorbildkenntnisse sind heutzutage leider nicht mehr sehr verbreitet. Ich werde das Modell nicht kaufen, weil es in wesentlichen Punkten nicht stimmig ist.
Sie haben leider Ihr Versprechen nicht eingehalten und das Modell für Besprechungen nicht ausgeliehen. Aus Angst vor kritischen Kommentaren? Medienarbeit und Marketing sind aber die Voraussetzung, um etwas zu verkaufen, selbst wenn es einmal nicht eine reine Lobhudelei ist. Nicht jeder legt Wert auf Details, wenn das Modell den eigenen Vorstellungen entspricht. Und Kritik ist immer auch der Versuch, den Hersteller zu Besserem zu bewegen und Modelle richtig zu machen. Denn das kostet nicht mehr als ein falsches Gehäuse.
Wenn Sie sich die Finger in Foren wundschreiben, erreichen Sie nur einen kleinen Anteil der Spur-1-Gemeinde. Ihr Job ist es, den Kontakt zu den Medien zu suchen!!! Die Redakteure finden Sie fast alle auf der Intermodellbau. Was wir nicht wissen und vermittelt bekommen, können wir auch nicht kommunizieren. Es sollte aber halbwegs realistisch sein.
Lassen Sie endlich eine Website aufbauen, die große Bilder und ausführliche Informationen zeigt. Vergessen Sie Ihr seltsames Tagespreis-System und treffen Sie Entscheidungen: produzieren oder nicht produzieren. Sie sind der Unternehmer und der Markt ist kein Wunschkonzert. Das unternehmerische Risiko kann Ihnen niemand abnehmen. Lediglich 250 Stück in Gemischtbauweise produzieren zu wollen, ist wirtschaftlicher Selbstmord. Denn da sind ja noch Kosten für die Abwicklung von Reparaturen, Garantieleistungen, Werbung (nur mit Guerillataktik und viralem Marketing geht es nicht), Standkosten usw. Sinnvoll sind Kunststoffformen ab 1000 Stück. Auch in China. Fragen Sie mal bei Ihren Mitbewerbern nach.
MBW ist im Spur-1-Markt bisher keine ernstzunehmende Marke, dafür haben Sie in drei Jahren leider selbst gesorgt. Sie müssen erst einmal liefern und beweisen, dass Sie Qualität in angemessener Zeit liefern können und die Organisation bei der Abwicklung von Bestellungen und Reklamationen beherrschen. Danach sieht es bisher nicht aus. Dazu braucht man Personal, Zeit zum Nachdenken und keine 18-Stunden-Tage.
Warum die Güterwagen immer noch nicht produziert sind, versteht wohl niemand mehr. Wenn Sie angeblich 300 Vorbestellungen hatten, wären auch 500 bis 600 Stück rasend schnell verkauft – zum angepeilten Preis selbst bei kleineren Macken.
Durch Ihre beim besten Willen nicht nachvollziehbare An- und Abkündigungspolitik haben Sie mit den Jahren bereits 95 Prozent der Vorschusslorbeeren verspielt. Ihre Glaubwürdigkeit ist bei mir auf dem Nullpunkt angelangt. Etwas vorzubestellen, was ich noch nie als Muster gesehen habe, käme mir nicht einmal im Traum in den Sinn. Sie haben noch nicht bewiesen, dass Sie ein Hersteller sind, dem man vertrauen kann. Daran sind Sie gescheitert, nicht an den Kunden, die sich so nicht festlegen wollen. Diese handeln nämlich wirtschaftlich vernünftig und instinktiv richtig.
Ich würde es wie viele andere potenzielle Kunden bedauern, wenn Sie die Spur 1 aufgeben würden. Als Geschäftsmann wäre das aber die einzig richtige Konsequenz, um das seit drei Jahren anhaltende Chaos und das Hinhalten wohlwollender Kunden endlich zu beenden.
Produzieren Sie bis Sinsheim die Güterwagen und liefern Sie sie dort aus. Und dann machen Sie entweder weiter oder schließen das Kapitel Spur 1.
Mit freundlichen Grüßen
Friedhelm Weidelich