Die Märklin Baureihe 38 unter der Lupe, Teil 2

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 13)

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Die Märklin-P8, Baureihe 38, ist ein schönes Spur-1-Lokmodell.

Doch wie lässt sie sich digital steuern? Wie gut klingen die Betriebsgeräusche? Und wann kommt Dampf aus der Pfeife?

Diese Fragen beantwortet Teil 2.

tl_files/bilder/Maerklin/P8kl/_C220010.jpgAls DCC-Fahrer nutze ich eine EcoS-Digitalzentrale von ESU, weil es eine moderne Bedieneinheit mit Touchscreen und Tasten für zwei Fahrzeuge ist. ESU liefert regelmäßig Updates und erweitert und verbessert die Software. Da sieht man über die nicht ganz so hohe Ampereleistung und die nicht ganz überzeugende mobile Fernsteuereinheit hinweg.

Ich kann also nur über die Steuerung mit einer DCC- und Mfx-kompatiblen Zentrale berichten.

Während sich moderne Decoder über RailCom bei der Zentrale automatisch anmelden und die Funktionstasten mit Symbolen versehen, muss man als DCC-Fahrer den Märklin-Decoder mit den fast schon vergessenen Routinen anmelden und die Funktionstastenbildchen von Hand auswählen. Die Decodertechnik lässt nur 16 Funktionen zu. Und weil alles um eine Zahl verschoben ist, kann man die Pfeife nicht mit F2 und dem praktischen Hebel bedienen, denn sie liegt bei F3.

Märklin folgt hier nicht dem Weltstandard mit dem Komfort von Railcom und weit mehr Funktionen, sondern verharrt bei längst überholter Digitaltechnik. Schade, teuer und kurzsichtig, denn im weltweiten Modellbahnmarkt ist Märklin nicht mehr so groß, dass man an einem eigenen Standard festhalten kann. Da steht sich die Traditionsfirma selbst im Weg und wagt es nicht, einen alten, technisch überholten Zopf abzuschneiden und auf den entwickungsfähigen Weltstandard DCC einzuschwenken. Aber das nur am Rande.

Die 38 reagiert per DCC angesteuert – ohne eingeschalteten Sound – so, wie man es von anderen aktuellen Modellen mit z. B. von älteren ESU-3.0-Dekodern kennt.

Mit eingeschaltetem Sound fing mein Modell aber nach kurzer Zeit zu bocken an. Nach einem kurzen Lauf auf dem Rollprüfstand und kurzem Stillstand wollte der Motor einfach nicht mehr anlaufen. Das Abschalten des Sounds half, manchmal auch langes Warten, gefühlte 10 Sekunden. War der Sound nach ein paar Sekunden verklungen, beschleunigte der Antrieb wie gewohnt. Nach dem Einschalten der Geräusche wiederholte sich das Spiel. Ohne Sound reagierte die Lok willig auf den Fahrregler.

Auf der Suche nach einer Erklärung sagte mir ein Experte (ein echter, kein selbst Ernannter), dass es sich um ein Abstimmungsproblem zwischen der Motorsteuerung und der Sound Engine im Decoder handeln könne. Das müsse als kurze Auskunft erst einmal genügen, die Details lasse ich mir ein anderes Mal erklären. Und er empfahl mir, die Lok mal über M4 anzumelden.

Besser mit M4

Das half, nach ein bis zwei Minuten hatte die Zentrale den Decoder ausgelesen und zeigte den größten Teil der Funktionen mit Symbolen an. Nun rollt die Lok, die vorher mit 128 Fahrstufen angemeldet war, wie eine mit 14 oder 28 Fahrstufen. Sehr direkt, dass man mit sehr viel Feingefühl am Regler drehen muss. Das Bocken bei eingeschaltetem Sound ist verschwunden. Da die EcoS Mfx simuliert, funktioniert die Lok nun so, wie sie sich an einer Central Station verhalten würde. Seinen Reim möge sich jeder selbst darauf machen.

Beleuchtung

tl_files/bilder/Maerklin/P8kl/_C220023.jpgDie beiden Stirnlampen leuchten jeweils in Fahrtrichtung. Die Digitalkamera sieht das Licht bläulicher, als es in Wirklichkeit ist.

tl_files/bilder/Maerklin/P8kl/_C220033.jpgJeweils eine Lampe auf beiden Seiten ist für die Fahrwerksbeleuchtung zuschaltbar.

tl_files/bilder/Maerklin/P8kl/_C220029.jpgIm Gegensatz zur Führerhausbeleuchtung sind die Lampen angenehm warmweiß.

