Hosenträger-Schienen brünieren

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 1)

tl_files/bilder/Hosentraeger/_8082708.jpgIm dritten Teil der Serie "Spaß am Gleis" geht es um das Brünieren und Einfärben.

Das Schöne an Bausätzen wie denen der Hosenträger-Gleisjoche ist, dass man sich nicht sklavisch an eine Bauanleitung halten muss, sondern seinen eigenen Weg finden kann. So kann man mit zunehmender Erfahrung den (hochtrabend formuliert) Fertigungsprozess immer weiter optimieren. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass es auch bei scheinbar monotonen Tätigkeiten niemals langweilig wird. Denn man wird immer wieder neue Methoden finden, um schneller oder weniger anstrengend zum Ziel zu kommen.

Ich hatte erwähnt, dass sich die Schwellen gern schrägstellen, wenn man die zweite Schiene einschieben will. Mehr Erfolg brachte, die Schwellen erst gar nicht an der einen Schiene festzuschrauben, sondern sie erst einmal zusammenzuschieben. So hat man eine Fläche aus Schwellen, die sich nicht abwinkeln kann. Das Einschieben geht dann ohne Klemmen vor sich. Anschließend zieht man die Schwellen auseinander und drückt sie in die Schablone. Dann werden alle Schrauben festgezogen.

tl_files/bilder/Hosentraeger/_8112709.jpgDie Brünierung sollte erst nach der Montage des Gleisjochs vornehmen, weil man dann in die nasse Brünierung gleich rostfarbenen Puder hineinreiben kann und sich die Rost-Soße auch über die Rippenplatten und Schrauben verteilt.

Wie bereits im zweiten Teil erwähnt, empfiehlt Hosenträger, die Schienen vor der Montage zu sandstrahlen. Dazu braucht man einen Airbrush-Kompressor und einen Air Eraser (Luftradierer), der feines Granulat auf die Schienen bläst und sie minimal aufrauht. Das ergibt eine Oberfläche, die später dem Vorbild weitgehend entspricht. Der größte Vorteil ist aber, dass die Brünierung binnen einer Sekunde die Oberfläche schwarzbraun färbt, weil sie durch das Sandstrahlen entfettet wurde.

Nun könnte man die Brünierung auch vorher aufbringen. Den Schienenfuß von unten kann man blank lassen, auch die obere Fläche des Schienenkopfs soll blank bleiben. Ich habe zunächst ohne weitere Vorbereitung Brünierung aufgepinselt und hatte nach ein, zwei Minuten das folgende Ergebnis:

tl_files/bilder/Hosentraeger/_8112711.jpgSchlimm, nicht wahr? Ein Stück weiter habe ich mit einem weichen Pinsel Aceton aufgetragen. Wenn das Lösungsmittel frischer ist als in meinem bestimmt schon zehn Jahre alten Behälter, stinkt es gewaltig und soll auch Klebstoffschnüfflern Freude bereiten. Also sollte man diesen Vorgang zum Entfetten draußen oder auf dem Balkon erledigen.

Die Brünierung wirkte anschließend etwas schneller und fast flächendeckend:

tl_files/bilder/Hosentraeger/_8112713.jpgDie Oberfläche beigt aber etwas zum Glänzen und ist schwarzbraun in einem zu dunklen Ton. Ich würde daher empfehlen, die Profile zu entfetten und mit Handschuhen – auch Gartenhandschuhe kann man nehmen – einzuschieben und erst dann zu brünieren. Denn nur die Mischung aus Brünierung und Rostpulver bringt einen matten, vorbildentsprechenden Farbton auf die Schienen.

Da meine Sandstrahltechnik noch nicht ganz ausgereift ist und vielleicht auch das Hantieren ohne Handschuhe einzelne Stellen nicht ordentlich brünieren ließ, habe ich mit Aceton entfettet und dann in Verbindung mit den Pulverfarben gute Ergebnisse erzielt.

tl_files/bilder/Hosentraeger/_8082700.jpgWas hier noch nach Pfusch aussieht, ist das Ergebnis von zum Teil nachträglich aufgebrachter Brünierung (mit weißem Rändern) und dem rostfarbenen Puder, der noch in winzigen Klümpchen an der Schiene haftet. Mit einem Borstenpinsel wird das überschüssige Pulver später entfernt und vielleicht noch einmal mit einem anderen Farbton abgetupft. Denn Schienen sind selten über weitere Strecken homogen eingefärbt und niemals gleichmäßig angerostet.

