Dingler V 60 150 vom Bw Nürnberg

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 3)

tl_files/bilder/Dingler/_8143036.jpgDas Warten hat sich gelohnt. Die V 60 von Dingler ist ein exklusives Spur-1-Modell geworden, das in vielerlei Hinsicht Freude macht.

Das von Dingler auf insgesamt 125 Stück limitierte Spur-1-Modell der V 60 der Deutschen Bundesbahn und späteren Bahngesellschaften wurde in elf Versionen mit 18 verschiedenen Loknummern komplett aus Messing und Edelstahl produziert. Selbst die Sandstreuer sind aus Metall.

 

Das Epoche-IIIb-Modell der V 60 150 vom Bw Nürnberg ist vorbildgerecht mit Rangierfunk ausgerüstet und hat deshalb ein Mikrofon am Schwanenhals auf der rechten Seite des Führerstands. Dieser ist komplett eingerichtet und vom Gummiboden bis zu der schalldämpfenden Decke mit Lochgitter und Lampe im Dach nachgebildet. Führer- und Zugbremsventile befinden sich an beiden Seitenfenstern, die als Schiebefenster zu öffnen sind. Das Führerpult trägt eine Vielzahl von Schaltern und Imitationen der schwarzen, drehbaren Lampenkappen. Die Rundinstrumente werden von einer über F12 schaltbaren Miniaturglühlampe so kräftig beleuchtet, dass durch den Spalt zwischen Führerhauswand und Führerpult links etwas Licht durchschimmert. Zwei Feuerlöscher und ein Heizkörper ergänzen die Ausstattung des Führerhauses. Das Dach wird von Magneten festgehalten und ist leicht abnehmbar. Die Drähte für die Deckenlampe stecken bei aufgesetztem Dach in einem zweipoligen IC-Stecker.

 

Die Führerhaustüren sind beweglich und werden durch Federn geschlossen gehalten. Ein Hocker für den Lokführer, der später noch nachgeliefert werden soll, wurde der kompakten, aber gut gepolsterten Verpackung (ohne die nervigen Bodenbretter) beigelegt.

 

Das Dingler-Modell wirkt auf den ersten Blick wie ein exaktes Abbild des Originals und hat wegen der zahllosen Details, Beschriftungen und Farbtupfern so gar nichts von einem „Spielzeug“ oder einem gewöhnlichen Modell. Dazu tragen unter anderem die nur 1,3 mm hohen Spurkränze für NEM-Gleise bei. Sie sind mit Edelstahl-Radreifen bestückt und haben vom Profil her keine Ähnlichkeit mit den weit verbreiteten Pizzaschneider-Rädern.

 

Zum überzeugenden Erscheinungsbild tragen auch die vielen Details bei, die man mit bloßem Auge nicht entdeckt und die – ein wenig unfair – übergroß vor dem Makro-Objektiv erscheinen. Dazu gehört die Kühlwasseranzeige auf dem langen Vorbau, die mit einem winzigen dreifarbigen Schiebebild simuliert wird. Auf dem Dach tummeln sich die beiden Drucklufthörner, das Kugelschlagläutewerk, eine Lüftung und die Topfantenne für den Rangierfunk.

 

Die Geländer sind mehrfarbig und vorbildgetreu lackiert. Die Halterungen für die Rangierlok-Nummern sitzen exakt so wie beim Nürnberger Vorbild der V 60 150. An den oberen Dieseltanks sind Tank-Pegelanzeigen aufgedruckt, die sich bei meinem Vorbild aber unter einer Klappe versteckten. Gleich darunter findet sich das aufgeklebte MaK-Fabrikschild.

 

An den vorderen Enden befinden sich unter den beweglichen Deckeln links die große, sehr gut detaillierte und mit gelben Punkten bemalte Batterie. Rechts ist Platz für Werkzeug, Fettpresse, Hemmschuhe und andere Zutaten – wenn man will. Auch die Klappen unten am Führerhaus recht und links lassen sich anheben und geben den Blick auf Aggregate und Ventile frei.