Schlecht abgestimmter Sound

Die Geräuschentfaltung eines Lokmodells ist bis zu einem gewissen Grad auch Geschmackssache. Die einen sind mit dem zufrieden, was ihnen serviert wird. Die anderen wollen Feinkost oder bessern das Gelieferte gleich bei entsprechenden Kenntnissen mit großem Zeitaufwand aus. Hätten wir es bei der Baureihe 38 mit einem DCC-Decoder zu tun, wäre Letzteres machbar. Der Märklin-Decoder ist dagegen eine Art black box, bei der nur wenige Geschwindigkeitsparameter verstellbar sind.

So muss man mit dem Sound leben, den der Decoder an Bord hat. Und der ist alles andere als gut. Unter nicht reproduzierbaren Bedingungen erklingen beim Anfahren zwei kurze Auspuffschläge, die so hell und kräftig klingen, wie ich sie von vielen 38ern im Ohr habe. Diese Klangdatei von nicht einmal zwei Sekunden geht dann mit einem gewaltigen Sprung in ein recht dumpfes Klangbild über, das man mit viel gutem Willen einer P8 zuordnen könnte – aber auf dem Führerstand! Zwar ist auch ein Dahinrollen ohne Dampfstoß ("Segeln") möglich, wo das Geräusch ohne Übergang bei einer bestimmten Geschwindigkeit wieder einsetzt. Die Dampfstöße sind von Anfang an sehr kurz und verändern sich auch bei steigender Geschwindigkeit nicht sehr. Das ist nicht besser und schlechter als bei der Konkurrenz. Doch nach einer P8 klingt das eher nicht.

Ganz okay ist dagegen das Standgeräusch, auch wenn eine Pumpe leise wie von der anderen Seite erklingt. Das leise Brummen des Turbogenerators ist zu hören. Der Sound kann deutlich als aus dem hinteren Ende des Tenders kommend geortet werden. Einen Generator kann man aber auch per Funktionstaste zuschalten, und wie alle Nebengeräusche ist er lauter als das Dampfgeräusch. Der zufallsgesteuert ungefähr jede Minute einsetzende Injektor klingt ebenfalls echt, ist aber so extrem laut, dass man bei einer Unterhaltung dagegen anschreien muss. Laut ist auch die Kohlenschaufel, die sich nur selten hören lässt. Hinter der Feuerbüchsentür soll sich ein Flackern zeigen, wenn die Kohlenschaufel zu hören ist. Bei diesem Exemplar leider nicht.

Das Bremsenquietschen setzt schon früh an und ist lang und laut, kann aber glücklicherweise mit F9 ausgeschaltet werden. An Glocke, Pfeife, Wasserpumpe und Schüttelrost ist nichts auszusetzen, außer, dass die Geräusche alle zu laut sind im Verhältnis zum Dampfgeräusch. Die Gesamtlautstärke lässt sich mit der 6021 und DCC per CV wenig komfortabel regeln.

Sowohl bei der völlig misslungenen und unrealistischen Zufallssteuerung als auch bei der kompletten Soundabstimmung sollte Märklin noch einmal intensive Feinarbeit leisten. Die Abstimmung ist so, auch für den Preis der Lok, nicht akzeptabel.

Innovationen beim Dampf

tl_files/bilder/Maerklin/P8kl/_C220059.jpgEine Dampfpfeife hat es schon bei anderen Herstellern gegeben und es gibt gute Gründe, warum sie nur selten eingebaut wird. Märklin wollte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und koppelte das dekorative Ramsbottom-Sicherheitsventil und die Dampfpfeife. Das spart eine weitere Zuleitung, hat aber den Nachteil, dass beide immer zusammen Dampf ablassen.

