Elgershausen an der Kassel-Naumburger Bahn
, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 0)
Die Modellbau-Qualität hängt ja von vielen Faktoren ab: von der Recherchefreudigkeit, dem Talent zu abstrahieren und Typisches wiederzugeben, von der Fähigkeit Farben wahrzunehmen und handwerklich oder sogar künstlerisch aufzutragen und nicht zuletzt von dem, was man beruflich gelernt oder sich sonstwo angeeignet hat.
Als gelernter Uhrmachermeister und Juwelier hat Michael Busse die Fähigkeit, mit kleinsten Dingen umzugehen und feinste Details zu bearbeiten. Und so ist die Klinge des Beils scharf und gefährlich wie ein 32 Mal größeres Vorbild. Die Kerben im Hackklock stammen natürlich von dem Beil, das in ihm steckt.
Details machen ein Modell erst realitätsnah, wie dieses Bild zeigt: Die Isolatorenhalter an der Wand demonstrieren, wozu sie da sind, denn ein Stromkabel führt in das Empfangsgebäude. Die Dachrinnen aus Kupfer sind professionell gelötet und richtig aufgehängt. Das Stationsschild ist eingelassen und angeschraubt.
Das Makroobjektiv zeigt, was das bloße Auge kaum noch sehen kann: Das Fallrohr ist mit winzigen Schrauben und echten Schellen angeschraubt.
Hinter dem Fenster steht der Stationsvorsteher, der – wenn ich mich recht erinnere – dem Großvater des Erbauers ähnelt und im Dienstraum auch einen Großvaterstuhl zur Verfügung hat.
Der Güterschuppen-Anbau hat selbstverständlich richtige Rolltore .
Auch zwei Rollen Kupferdraht gehören zum Frachtgut. Heute, wo Oberleitungen und Erdungskabel systematisch gestohlen werden, würden sie keine zwei Stunden dort liegen. Ach ja, die gute alte Zeit...
Im Güterschuppen hat sich Michael Busse bei den Anschriften ausgetobt und Verwandte auf den Arm genommen.
Ein Abort für Männer und Frauen gehörte früher zu jedem Bahnhof, wenn auch mit schlechter bis gar keiner Beleuchtung und einem Plumpsklo, dessen Dämpfe in den Augen stachen. Heute gibt es keine mehr oder nur noch solche, bei denen DB Station & Service oder ein anderes Tochterunternehmen des Weltlogistikkonzerns mit dem Geschäft der Fahr"gäste" sein Geschäft macht.
Fast ein wenig zu ordentlich sieht es hier aus, und im Dienstraum in der Mitte fehlen noch die Reinigungsutensilien, Toilettenpapier und Mülleimer.
Ganz so komfortabel ging es vor 80 Jahren dann doch nicht zu.
Zum hochwertigen Modellbau gehört auch brutaler Realismus.
Hier muss noch mal die Uhrmacherlupe ran: Der Stiel des Beils ist vom Hacken etwas herausgerutscht und könnte Passagiere gefährden.
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