 

Das sind nur die kleinen Highlights. Die größeren verbergen sich unter dem langen Vorbau. Die beiden Schiebetüren haben oben zwei Klappen zum Öffnen und können nach vorn geschoben werden. Dahinter verbirgt sich der eindrucksvolle 12-Zylinder-Motor GTO 6 von Maybach mit einem großen Abgasturbolader und kupferfarbenen Kraftstoffleitungen von der Förderpumpe zum Motorblock. Im Inneren verläuft unsichtbar die Gelenkwelle vom vorn eingebauten Motor bis zur Blindwelle. Den Luxus der Türen zum Öffnen bietet der kurze Vorbau hinten nicht, denn der dort eingebaute Lautsprecher braucht Resonanzraum und musste auch den Decoder aufnehmen.

 

Eine Augenweide sind auch Rahmen und Fahrwerk. Die Bremsbacken sind, wenn man kräftig zupackt, beweglich und sitzen erfreulich nah an den gefederten Radsätzen. Die Lok bewältigt Radien bis hinunter zu 1020 mm, sollte aber besser ab 1300 mm eingesetzt werden. Der Schmierpumpenantrieb links hinten bewegt sich vorbildgerecht. Auf der rechten Seite ist der Taktgeber für den Tacho ist nachgebildet. Auf den Rahmen sind, von außen kaum sichtbar, die Anhebemarkierungen aufgedruckt. Die Räder tragen gelbe Markierungen. Hinter den elliptischen Speichen sind noch Details der Rahmenwangen und Lager erkennbar. Vorn rechts befindet sich der Koksofen zum Warmhalten des Motoröls.

 

Die Rahmenkopfstücke sind vorbildgetreu ausgeführt. Je nach Modell wurden auch Verschleißpufferbohlen eingebaut. Die Tritte und Bühnen an den Enden sind stabile Gitter, die sehr filigran wirken. Die feinen Bremsschläuche sind eingehängt. Dazwischen ist eine Dingler-Schraubenkupplung montiert, die hoffentlich niemand durch eine Märklin-Kupplung ersetzen will – auch wenn das möglich sein dürfte. Die stabilen Metallpuffer sind gefedert.

 

Sound und Steuerung übernimmt ein ESU-LokSound 4.0 mit Energiespeicher. Die Fahreigenschaften sind gut, auch wenn beim Anfahren ohne Sound ein wenig Summen der Lastregelung zu hören ist und die Anfangsgeschwindigkeit beim Rangiergang noch einen Tick niedriger sein könnte. Die Zugkraft der dreiachsigen Lok beträgt etwa 400 Gramm. Zum Vergleich: Die 50 von KM1 zieht mit etwa 900 Gramm am Zughaken. Mit Sound und Licht benötigt die Lok laut EcoS-Strommonitor maximal 560 mA. Die im Kondensator gespeicherte Energie reicht für etwa zwei Sekunden und um eine Strecke von etwa 10 bis 20 cm zu überbrücken, falls es auf Weichen und schmutzigen Schienen Kontaktprobleme geben sollte. Die Lok nimmt den Strom an allen sechs Rädern auf.

Der ESU-Sound der V 60 wurde sehr gut angepasst. Bevor sich die Lok in Bewegung setzt, erhöht sich die Drehzahl des virtuellen Motors. Eindrucksvoll sind die langen Ein- und Ausschaltsequenzen. Nach dem Abschalten des Motors ist das Geräusch eines langsamer werdenden Lüfters zu hören und das Anlagen der Handbremse.

Auf einen Raucherzeuger verzichtete Dingler, weil die Funktionsfähigkeit über Jahre nicht gesichert sei und das Rauchöl die Lok innen verschmutzen könne. 

 

Per Funktionstaste ansteuerbar sind die beiden Typhon-Hörner, An- und Abkuppeln, Glocke, Rangiererpfiff, Sanden, Kompressor, Pumpe der Zentralschmierung sowie die Spitzenlichter in Fahrtrichtung. Außerdem separat schaltbar sind die Beleuchtungen von Führerstand, Rundinstrumenten, Triebwerk und Motorraum. Die Hella-Lampen entsprechen weitestgehend dem Vorbild. Ein klappbares rotes Schlusslicht ließ sich leider nicht miniaturisieren. Da Dingler auf das warme Licht der Glühlämpchen nicht verzichten möchte, kam eine LED-Lösung nicht infrage. Das lässt sich verschmerzen, zumal die V 60 als Rangierlok selten auf Strecke ging und noch seltener als Lz fuhr.