Gut sichtbar ist auch die unterschiedliche Substanz der Schwellen, die mehr oder weniger gebrochene Kanten haben, hier aber noch wenig verwittert sind.

tl_files/bilder/Hosentraeger/_8082689.jpgDieses Bild zeigt zwei verschieden eingefärbte Gleisjoche. Das hintere hat noch recht neue Schwellen und ist mit dunklem Rost von Asoa eingefärbt. Das vordere hat eine eingeschobene braune Ersatzschwelle und mehr oder weniger verwitterte Schwellen. Die Schienen sind mit "Rost mittel" behandelt, der zu alten, wenig befahrenen Profilen passt. Neue Profile hätten noch mehr frischen Rost in Orange-Tönen.

Die Laufflächen sind mit einem Schienenradierer von Roco, Fleischmann & Co. teilweise freigelegt. Schleifpapier und andere Brachialmethoden sind nicht zu empfehlen.

tl_files/bilder/Hosentraeger/_8082692.jpgHier wird der Farbunterschied noch deutlicher – und die Tatsache, dass die oberen Schwellen noch etwas mehr misshandelt werden könnten, wenn man es so wollte.

tl_files/bilder/Hosentraeger/_8082687.jpgDie Möglichkeiten, sich beim Gestalten der Schwellen und Gleis auszutoben, sind unbegrenzt. Das macht auch den Reiz des freiwilligen Gleisbaus aus. Das Hobby gewinnt dadurch einen zusätzlichen Spaßfaktor, auf den wahrscheinlich niemand mehr verzichten wollte.

Dass man auf diese Weise nicht mal eben 50 m Gleis produziert, dürfte klar sein. Wer wenig Geduld hat und sich nicht auf das langsame "Arbeiten" einlassen kann, sollte lieber Fertiggleis kaufen.

Ohne Zeitdruck dagegen kann Gleisbau wirklich zu einer kontemplativen Tätigkeit werden, die trotz der nötigen Konzentration entspannt und den Gedanken Freiheit gibt.

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Der kleine, entscheidende Unterschied

Legt man die Selbstbaugleise von Hosenträger und KM1 nebeneinander, sprechen die Bilder für sich:

tl_files/bilder/Hosentraeger/_8253404.jpgDie durchaus überzeugenden Kleineisen von KM1 (rechts) sind 11,5 mm breit, passend zum 5 mm breiten Schienenfuß. Die 1:40 nach innen geneigten Hosenträger-Rippenplatten sind 10,7 mm breit, der Schienenfuß hat 3,9 mm Breite. Das Hosenträger-Schienenprofil ist mit 4,6 mm nur 0,6 mm niedriger als das KM1-Profil. Gleiches gilt für die weitestgehend Märklin-kompatiblen Schienenprofile von Hegob, Hübner, MSM und anderen.

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Auch die Schienenköpfe unterscheiden sich: 2,5 mm rechts bei KM1, 2,0 mm bei Hosenträger. Dieser Unterschied von 20 % trägt entscheidend zum feinen und vorbildgetreuen Erscheinungsbild des S49-Modellgleises von Hosenträger bei.

Einschottern

Da es ein wenig dauern wird bis zum nächsten Gleisbau-Beitrag, möchte ich noch einen Tipp für die Weiterverarbeitung geben, wie ich ihn von erfahrenen Modellbauern bekommen habe: Man kann im nächsten Schritt die erstaunlich stabilen Gleisjoche mit Acryl auf Trittschalldämmplatten bzw. die 3 bis 5 mm dünnen Styrodurplatten aufkleben. Diese sollten nur so breit wie die Schwellen sein und die Schwellen an den Enden auslassen. Diese Einheit kann man dann schon einschottern und auf der Trassenplatte herumschieben. Sie lässt sich zur Not auch wieder trennen, wenn man die Gleise wiederverwenden will. Anschließend kann man diesen Jochen bereits eine Basis-Patina geben, die auch das Schotterbett links und rechts der Schienen einschließt.

Der fertig mit Tiefengrund befestigte Schotter plus Unterlage ergibt dann wie von selbst eine schräge Kante des Schotterbetts an den Seiten, weil beim Schottern nichts mehr wegrutscht und sich die Schüttung für die Kante praktisch an die vorhandene Substanz anlehnt.

Den ersten Beitrag dieser Folge finden Sie hier.

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Kommentar von Ralf Heil |

Hallo,

ich gehe noch etwas anders vor: ich lege die Schwellen in die Schablone (spätestens bei der Weiche geht das Schwellenschieben nicht mehr). Dann fädele ich auf das Gleis die Kleineisen auf und schraube das erste fest. Richte das Gleis aus und schiebe nun die Kleineisen an die richtige Stelle und schraube sie dann fest. Geht super.
Das mit der Brünierung hat bei mir nie gut geklappt, es gab trotz intensiver Vorabeit immer blanke Stellen, ich habe die Gleise mit der Air-Brush lackiert und "gepulvert".
Ansonsten ist das Gleis erste Sahne...
Ralf.