Mauerbau mit einfachen Mitteln

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 2)

tl_files/bilder/Module/_3026375.jpg"Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten."

Doch. Ich!

Mein Modul wird eine 120 cm lange Mauer haben. Für die Spur 1 im Maßstab 1:32 fand ich keine Mauerplatten, die mir gefielen oder mit Vernunft kalkuliert zu sein scheinen. Für einen Zehntel Quadratmeter und 100 Gramm luftigen Kunststoff bezahle ich keine hohen zweistelligen Summen.

Also habe ich eine Selbstbaumethode ausprobiert und hatte sogar Spaß dabei.

Das Basismaterial ist grünlichgraue Trittschalldämmung, die wohl aus Polyethylen besteht. Sie ist etwas elastisch und nicht so stabil wie Styrodur und lässt sich gut mit einem spitzen Bastelmesser schneiden. Auf einer Seite sind die Platten oder Rollen meist mit kleinen Rillen versehen, auf der anderen Seite glatt.

Ich hatte eine Natursteinmauer in hellgelbem Kalkstein im Sinn, wie man ihn an der Gäubahn Stuttgart - Singen antrifft. Wenn ich mich richtig erinnere, sind die Steine nach außen hin behauen und an den Kanten glatt gesägt. Sie wurden wohl ohne Mörtel aufeinander gelegt, sicher weiß ich es nicht. Und so ist meine Mauer ein wenig anders geworden als geplant. Mit dem Ergebnis bin ich trotzdem zufrieden.

Schritt 1 war, etwa 60 cm x 30 cm und 40 cm x 20 cm große Blöcke zu schneiden, was im Maßstab 1:32 etwa 19 mm x 9,3 mm und 12,5 mm x 6 mm entspricht. Dazu ein paar Quadrate. Ich habe mich nicht besonders gequält und meine Vorgaben nur lasch erfüllt. Das Ergebnis zeigt das Bild ganz oben.

tl_files/bilder/Module/_3026377.jpgDie Blöcke wurden zum Teil mit einem groben Schleifpapier grob angerauht und mit schnell abbindendem Holzleim aufgeklebt. Ich habe oben angefangen und würde beim nächsten Mal unten anfangen. Da gehören auch die größeren Blöcke hin.

tl_files/bilder/Module/_3076411.jpgProbeweise habe ich ein fertiges Stück mit Flex Putty Modellbaumörtel von CH Kreativ bestrichen, einem Bindemittel mit feinem Quarzsand. Das ging ganz gut mit einem breiten Pinsel. Dann kam matte beige Acryfarbe darauf, ein wenig "heller Schmutz" aus dem Sortiment von Kremer-Pigmenten, die ich mal bei Asoa gekauft habe.

Nach dem Antrocknen habe ich mit Weiß experimentiert, schwarzes Schuhfärbemittel mit Spiritus verdünnt und in die Fugen laufen lassen und auch mal Quarzsand mit Tiefengrund und Farbe vermischt und aufgetragen, bis die Fugen dicht waren. Ich verwende gern das Material, das zur Hand ist. Zumal ich ja eine unregelmäßige, verwittert aussehende Mauer wollte und eventuelle Fehler erwünscht sind. Die Mauer ist dank Putty, Sand und Tiefengrund fast so hart wie eine echte Mauer.

tl_files/bilder/Module/_3036385.jpgDann habe ich mit mehreren Farbtönen einzelne Steine bemalt und mit dünnem Beige und Mischungen aus Weiß, grüngrauem Schmutz und anderen Tönen über die Mauer gepinselt, um die Farben etwas zu dämpfen.

tl_files/bilder/Module/_3076405.jpgAn manchen Stellen ist die Sandpaste zu viel und verdeckt die Steinblöcke etwas. Doch über die ganze Breite von 120 cm habe ich so viele Erscheinungsformen, dass man an eine verwitterte Wand denkt, die teilweise von heraustretendem Wasser und Kalkausblühungen gekennzeichnet ist.

tl_files/bilder/Module/_3076406.jpgDa die Blöcke nicht alle präzise in einer Ebene liegen, stehen einzelne Blöcke hervor und bilden eine Basis für grünen Bewuchs. An auffälligen, zu breiten Spalten habe ich ebenfalls winzige Mengen von verschiedenen grünen Schaumstoffflocken und Resten von Grasmatten festgeklebt. Dann habe ich mit grüngrauem Farbpulver und fast trockendem Pinsel Moose und Flechten simuliert. Nur an wenigen Stellen, nicht regelmäßig und so schlampig wie möglich.

tl_files/bilder/Module/_3076409.jpgIn dieser Makroaufnahme sieht man den feinen Quarzsand und die faserigen Gräser in der Mauer. Für den eher glatten Kalkstein mag die Sandpaste fast etwas übertrieben sein. Würde man in Grautönen Mauern aus Sandstein oder anderem Gestein nachbilden, wäre die Wirkung noch besser.

Trotzdem finde ich meine Mauer, die ein paar Stunden ganz und gar entspannte Arbeit war, ziemlich gelungen.

Und wieder hat sich gezeigt: Man darf sich von den großen Könnern unter den Modellbauern nicht abschrecken lassen. Einfach anfangen, lernen, probieren und noch ein paar Farbschattierungen aufbringen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Kommentar von Frank Sackermann |

Hallo Herr Weidlich,
genau das ist auch meine Maxime. Wenn eine modellbauerische Idee geboren ist,schau ich in meinem Keller zunächst nach vorhandenem Material. Genau diese grünen Platten waren über meinen ganzen Anlagenbau wertvolle Hilfe. Auf die glatte Seite Mauersteine graviert und mithilfe der geriffelten Seite ind einem angespitzten Nagel Mauerverbund gedrückt, Pflaster erstellt, Unterlage beim Gleisbau etc.Dazu Styrodurplatten aus dem Baustoffmarkt und man kann den manchmal überteuren Kauf von Fertgmaterial umgehen und dann auch mal ein sündhaftteures Ausschmückungsteil erwerben.
mit freundlichen Grüßen
Frank Sackermann

Kommentar von Frank Ebert |

Lieber Herr Weidelich,

inzwischen bin ich Dauergast auf Ihrer homepage. Alleine der Überschrift wegen, "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten" muß ich immer wieder schmunzeln.

bitte weiter so....

Antwort von Friedhelm Weidelich

Lieber Herr Ebert,

danke für die Anerkennung.

Ich werde mich bemühen... Lächelnd