Ein kleiner, feiner Nebenbahnhof von PAJ in Sinsheim

, von Gastautor (Kommentare: 2)

tl_files/bilder/Sinsheim2013/PAJ Sinsheim 2013 021.jpgAuf den Spur-1-Treffen in Sinsheim waren früher häufiger Anlagen zu sehen, die Anregungen für die eigene Anlagenplanung lieferten. In den letzten Jahren ist das Angebot eher bescheidener geworden. Um so mehr Freude macht es, auf eine Spur-1-Anlage zu treffen, die von der Größe auch für heimische Gefilde geeignet ist.

Hatten die rührigen PAJ-Modellbahner aus Belgien schon im letzten Jahr in Sinsheim ein raffiniertes, befahrbares Diorama ausgestellt, das viele Spur-1er von der Konzeption und Ausgestaltung her begeisterte, so waren sie diesmal mit einem kompletten Endbahnhof an einer Nebenbahn erschienen, der einigen Betrieb zuließ und Rangierspaß pur bot.

 

Auf einer Fläche von ca. 7 m x 0,8 m war in Modulbauweise ein vollständiger Bahnhof mit einem kleinen Güterbereich und einer Bw-Außenstelle an einer eingleisigen Strecke entstanden. In einer verdeckten 90°-Kurve führte das Streckengleis aus dem Bahnhof hinaus, daran schloss sich dann ein Fiddle-Yard von gut 2 m Länge an, der die kurzen Nebenbahnzüge und Loks aufnehmen konnte. Die Mannen aus Belgien hatten den 90°-Bogen geschickt hinter dem großen Rechteck-Lokschuppen platziert und somit aus dem direkten Blickfeld genommen, um die Illusion eines vorbildlichen Gleisverlaufs nicht zu zerstören. Ein Trick, den PAJ schon mehrfach erfolgreich angewandt hat.

 

Trotz der geringen Längenentwicklung wirkte der Endbahnhof vorbildlich, was an den schlanken Weichen und der nicht starr geraden Gleisführung lag. Die nutzbaren Gleislängen waren für kurze Züge, wie sie halt auf untergeordneten Nebenbahnen fuhren, ausgelegt und so sprengten diese Züge auch nicht den Gesamteindruck der Nebenbahn. Die Bw-Außenstelle war zwar für die Größe des Bahnhofs üppig bemessen, so blieben aber die Spur-1-Lokomotiven im Blickfeld des Betreibers bzw. Betrachters.

 

Der gesamte Bahnhof wirkte nicht überladen, es gab genügend freie Fläche, die spärlich mit niedriger Vegetation, Splitt- und Ascheflächen und Wegen gefüllt war. Die für einen Bahnhof erforderlichen Gebäude erzeugten durch ihre Detaillierung und vorbildliche Größe einen stimmigen Eindruck, die Preiserleins und Co. waren in authentisch wirkenden Posen und Gruppen auf Bahnsteig und Wegen überzeugend platziert. Die Anlagentiefe von 80 cm sorgte zusammen mit dem gut angepassten Hintergrund für eine akzeptable Tiefenwirkung.

 

Wer sonst nur lange Züge oder große Schlepptenderlokomotiven liebt, wird überrascht gewesen sein, wie viel Eisenbahn und Vorbild in einem hervorragend gestalteten Gleisumfeld ein kurzer Nebenbahnzug ausstrahlt. Auf dieser Anlage reicht schon eine 64 mit zwei Donnerbüchsen, um Eisenbahn rüberzubringen. Eine 50 mit zwei 3-achsigen Umbauwagen stellt schon einen stattlichen Zug dar.

