Gartenbahngleise verlegen mit der Leiter-Methode
, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 2)
Gleise kann man im Garten auf viele Arten verlegen. Wie man das tut, hängt vom eigenen Sicherheitsbedürfnis, dem Wunsch nach Perfektionismus und der Planungzeit ab, die man investiert hat. Von einer Gartenbahn auf frostsicherem Betonfundament, das nur mit schwerem Gerät geändert werden kann, bis zu lose verlegten Gleisen gibt es viele Möglichkeiten.
Hans-Joerg Mueller praktiziert in Kanada eine Methode, die Flexibilität, Wetterfestigkeit und Solidität vereint. Sie eignet sich sowohl für durchgestaltete Anlagen als auch für abstraktere, hochgelegte Gleisanlagen im Garten. Letztere sind praktisch bei Echtdampf-Betrieb, wenn die Gleise möglichst eben liegen sollen, oder wenn man sich nicht bücken will oder besorgt um Staub auf den Modellen ist. Wer gern im Winter fährt und sich nicht mit der selbst gebauten Schneefräse durch den Schnee kämpfen will, hat mit der Leiter-Methode eine Chance, buchstäblich ein höheres Niveau zu erreichen.
Die Leitermethode wurde in den USA erfunden und von Mueller praxisgerecht verfeinert. Denn das ursprünglich als Baumaterial vorgeschlagene Holz erwies sich schon bei kurzem Nachdenken als ungeeignet, weil es sich leicht verzieht und verwittert. Deshalb besann sich Mueller auf robustere Baumaterialien aus Kunststoff.
Die Konstruktion besteht aus PVC-Wasserleitungsrohren mit 48 mm Durchmesser, die etwa alle 60 cm in den Boden gerammt werden. An ihnen werden seitlich Auflagestreifen aus 19mm TREX, einem Material aus Holzspänen und Kunststoff, festgeschraubt. TREX ist in vielen Ländern vertreten und bietet wetterfeste Bretter für Terrassen und andere Sitzplätze im Freien an.
Aus den Brettern werden die Leisten zugeschnitten, auf denen später die Gleise montiert werden. Aus TREX-Resten werden darüber hinaus Distanzklötze geschnitten, die zwischen den Leisten für Stabilität sorgen. Es könnte sich lohnen, auch bei anderen Firmen nach dem Material zu suchen, das auch als Wood Plastic Composite (WPC) gehandelt wird.
Alternativ könnten statt der Leisten aus Kompositmaterial auch L-Profile aus Aluminium verwendet werden.
Zwar sind die frei schwebenden Trassen nicht völlig sicher vor Erdbewegungen und kleinen Verwerfungen, wie das Bild zeigt. Der erfahrene Gartenbahnbetreiber verzichtet nach Möglichkeit auf zu lange Geraden, die bei hohen Temperaturen zur Seite gedrückt werden und arbeitet mit eleganteren großen Bögen. Oder sieht eine Dehnmöglichkeit vor, denn es schadet nicht, wenn mal ein paar Schwellen quasi in der Luft hängen oder die Leiterholme unterbrochen oder mit einem Dehnungsmechanismus versehen sind.
Die Leitermethode hat den großen Vorteil, dass sie unabhängig vom Gelände ist, auf dem die Gartenbahn betrieben werden soll. Denn zuerst wird die Trasse verlegt und dann die Landschaft an die Strecken angepasst. Was der Fantasie weniger Grenzen setzt...
Nachdem die PVC-Rohre etwas angespitzt und in den Boden eingeschlagen wurden, ist die Streckenführung definiert. Im zweiten Schritt wird dann von Rohr zu Rohr festgelegt, ob die Strecke streng in einer Ebene verlaufen soll oder auch Neigungen oder Steigungen eingearbeitet werden sollen.
Selten liegen Gärten streng in einer Ebene. Kleine Unebenheiten und Steigungen bis zu 2 Grad sind mit bloßem Auge kaum erkennbar. Durch die Aufständerung werden solche Ungenauigkeiten wie beim Vorbild vermieden, die beim Fahrbetrieb für unangenehme Überraschungen sorgen könnten. Zumindest bei langen Zügen.
Die Schwellen werden alle 30 bis 50 cm auf die quasi Leiterholme geschraubt, schon kann die Probefahrt beginnen. Interessant ist die Methode auch, wenn man eine Gebirgsbahn im Flachland aufbauen will. Wo man welche Berge aufbauen muss, entscheidet sich erst dann, wenn die Trassen komplett sind. Würde man die Gleise dagegen auf frisch aufgeschütteten Boden legen, müsste man mit Setzungen des Bodens rechnen. Unter der Leiter kann man unauffällig Versorgungs- und Ringleitungen verlegen und kommt im Notfall seitlich an sie heran, ohne die Gleise demontieren zu müssen.
Die Bahndämme oder Ebenen werden, wenn die Probefahrten erfolgreich beendet wurden, einfach seitlich angeschüttet. Setzt sich das Material oder wird es vom Regen weggeschwemmt, bleibt das Gleis unberührt und stabil.
Wenn der abgehäufte Damm sich gut gesetzt hat und fest ist, kann man die Strecken mit Schotter versehen. Oder man belässt die Leitern so, wie sie sind und freut sich, dass sie etwas oberhalb des Erdbodens liegen. So kann das überall wuchernde Unkraut und Gras den Betrieb nicht stören.
Sollte sich herausstellen, dass die Steigungen zum Beispiel in Verbindung mit Kurven doch etwas zu heftig für die eigenen Lokomotiven sind, lassen sich in gewissen Grenzen die Trassen mit ein paar leichten Schlägen auf die Rohre (mit einem schützenden Stück Holz darauf) korrigieren.
Hans-Joerg Mueller beschreibt auf seiner Website Schritt für Schritt, wie er seine Anlage mit Hilfe der Leiter-Methode aufgebaut hat. Wer nicht so gut Englisch kann, findet in den Bildern und Zeichnungen bestimmt ausreichende Hinweise für den Nachbau. Diese Methode zumindest in Teilbereichen zu testen, dürfte sich lohnen.
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Kommentar von H-J. Mueller |
Hi Friedhelm,
Für Leute deren Englisch nicht so richtig will, am einfachsten auf den deutschen Teil meiner Hobby-Website gehen und zwar geht die Beschreibung hier los ...
Kommentar von Carsten Ramcke |
Hallo Friedhelm,
Diese Methode habe auch ich benutzt als ich selber eine Gartenbahn versucht habe. Da ich Märklin Gleise benutzte, war ein genauer Radius sehr wichtig. Seiten über meine Erfahrungen findet man (und den Anfang) hier:
http://www.greateventtours.com/carstengartenbahn4.htm
mfG,
Carsten Ramcke
Michigan, USA
Antwort von Friedhelm Weidelich
Hallo Carsten,
danke, sehr interessant. Du zeigst, dass man auch bei wenig Platz eine Gartenbahn bauen kann, wenn man kreativ ist. Und du demonstrierst, dass man mit der Leitermethode sehr flexibel ist und schnell umbauen kann, wenn man neue Ideen hat.
Die amerikanische Tradition, zu Weihnachten eine Bahn aufzubauen, gefällt mir gut. Leider findet man in Deutschland zur Weihnachtszeit nicht einmal mehr eine Modellbahnanlage im Schaufenster von Kaufhäusern – und Modellbahngeschäften.