Dingler 18 patiniert von Horst Göhr

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 2)

Dingler 18.4. Foto: Peter JungrichterEine Dingler-Lok patiniert man nicht! Doch – warum denn nicht? Man muss es nur können.

Zu den umstrittenen Themen gehört zweifellos die Patinierung oder künstliche Alterung der teuren Spur-1-Modelle. Viele verzichten darauf, weil vielleicht der Sammlerwert sinkt (obwohl gewöhnliche Modelle längst keine Geldanlage mehr sind) oder der Weiterverkauf schwieriger sein könnte.

Manch einer traut sich, wenn das Modell bereits ein paar Jahre alt ist, vielleicht erste Schrammen hat oder der Kaufpreis bereits vergessen ist. Oder weil eine patinierte Lok dem Vorbild weitgehend entspricht. Denn blitzblanke Loks gab es vielleicht bei der Reichsbahn der DDR – etwa die 015, die in den "Westen" kamen. Bei der Deutschen Bundesbahn waren Dampfloks Arbeitspferde, die in den 60ern nur gelegentlich eine neue Schicht Farbe bekamen und in den 70ern bis zu ihrem Ende mit Kalkflecken auf dem Kessel herumfuhren.

Aber egal: Patinieren ist Geschmackssache und bedeutet nicht, ein Modell mit einer braungrauen Schicht zu spritzen, sondern setzt Kenntnisse voraus, was an einer Lok aus welchem Grund so oder ganz anders verschmutzt, ölig, rußig oder fettig ist. Dazu kommen Flugrost, Staub und der Abrieb der Bremsschuhe sowie die Spuren von heruntergelaufendem Wasser, das bei Elloks mit dem Abrieb der Schleifstücke und Staub gemischt ist. Und ein paar Dinge mehr.

Horst Göhr hat für einen Spur-1-Sammler zwei Dingler-18er patiniert und bei der 184 den Lok-Tender-Abstand verkürzt. Das Ergebnis ist in der Bildergalerie zu sehen, die ich Peter Jungrichter verdanke. Die vorderen Bremsschläuche hatte sich beim Fotografieren vorübergehend selbstständig gemacht.

tl_files/bilder/Goehr/18 Fahrwerk_k.jpgDas Fahrwerk im Urzustand...

tl_files/bilder/Goehr/18_0509(040).jpg... und patiniert.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf den neuen Blog von Horst Göhr hinweisen. Er ist ein begnadeter Modellbauer, hat früher u. a. Modelle für Fine Art Models gebaut und schwärmt auch für amerikanische Schmalspurmodelle im Maßstab 1:20,3. Wie er in diesem Maßstab den Bahnhof Chama aus Forexplatten gebaut hat, raubt einem fast den Atem. Das ist Modellbau, wie man ihn in 1:32 nur äußerst selten in dieser hohen Qualität und Vorbildtreue antrifft.

Sehenswert sind auch die gealterte Schmalspur-Diesellok von Complexx und – ebenfalls in 1:32 - die Dieselloktankstelle, die er im Auftrag gebaut hat. Erst durch die gekonnte Patinierung werden die Modelle zu realistischen Abbildungen der Wirklichkeit. Mit Akribie, Beobachtungsgabe und der richtigen Technik gelingen solche Kunstwerke. Und auf einmal wirken die blitzblanken oder bestenfalls mit der Airbrush ein wenig staubig angehauchten Modelle steril und spielzeughaft.

Zum Blog "Meine Eisenbahnwelt" von Horst Göhr geht es hier.

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Kommentar von Ernst-Peter Weischenberg |

Hallo Horst,
Gratulation zu der authentischen Arbeit. Ein Lok mit Leben zu erfüllen, ist dir hervorragend gelungen. Bei einer Patinierung muss die persönliche Handschrift auf den Betrachter wirken. Das kann man nur selten bei Patinierarbeiten spüren.

Beste Grüße aus Lünen

Ernst-Peter

Kommentar von Gunnar Müller |

Lieber Horst,

ich frage mich immer wieder, wie Du Deinen sagenhaften Patinierungen immer noch "Eins" draufsetzen mußt! Klasse! Allerhöchste Hochachtung.

Die Liebe zum Modell und zum Original kann man hier wahrhaft sehen.
Viele Grüße
Gunnar