Korrekturbedarf bei Märklin-218 (aktualisiert)

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 5)

Maerklin 55716, Spur 1. Foto: MärklinKatalogfotos und Handmuster sollen nicht nur Käufer auf den Geschmack bringen, sie dienen auch als Anschauungsmaterial für Kenner, die ein exaktes Modell des Vorbilds haben wollen. Bei der von Märklin als Einmalserie für 2014 angekündigten 218 stimmt etwas nicht, sagt ein Lokomotivenkonstrukteur und Diesellok-Experte.

tl_files/bilder/Maerklin/Drehgestell55716.jpgDas Drehgestell wäre falsch, wenn das Märklin-Modell der Baureihe 218 die Lokomotive 218 247-5 darstellen soll (siehe Märklin-Fotos). "Das abgebildete Modell ist mit den sogenannten MaK-Drehgestellen, also mit Megi-Federn ausgestattet, die erst ab 218 299 und bei der Baureihe 210 (mit Booster-Gasturbine) verbaut wurden", schreibt der Konstrukteur.

Und weiter: "Sollte Märklin derzeit nur diese Form der Drehgestelle nutzen können, ist es zwingend geboten eine andere Lok-Nummer zu wählen und wenn möglich auch die Dachgestaltung entsprechend der Loknummer vorzunehmen. Leider waren auch viele 218er-Varianten aus der Hübner/Märklin-Ära bezüglich der Dachgestaltung und der gewählten Loknummer nicht stimmig."

tl_files/bilder/Maerklin/19720611-SW080-62.jpgMegi-Federn heißen die Metall-Gummi-Pakete, die beim Märklin-Drehgestell trapezförmig neben den Achslagern sitzen. Das folgende Bild von 1972 zeigt das Drehgestell der 218 163, das eine Weiterentwicklung der 216er-Drehgestelle ist und bei der 218 247 verwendet werden muss. Die Achslager sehen da ganz anders aus und sind unterhalb der Schraubenfedern angelenkt und oben über Zug-Druckstangen mit Blattfedern verbunden. Beim MaK-Drehgestell werden die vertikal wirkenden Kräfte zunächst in die Megi-Federn und dann in den Rahmen geleitet. Eine fundamental andere Konstruktion. Märklin sollte sie berücksichtigen.

Nachtrag: Der Konstrukteur möchte noch klarstellen, dass Märklin die verfügbaren Teile und Komponenten so kombinieren soll, dass eine korrekte Wiedergabe eines ausgewählten Originals entsteht. "Dies kostet nichts! Die Arbeit richtig zu machen ist meist nicht teurer als sie falsch zu machen", bemerkt er dazu.

Nur das Lokomotivdach sollte genauer betrachtet werden, empfiehlt er. "Wenn ich den Modellaufbau noch richtig in Erinnerung habe, sind die Auspuff- und Lüfterbereiche als separat von unten einschraubbare Segmente gefertigt und somit austausch- und veränderbar. Problematisch ist nur der trapezförmige Kühlwasserausgleichsbehälter, der in dieser Form nur bei den unteren Loknummern verbaut wurde. Dieser ist aber nach meiner Erinnerung fester Bestandteil des Lokomotivgehäuses, so dass bei einer möglichen Korrektur das große Gehäusewerkzeug überarbeitet werden müsste."

Dennoch sei auch diese Änderung überschaubar und bei überlegter Herangehensweise ließen sich alle Varianten mit zwei unterschiedlichen Drehgestelltypen (die Ursprungsversion des Drehgestells wurde bis zum Erscheinen des Modells der 218 499 von Märklin bei allen anderen Versionen verwendet) und allen möglichen Dachkonfigurationen preiswert und vorbildgerecht herstellen. Dank der schon geleisteten Vorarbeit von Hübner (modularer Aufbau) hielte sich der Aufwand in erträglichen Grenzen.

Den Kontakt zum Konstrukteur stelle ich gerne her, wenn Märklin interessiert ist.

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Kommentar von Thomash |

Man kann sich selbst fragen warum Märklin noch eine BR218 in Altrot bringt. Wenn die Lok mit einem neu entwickelten Getriebe sind, wäre es eine gute Neuheit, aber wie ich Märklin kenne, sind es mit denselben, die zu viel Lärm machen.

Kommentar von J. H. |

Hallo Thomash,
Vielleicht soll einer möglichen Messing BR 218 Konkurrenz gemacht werden, die z.B. in Nürnberg vorgestellt werden könnte (=reine Spekulation). Die Situation hatten wir ja schon mal bei der BR V 200.

Kommentar von spur1purfan |

Hallo, danke für die Diskussion. Ich habe noch bei den früheren Auflagen der Märklin-Lok die Vorderseite im Bereich der Führerstandsfenster im Gedächtnis. Meines Erachtens war die Positionierung der Fenster nicht korrekt. Wäre gut, wenn dies bei der Neuauflage auch berücksichtigt werden könnte.

Antwort von Friedhelm Weidelich

Für die Jüngeren unter den Lesern und Produktverantwortlichen: So sah eine altrote 218 im Jahr 1976 aus:

tl_files/bilder/Vorbild2/19760210-SW0135-51.jpgUnd so 1971. Auch Airbrush-Patinierkünstler könnten aus diesem Foto eine Menge lernen.

tl_files/bilder/Vorbild2/19710923-KB00224.jpg

Kommentar von Dieter |

Hallo.
Ich muss mich gleich als Spielbahner outen. Mich stören Kompromisse daher weniger.
Bei 900 € Listenpreis handelt es sich wahrscheinlich um eine Farbvariante mit neuem Dekoder. Dieses Modell mit solchen von KM1 oder anderen mit 1000€ Preisunterschied vergleichen zu wollen finde ich schon hart.
Mir gefällt, dass durch den neuen Dekoder das DCC Protokoll genutzt werden kann.
Ein leiseres Getriebe fände ich allerdings auch sehr gut.

Kommentar von Thomas Hupfeldt, DK |

Hallo Friedhelm

Wäre es eine Idee dem Konstrukteur die Frage zu stellen, ob es möglich ist, eine neues und besseres Getriebe zu konstruieren? Und dass es möglich ist, es als Ersatzteil zu kaufen.

Mfg.
Thomas.

Antwort von Friedhelm Weidelich

Ich habe die Anregung an Märklin weitergegeben.