Die Pfeife steckt in einer Öffnung, die etwas Platz lässt für entweichenden Dampf. Die Röhren des Sicherheitsventils sind offen und blasen den künstlichen Dampf mit einem starken Strom etwa 30 cm hoch. Das Begleitgeräusch ist relativ leise, aber offenbar realistisch (siehe auch Leserkommentar). Das ist angenehm, denn Pfeife und Sicherheitsventil blasen jede Minute mit einem leisen Rauschen Dampf nach oben. Betätigt man die Pfeife, passiert dasselbe mit dem erklingenden Pfeifsignal.

tl_files/bilder/Maerklin/P8kl/_C210068.jpgDer Dampfgenerator benötigt einige Sekunden, bis er ausreichend Dampf erzeugt. Dann entfaltet sich im Stand immer mehr Dampf über dem Schornstein, wie bei einer Lok kurz vor dem Anfahren. Andere Generatoren sind in dieser Hinsicht zurückhaltender. Geschmackssache.

tl_files/bilder/Maerklin/P8kl/_C220070.jpgNach dem Losfahren ist der Dampfausstoß auf dem Niveau der Konkurrenz.

tl_files/bilder/Maerklin/P8kl/_C220090.jpgDer oft als Zylinderdampf benannte Schmierdampf strömt allerdings vorbildnäher aus den Zylindern als bei anderen Modellen. Märklin hat dem Modell einen kolbengesteuerten Schmierdampf spendiert, der auf beiden Seiten abwechselnd in wechselnder Stärke aus zwei Öffnungen unten aus den Zylindern strömt. Beim Anfahren öffnet der Lokführer auf der Originallok die Zylinderhähne, um Kondenswasser abzulassen, das dann mit Dampf vermischt ausgeblasen wird.

tl_files/bilder/Maerklin/P8kl/_C218094.jpgMal vorn, mal hinten, dazwischen auf der anderen Seite vorn und hinten. Der Dampfstrom nimmt dabei jeweils zu und ab. Der Dampf wird etwa 20 Sekunden lang ausgestoßen. Diese Art von Zylinderdampf ist eine clevere Innovation, die ich bisher noch bei keinem anderen Modell gesehen habe. Im Foto sind die beiden Schieber im Zylinder knapp erkennbar.

Wie eine Echtdampflok entsteht durch den Dampfgenerator ein leises Auspuffgeräusch, so dass man auch ohne digitalen Sound ein wenig Dampflok-Feeling haben kann. Denn der Dampfölverbrauch ist recht hoch. Pro Minute wird etwa 1 ml verbraucht, bei vollem Tank kann so maximal 15 Minuten gefahren werden. Bei Ölmangel scheint der Raucherzeuger automatisch abzuschalten, spätestens jedoch nach 5 Minuten im Stand und springt automatisch wieder an, sobald losgefahren wird.

Es wird ölhaltiges Dampfdestillat empfohlen. Eine Pipette zum Einfüllen in den Schornstein liegt bei.

Bei eingeschaltetem Dampferzeuger und schleuderndem Triebwerk zieht die Lok bis zu 4 A. Das ist viel.

Danke

Den Lesern, die in diesem Jahr freiwillig wenigstens 30 € für meine Arbeit bezahlt haben, werde ich ein Video zugänglich machen, in dem die verschiedenen Dampfentfaltungen zu sehen sind. Leser, die dankenswerter Weise auf das GLS-Bankkonto überwiesen haben und deren Mailadresse ich nicht kenne, mögen bitte ihre E-Mail-Adresse mitteilen. Das Fotografieren, Prüfen und Ausprobieren der Lok hat mehr als zwei Arbeitstage gedauert. Vielleicht honorieren das auch mal jene Leser, die am meisten davon profitieren...

Nachtrag: Danke an alle, die sich jetzt oder schon früher mit einer Überweisung bedankt haben. Das Video ist online, die Spender und Freiwillig-Zahler haben eine E-Mail mit den Zugangsdaten erhalten.

Fazit

Die Baureihe 38 demonstriert, dass Märklin den Ehrgeiz hat, bei der Spur 1 wieder den Anschluss zu finden – und pünktlich zu liefern. Optisch und fertigungstechnisch ist das Modell auf dem Stand der Mitbewerber und für eingefleischte Märklinisten sicher ein absolutes Dampflok-Highlight. Die Innovationen beim Dampf sind allemal ein technischer Gag, die das Modell noch interessanter machen und seinen Spielwert erhöhen. Dagegen wirkt die Klangerzeugung wie mit der heißen Nadel gestrickt und unausgewogen. Hier ist Nachbesserung angesagt, denn die eingebaute Digitaltechnik könnte bei besserer Feinabstimmung weit mehr leisten.