 

Nicht ganz logisch erscheint mir die Kopplung von Spitzenlichtern und Rangiergang bei F6. Bis etwa zur Jahrtausendwende (Lokführer mögen mich bitte korrigieren) fuhren DB-Triebfahrzeuge tagsüber ohne Licht. Rangieren mit Licht bei Tage gab es in Epoche III auf keinen Fall. Zwar ist es gut, die Spitzenlichter auf beiden Seiten gleichzeitig einzuschalten, wie das mit F6 erreicht wird. Zumal das Einschalten nur in Fahrtrichtung nach meiner Erfahrung nicht die übliche Praxis und eher ein Feature der Gleichstrom-H0-Bahnen war. Sinnvoll (und nachträglich machbar) wäre eine Trennung von Rangiergang und Rangierbeleuchtung, um bei Tageslicht ohne Licht zu rangieren.

 

Eine nützliche Funktion wurde auf F 15 gelegt. Damit lässt sich die Lautstärke in vier Stufen regeln. Eher ein Gag ist das laute Klacken beim Schalten der Beleuchtungen – akustisches Feedback könnte man das nennen.

 

Fazit: Dingler hat mit der V 60 ein Spur-1-Modell auf den Markt gebracht, das durch Preis und Limitierung Exklusivität garantiert und dank des gut abgestimmten Sounds viel Spaß beim Rangieren macht. Das stimmige Erscheinungsbild, die hohe Qualität der Lackierung und Beschriftung sowie die überdurchschnittlich präzise Montage der filigranen Teile machen das Modell der uralten, aber beim Vorbild noch immer eingesetzten V 60 zu einem kommenden Klassiker der Spur 1. Wer das bis auf wenige Exemplare ausverkaufte Modell gekauft hat, dürfte stolz darauf sein. Wer es später einmal erwirbt, darf sich auf eine solide Lok freuen, die man immer wieder gern anschaut.

 

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Kommentar von Peter |

Lieber Herr Weidelich,
liebe Modellbahnkollegen,
ich kann nur sagen, ein Traum von einer Lok. Ich habe mein Exemplar heute erhalten und bin restlos begeistert. Auch der Kundenservice des Herstellers war vorbildlich: Herr Dingler höchstpersönlich hat mir heute die Lok nach Hause gebracht, aufs Gleis gestellt und erklärt. Dies ist sicher nicht bei jedem Kunden möglich, der möglicherweise 800 km entfernt wohnt, aber bei mir in Süddeutschland war dies zumindest möglich. Auch schon im Vorfeld war die Kommunikation und Information vorbildlich, die ich bisher bei anderen Herstellern, wo ich ebenfalls schon viel Geld gelassen habe, vermißt habe. Ein herzliches Danke nochmals an Herrn Dingler auch an dieser Stelle.
Viele Grüsse,
Peter

Kommentar von spur1purfan |

Vielen Dank für diesen Bericht. Ich finde es sehr gut, dass sich neben K+K die Spezialhersteller wie Dingler, Lematec, Spur-1- Exklusiv und Hosenträger neu etablieren. Ich verstehe jeden, der als Betriebsbahner die Vorteile der Km-1-Modelle schätzt. Anderseits gibt es viele Spur-1-Bahner, die bei den Modellen Wert auf die max. Details legen und dennoch eine gewisse Betriebssicherheit verlangen. Danke an diese (genannten) Hersteller, die dieses Segment mit solch tollen Modellen bereichern. Machen Sie weiter so, Herr Dingler!

Kommentar von Michiel / becasse |

Hallo Herr Weidelich,

Herzlichen Dank für diesen ausführlichen Bericht, und die perfekte Bilder.
Ich habe damals meine Mä. V60 weitgehend gesupert, und das hat Spaß gemacht, aber dieses fast Kompromissloses Modell von Dingler hat seine eigene Klasse. Für dieselliebhaber wie ich ein Traumlok! Ich freue mich enorm einmal dieses Modell patinieren zu dürfen.

Jetzt nur warten auf der größere Schwester, die V100 von KM1....

Mit liebe Grüße,

Michiel/ becasse