Märklin-Güterwagen verfeinern

, von Gastautor (Kommentare: 1)

Flach- und Rungenwagen bei Wind und Wetter

tl_files/bilder/Basteltipps/GW11 (1280x809).jpgHeinrich Hütz zeigt im folgenden Beitrag, wie man Märklin-Güterwagen mit einfachen Mitteln die notwendige Patina gibt und einige Details verbessert. So werden aus fabrikneuen Modellen realistisch aussehende Güterwagen mit individuellem Erscheinungsbild.

Beim Vorbild sind die Ladeflächen von Flach- und Rungenwagen nahezu ununterbrochen der Witterung ausgesetzt. Das bleibt nicht ohne Spuren. Beim Modell dürften die Ladeflächen dagegen der nicht minder zersetzenden Wirkung kritischer Modellbahnerblicke ausgesetzt sein.
 
Die Ladefläche wird von den meisten Ladegütern nur zum Teil verdeckt. Es ist also kein guter Ansatz die Ladefläche einfach mit einem Ladegut weg zu tarnen. Ganz im Gegenteil: Eine verwitterte Ladefläche lässt eine Ladung im Neuzustand noch ein wenig  „neuer“ aussehen.

Vor diesem Hintergrund ist die „Würdigung“, die die Ladeflächen gängiger Güterwagenmodelle von ihren Herstellern erfahren, eher dürftig. Weder die rotbraun glänzende Ebene beim Rungenwagen noch das graue Imitat des bekannten Ssy45 aus Göppingen haben außer ihren Abmessungen etwas mit der Vorbildsituation zu tun. Versuche, einer Kunststoffoberfläche eine realistisch wirkende Holzanmutung zu geben, sind mir – um ehrlich zu sein – nicht recht gelungen.
 
Da kam eigentlich nur die vollständige Neugestaltung in Frage.
 
Diese Neugestaltung erwies sich im bevorzugten Maßstab 1:32 als unerwartet einfach. Meine Wahl fiel auf die Verwendung von Balsaholz. Seine leichte mechanische Bearbeitbarkeit ist dafür aber nicht ausschlaggebend sondern das im Weiteren  beschriebene Verwitterungsverfahren. Für den Rungenwagen benutzte ich 1 mm, für den Ssy45 dagegen 3 mm starkes  Holz. Balsaholz bekommt man übrigens für wenige Euro in jedem Bastelladen.

Es versteht sich von selbst, dass dann wohl auch die übrigen Waggonteile einer Verwitterung unterzogen werden müssen.

Schritt für Schritt zum besseren Erscheinungsbild


Seitenwände
Bei den Seitenwänden sind Pigmentfarben sehr gut geeignet, weil sie nach dem Auftrag mit einem weichen Pinsel anschließend mit einem etwas härteren Pinsel schön in Ecken und Ritzen gearbeitet werden können. Das bekommt man mit der Airbrush nicht so gut hin.

Beim schwarzen Ssy45 verwende ich Rost- und Brauntöne. Beim Rungenwagen verwende ich Schwarz und Dunkelbraun.
Der Abschluss erfolgt mit Mattlack aus der Dose. Das sollte man wegen der aufhellenden Wirkung nur maßvoll machen. (Nach einigen Versuchen bekam ich mit Humbrol Varnish Matt 49 die besten Ergebnisse.)
 
Drehgestelle bzw. Fahrwerk
In diesem Bereich ist im Allgemeinen der Bremsstaub dominierend. Das geht mit der Airbrusch und einem dezenten transparenten Auftrag von Tamiya Khaki-Drab (XF-51) sehr schön.

Nun noch ein paar Rostpigmente in die Ecken. Den abschließenden Mattlack kann man hier auch weglassen, wenn das Modell nicht oft angefasst  wird.

Ladefläche
Und nun der Kern, die Ladefläche: Holzbohlen zuschneiden. Bei 1 mm geht es mit einem Skalpell. Bei 3 mm ist eine kleine Kreissäge von Vorteil. (Vielen Dank an dieser Stelle an die IGM Kaarst fürs Benutzen der Kleinkreissäge.)
Bei 3 mm dicken Bretten an den Enden auf 5 mm Länge auf 1,5 mm Stärke herunter feilen. Das geht erstaunlich schnell.
 