In der Summe hat Märklin einen gewaltigen Schritt nach vorn gemacht. Mit seinem veralteten Digitalsystem und propriäteren Decodern steht sich Märklin aber selbst im Weg, den Anschluss bei der Digitaltechnik zu halten. Das kann auf mittlere Sicht Kunden abschrecken.

Sieht man von den lösbaren Steuerungsproblemen ab, hat Märklin ein attraktives Modell auf die Räder gestellt, das viele Kunden begeistern wird.

 

+ hoch detailliertes Modell
+ innovative Dampffunktionen
+ verbesserte Radprofile
+ Klauen- und Schraubenkupplungen mitgeliefert
+ Ganzmetall-Ausführung
+ saubere Lackierung und Bedruckung
+ Lokpersonal
+ gutes Preisleistungsverhältnis

- schlecht abgestimmter Sound
- proprietärer Decoder mit begrenzten Eingriffsmöglichkeiten
- keine Baumwollhandschuhe und kein Dampfdestillat im Lieferumfang

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Kommentar von Jens Klose |

Hallo Friedhelm,

Danke für den schönen Bericht. Die Lok ist wirklich sehr schön geworden. Der Sound der Sicherheitsventile kann durchaus richtig sein. Aus meiner aktiven Zeit im Betriebsmaschinendienst kann ich mich erinnern, daß die Ramsbottomventile bei weitem nicht so knallen wie die Ackermänner. Daher kann das schon realistisch sein. Der Sound ist aber auch beim letzten Modell von Kiss, den Kittel, schiefgegangen. Der klingt wie eine BR 80. Ich habe den Kittel in der Schweiz und in Tschechien schon live erlebt und kann sagen das die komplett anders klingen als Kiss das wiedergibt.

Mit weihnachtlichen Grüßen

Jens Klose

Antwort von Friedhelm Weidelich

Danke für den Hinweis zum Ramsbottom-Ventil, er leuchtet mir ein. Ich ändere den Text entsprechend.
Weihnachtliche Grüße zurück nach Sachsen!

Kommentar von Michael Müller |

Hallo Spur 1 Freunde,
für mich war schon ein wenig Weihnachten, als ich am vergangenen Freitag meine P 8 vom Händler abholen konnte. Ich finde, daß auch die KPEV Variante optisch sehr gut gelungen ist. Diesbezüglich wurden meine Erwartungen voll erfüllt. Die Kolbenstangenschutzrohre lassen sich mit einem Tropfen Öl etwas leichter montieren, das kann beim Abschmieren gleich mit erledigt werden. Der Sound-Gesamteindruck ist nicht ganz so toll, da stimme ich unserem spur1info-Herausgeber weitestgehend zu, ohne mich allerdings an der Ramsbottom-Diskussion beteiligen zu können. Übrigens habe ich mein Modell unter 2400 Euro erworben (war vorbestellt) und ich finde es nicht unanständig, wenn ein Hersteller sich einen Dienstleister sucht, der bewiesen hat, daß er es kann !!!!!
Also trotz des Soundmakels ein schönes Teil von Märklin.
Fröhliche Weihnachten allerseits.
M.M.

Kommentar von Jörn |

Hallo,
Zitat: "Eine Dampfpfeife hat es schon bei anderen Herstellern gegeben und es gibt gute Gründe, warum sie nur selten eingebaut wird."
Warum eigentlich? Ich hätte diese Feature gern öfter.
Schöne Grüße, Jörn

Antwort von Friedhelm Weidelich

Das Problem ist wohl, dass sich der Schlauch zur Pfeife mit Kondensat zusetzt, wenn sie nicht häufig betätigt wird. Deshalb bläst Märklin bei der P8 jede Minute durch.

Kommentar von Ernst L. Schüppstuhl |

Liebe Spur 1 Freunde,
auf eine solche Brot-und-Butter Maschine wie die BR 38 habe ich mich sehr gefreut, war sie doch im Original allgegenwärtig und sollte daher in keiner Sammlung fehlen. Als Späteinsteiger in die Spur 1 habe ich keines der früheren Modelle anderer Anbieter. Der Testbericht von Herrn Weidelich hat meine Freude aber erheblich gedämpft. Das von mir bestellte Modell wurde, ich möchte fast sagen, zum Glück, noch nicht ausgeliefert. Dann besteht noch Hoffnung, dass die meiner Ansicht nach gravierenden Mängel an der digitalen Ausstattung noch behoben werden. Dass DCC nicht funktioniert, ist nicht nur ein Schönheitsfehler. Die Betriebsmöglichkeit mit DCC ist eine zugesagte Eigenschaft, die ich nutzen will und sicherlich viele andere auch, die aber nicht erfüllt ist und somit einen Rücktrittsgrund vom Kaufvertrag darstellt, falls eine Nachbesserung erfolglos bleibt. Dies sollte Märklin bekannt sein und wird dort durch zu erwartende Rücksendungen für erheblichen Ärger sorgen, wenn die Auslieferung ohne Abstellung des Problems weitergeht. Grund genug also, die Auslieferung zu stoppen und das Problem zu beseitigen.

