Märklin Behältertragwagen Lbs 584

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 1)

Märklin Behältertragwagen Lbs 584, Spur 1. Foto: Friedhelm Weidelich


Mit dem neuen Behältertragwagen Lbs 584 für die Epoche IV erfüllt Märklin erneut positive und negative Erwartungen.

Die Mängel stecken im Detail. Und die sind zum Teil falsch.

Der zweiachsige Behältertragwagen mit vier kugelförmigen Ddzkr-551-Behältern trägt die Märklin-Artikelnummer 58556 und macht auf den ersten Blick einen hervorragenden Eindruck. Der Vorbild-Tragwagen wurde für die Deutsche Bundesbahn ab 1955 gebaut und hat die Gattungen und Bauarten der Epochen III und IV korrekt auf dem Langträger angeschrieben, wie das in der Übergangszeit üblich war: BTms 55 und Lbs 584. Das letzte Untersuchungsdatum ist der 13.8.1968. Größere Ausmusterungen setzten 1972 ein. Nach 1975 schrumpfte der Anfangsbestand von 2438 Stück auf eine dreistellige Zahl. 1990 waren nur noch 8 Wagen im DB-Bestand.

Der Rahmen des Tragwagens besteht aus Metallguss, der mit zahlreichen Kunststoffteilen bestückt ist. Die gefederten Hübner-Standard-Pufferplatten sind falsch, sie müssten glatt sein. Die Bremserbühne ist mit Riffelblech aus Kunststoff nachgebildet. Alle Aufstiege und die vier Schlusslichthalter sind vorhanden. Bei der Bremsanlage gibt es zwar eine durchgängige Bremsleitung, die aber nicht mit dem Druckluftbehälter und anderen Aggregaten verbunden ist. Der Bremslösezug fehlt. Leider hat der Wagen weder eine Dreipunktlagerung noch eine Federung, was wegen des langen Achsstands von 220 mm sinnvoll gewesen wäre.

Die glänzenden Radsätze haben an der Lauffläche einen Durchmesser von 29,5 mm. Die Bremsklötze stehen bis zu 3 mm weit ab.

Einen Fehler hat Märklin bei der Beschriftung gemacht: Der Wagen mit Handbremse ist 11,5 m lang und das Modell ist mit 360 mm Länge korrekt 32 Mal verkleinert. Aufgedruckt ist aber die LüP von 11,0 m. Die gilt aber nur für einen Wagen ohne Handbremse. Die Bremsecken müssten auch auf den Stirnseiten aufgedruckt sein – ein Dauerfehler bei Märklin-Güterwagen.

Die Behälter des Typs Ddzkr 551 ruhen separat im Karton. Da jeder Behälter eine eigene Nummer hat, müssten es vier verschiedene sein. In meinem Fall, der nach Berichten an anderer Stelle kein Einzelfall ist, wurden aber Behälter mit nur drei verschiedenen Nummern beigelegt. Eine Nummer (72 94114) ist doppelt. Ein ärgerlicher Fehler der Verpackungslogistik bei Märklin bzw. seinem Zulieferer.

tl_files/bilder/Maerklin/_C188058.jpgDie Beschriftung der Behälter ist, soweit feststellbar, inhaltlich korrekt. Die DB-Initialen sind aber viel zu hoch und zu schmal. Offenbar ist bei der (sauberen) Bedruckung ein Fehler unterlaufen. In der unteren Zeile wurde auf beiden Seiten des Behälters das Wort "Betriebsdruck" mit einem glänzenden Nassschiebebild ergänzend aufgebracht. Die Platzierung des Decals ist nicht immer exakt auf der Höhe der Zeile, in der "2 atü" aufgedruckt ist. Warum sich Märklin hier zu so einer Bastelei entschlossen hat, ist nicht nachvollziehbar. Eine Neulackierung und Neubedruckung wäre angebracht gewesen.

Die 70 mm großen Rundbehälter sind maßstabsgerecht verkleinert. Der Tragrahmen ist allerdings falsch: Quer zum Gleis müsste der Ausschnitt an den breiten Seiten einen Bogen bilden. Das Märklin-Modell hat dagegen eine Gerade mit abgerundeten Ecken. Auch der obere Bogen ist frei erfunden. Tatsächlich verlaufen gerade Linien von beiden Seiten zur Mitte, die durch eine schmale waagerechte Linie gekennzeichnet ist. Wie die Behälter tatsächlich aussahen, lässt sich bei Gerd Wolff, Kombinierter Ladungsverkehr Teil 1, EK-Verlag, erkunden. Und im Miba-Spezial 54.

Etwas einfach hat man es sich auch mit dem Zettelkasten auf beiden Seiten der Behälter gemacht. Die geätzten Messingbleche bilden zwar das Klappgitter nach. Dahinter ist aber kein Blech, um den Zettel einlegen zu können. Einer dieser Zettelhalter war beim Transport abgefallen und lässt sich ohne Nacharbeiten nicht wieder einsetzen. Deshalb fehlt er auf den Fotos. Das Manometer kippt bei allen Behältern nach links, obwohl es aufrecht stehen müsste. Eines ist stark nach links gebogen, was insgesamt auf wenig Sorgfalt bei der Montage schließen lässt. Auch eines der Gitter nahe der Kuppel ist um mehrere Grad verkantet eingeklebt. Beim Vorbild waren sie nicht mit dem Behälter verbunden, sondern hingen an den Geländern, worüber man großzügig hinwegsehen kann.

Zwei der eingesteckten Teile mit den angedeuten Rädern und Befestigungsstiften lagen lose in der Verpackung, ließen sich aber leicht einsetzen. Beim Abnehmen der Behälter bleiben sie teilweise im Tragwagen stecken, so dass man auf solche Prozeduren besser verzichtet oder die Zapfen etwas verjüngt.

Leider liefert Märklin keine Bremsschläuche mit für den Fall, dass man mit Schraubenkupplungen fahren möchte. Man benötigt einen mit Schwalbenschwanz und einen zum Einstecken.

Fazit: Der Wagen kostet laut Märklin-UVP 299,95 € und ist im Handel für ca. 220 € zu haben. Die vermeidbaren Fehler wird jeder anders beurteilen, es kommt auf die Sichtweise an. Ob das Modell das Geld wert ist, müssen Sie selbst entscheiden.

+ hohe Detaillierung
+ saubere Lackierung
+ Schlussscheibenhalter

- Behältertragrahmen falsch
- teilweise falsche Beschriftung
- blanke Räder
- falsche Pufferteller
- fehlende Bremsschläuche
- keine Dreipunktlagerung

Historisches: Das Modell stand unter der Nr. 2258-3-3-4 im letzten Hübner-Katalog 2007 und ging m. W. nicht mehr in Produktion. Geplant war die Auslieferung im 2. Q. 2008. Der Katalogpreis war 395 €. Der Wagen ohne Bremserstand sollte 370 € kosten. 2007 wurden die Formen an Märklin verkauft.

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Kommentar von Norbert Brecht |

Hallo, zumindest sind die Märklin Preise gegenüber den alten Hübner Preisen sehr günstig. Da kann man über den einen oder anderen Fehler hinwegsehen. NB