Bohlen einzeln verwittern
Dazu benutze ich Tamiya Acrylfarbe Schwarz matt (XF 1), die ich im Verhältnis 1:8 bis 1:10 mit reinem Isopropylalkohol  stark verdünne. Den bekommt man in der Apotheke. Isopropylalkohol  ist nicht wirklich gefährlich. Beachten Sie dennoch die Warnhinweise.

Holz mit dieser Mischung und einem weichen Pinsel behandeln. Die sehr dünnflüssige Farbe wird vom Balsaholz wie ein Schwamm aufgesogen, wobei der Alkohol schnell verfliegt. Die verbleibende Farbe dringt tief in die Holzstruktur ein und  betont diese dann stark. Man kann diesen Vorgang mehrfach wiederholen. Die Intensität ist Geschmacksache. Tasten Sie sich langsam heran, wobei Sie den kurzen Trocknungsvorgang stets abwarten sollten, um das jeweilige Ergebnis zu beurteilen.
 
Bohlen mischen und einkleben
Die Bohlen haben durch die Einzelbehandlung wunschgemäß keinen einheitlichen Verwitterungsgrad. Wenn man sie vor dem Verkleben gut durchmischt, wird die Ladefläche noch etwas lebendiger.

Die Bohlen sollten mit Kontaktkleber eingeklebt werden, dessen Lösungsmittel schnell verfliegt. Dies verhindert ein „Durchschlagen“ des Klebers bis zu Oberseite. Danke für den Tipp an den Verkäufer im Bastelladen. (Leim ist keine gute Idee.)

Beim Rungenwagen werden die 1-mmm-„Bohlen“ aufgeklebt. Beim Schwerlast-Flachwagen wird die vorhandene Plastikfläche damit ersetzt.
 
Spuren der Beladung und weitere Verwitterung
Die weitere Verwitterung  erfolgt nun ausschließlich mit Pigmentfarben, die man in kleinsten Mengen mit einem mittelharten Pinsel ins Holz einarbeitet. Dazu sollte man sich reichlich Zeit nehmen. Nennen wir es mal „meditatives Verschmutzen“.

Fahrzeuge (besonders gebrauchte in der Epoche 3) verloren schon mal etwas Öl. Bei Flachwagen, auf die u. A. auch schon mal Kettenfahrzeuge verladen wurden, sind die Fahrspuren auf der Ladefläche etwas heller als der Rest.

In den Ecken von Rungenwagen sammelt sich mehr Schmutz an als auf der übrigen Fläche. An einigen Stellen kann man noch einen Hauch von gedecktem Grün aufbringen, um den gelegentlich auftretenden Moosbefall anzudeuten.
 
Zum Schluss …
Etwas schwarze, glänzende, unverdünnte Farbe auf den Schaft und die Mitte der Puffer geben einen schönen „Fetteffekt“.
Den Austausch der angegossenen Zurrringe an den Wagenseiten habe ich zwar nicht ausgeführt, er brächte aber noch mehr Realismus.
 
Die vorgestellte Vorgehensweise erfordert keine Spezialkenntnisse und man kann sich stets Schritt für Schritt vorarbeiten. Misslingen kann dabei allenfalls das eine oder andere Holzstückchen, nicht aber einer der schönen Spur-1-Güterwagen.
Mit Sicherheit gibt es natürlich noch andere Verfahren, Güterwagen vom Packungsneuzustand in einen vorbildgerechteren Zustand zu versetzen. Es spricht sicher nichts dagegen, entsprechende Anregungen und Erfahrungen hier z.B. als Kommentar oder in einem eigenen Beitrag bekannt zu machen.

Insgesamt zeigt sich, dass man aus vergleichsweise preiswerten Brot- und Butterwagen schöne Unikate machen kann, die hochpreisiger Messingware in der Wirkung kaum nachstehen.

Text und Fotos: Heinrich Hütz. Vielen Dank!

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Kommentar von Waldmeier Bruno |

Hallo
Es gibt noch eine weitere Methode diese Wagen zu beplanken.

Die Bretter-Matten von axstone, (ehemals Nitzsche) Erhältlich bei Gartenbahn-Center, Braunschweig unter der Art.-Nr. 2202002
Die Bretter-Struktur ist einmalig. Noch einen kleinen, lasierend-hellgrauen Finish darüber - und es sieht aus wie im Original!