 

Die Fahr- bzw. Rangiermöglichkeiten auf dieser kleinen Anlage ließen keine Wünsche offen und waren schon beachtlich. War kein Triebwagen oder Wendezug eingesetzt, so musste die Lok mit dem eingefahrenen Zug umgesetzt werden: Lok abkuppeln, bis auf die Weichenverbindung am Güterschuppen vorziehen und dann am Hausbahnsteig vorbei, um bis zum das Ausfahrtsignal vorzurücken. Von dort ging es wieder in Gegenrichtung vor den Zug.

 

War der Zug länger, musste die umsetzende Lok auf das Streckengleis bis zur Tafel „Halt für Rangierfahrten“ fahren. War dem Personenzug noch ein Güterwagen beigestellt, der zur Be- oder Entladung zum Güterschuppen gebracht werden musste, dauerte die Rangiererei deutlich länger und bereitete noch mehr Spaß. Der ließ sich weiter ausbauen, wenn die Lok im Bw Wasser und Kohle nachnehmen musste.

 

Wer meint, eine kleine Anlage würde schnell langweilig, wurde hier eines Besseren belehrt. Durch den Fiddle-Yard bzw. Schattenbahnhof konnte ein umfangreicher Fahrzeugpark untergebracht werden, ohne den sichtbaren Teil zuzustellen und damit die großzügige Atmosphäre zu zerstören.

 

Vielleicht lässt sich der ein oder andere Leser von diesem kleinen, aber feinen Endbahnhof anregen, zuhause in Modulbauweise etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen. Wie man bei PAJ in Sinsheim sehen konnte, ist bei überlegter Gleisplanung und selbstauferlegter Beschränkung keine Turnhalle notwendig, um Spaß und Freude mit der Baugröße 1 zu haben. Auch kommt die Detaillierung der heutigen Spur-1-Modelle auf einer kleinen, durchgestalteten Anlage hervorragend zur Geltung, da man immer – am besten auf Augenhöhe – nahe an Bahndamm ist, meint

 

BBer

 

Hier ist ein Video von PAJ:

Auf der Website von PAJ sind zahlreiche weitere Fotos der Anlage.

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Kommentar von Peter |

Hallo Herr Weidelich,
danke für Ihren Bericht, habe ich doch in Sinsheim vor "Überwältigung" schlicht vergessen, selbst ein paar Fotos davon zu schießen ...
Ich habe in Sinsheim selbst lange vor dieser Super-Anlage gestanden und war einfach nur beeindruckt. Die Jungs von PAJ hab es einfach drauf, was Thema, Farbgebung und Ausgestaltung ihrer Anlagen anbelangt. Was mich dabei immer wieder am meisten beeindruckt: wie schaffen es die nur, in so kurzer Zeit immer wieder so Klasse-Anlagen aufzubauen und noch dazu bis ins Kleinste durchgestaltet ? Ich selbst brauche bislang Jahre dazu, bei meiner im Aufbau befindlichen Anlage nur einen Bruchteil dessen zu schaffen ... Ich hätte gerne auch die "Zauberformel" ...
Grosses Lob an PAJ und auch an den Autor für diesen Bericht ! WEITER SO !
Beste Spur 1-Grüsse aus Bayern,
Peter

Antwort von Friedhelm Weidelich

Lieber Peter,

mir ging's ähnlich. Zum Fotografieren und einem Gespräch mit den PAJ-Leuten hat es nicht mehr gereicht, deshalb bin ich meinem Gastautoren sehr dankbar für diesen Beitrag.

Ich finde, solche Anlagen sollten für uns alle ein Ansporn zum Bauen und Planen sein.  Auch wenn es bei uns allen viel langsamer geht. Was ab und zu ja auch ein Genuss sein kann.

Kommentar von Spur1Fan |

D A S ist Spur1-Modulbau - dabei ist das gar nicht soooo schwer, wenn man(n) sich Zeit (!) nimmt, und dauerhaft (!) konsequent ist.
Leider sehr selten anzutreffen - hier fängt für mich die Königsspur an, die eigentlich keine Rekordversuche und "Highways" benötigt...

MfG Spur1Fan