Das Modell ist optisch schon sehr gelungen. Umsomehr ist es verwunderlich, dass dieser Fehler, der Märklin doch nicht verborgen geblieben sein kann, es handelt sich ja nicht um einen Niet zuviel oder zuwenig oder eine nicht ganz korrekt verlegte Leitung, nicht dazu geführt hat, die Auslieferung rechtzeitig zu stoppen, oder hat man jetzt, nach der vermeidbaren Kritik, doch reagiert? Fehler am Produkt treten immer mal auf, aber einen vergleichbar großen systematischen Fehler habe ich bei anderen Lieferanten noch nicht erlebt. Ich würde eine Verzögerung der Auslieferung gerne in Kauf nehmen, wenn ich dadurch die Chance bekomme, ein verbessertes Modell zu erhalten. Sollte eine Nachbesserung nicht erfolgen, muss man sich schon fragen, wer es denn wagen wird, wieder ein Märklinmodell vorzubestellen, wenn das damit verbundene Risiko so groß ist? Ich hoffe auf eine kundenfreundliche und Vertrauen schaffende Lösung.

Ernst

Kommentar von Heinrich Hütz |

Hallo liebe Spur 1 Freunde

Vor mir steht die Br38 in der Ausführung der jungen Bundesbahn.
Um nicht alles zu wiederholen: optisch toll, Fahreigenschaften (für mich) auch, Sound eher weniger.
Was mich nicht nur bei der Br38 stört ist, dass der Sound vom falschen Ende der Lok her ertönt. Ein kleiner Hochtonlautsprecher in Rauchkammernähe und schon wäre alles gut. (Auch die Hersteller sollten wissen, dass das menschliche Gehör besonders höhere Töne sehr gut lokalisieren kann). Bei den Nebengeräuschen macht man damit die gleichen Kompromisse wie heute. Damit könnte man durchaus leben, wenn diese nicht so unverhältnismäßig laut wären wie sie heute sind.
So ... Nun fahr ich noch ein wenig mit meiner schönen 38er.
Schönen Einsergruß
Heinrich Hütz

Kommentar von R. Winde |

Mein erster Eindruck von der 38 und den drei Silberlingen: sicherlich tolle Vitrinenmodelle, für den Fahrbetrieb dagegen eingeschränkt tauglich.

Entgegen Ihrer Beschreibung wird bei meinem Exemplar z.B. der Kabelbaum vom Tender zur Lok nicht mit einer Feder gespannt, sondern mit einem Gummiband! Das hat mich ehrlich gesagt doch etwas geschockt, zumal Gummibänder durchaus zum Altern neigen. Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Gummiband reißt.

Die Pfriemelei beim Einstecken des Steckers in die Lok-Buchse kann ich bestätigen. Viel schlimmer ist, dass man gezwungen ist, den Stecker am Kabel wieder herauszuziehen. Auch da frage ich mich, wie lange das gutgehen wird; natürlich werde ich das Ziehen des Steckers auf ein Minimum begrenzen, aber manchmal wird es wohl nötig sein.
Wenn Sie mal in Ihren PC schauen, werden Sie sehen, dass dort an vergleichbarer Stelle eine Lasche zum 'dran ziehen' vorhanden ist.

Nun zu meinen kurzen Fahrversuchen. Viel Licht und Schatten! Die Lok fährt absolut geschmeidig, jedenfalls als Leerfahrt, und abgesehen von den beiden ersten Stößen bin ich mit dem Sound sowie dem Dampf vollauf zufrieden. Die beweglichen Türen neigen auf meiner Strecke nach einer bestimmten 2-m-Kurve allerdings zum Verhaken.

Ein ganzer großer Kritikpunkt ist das Fahrverhalten hinsichtlich Lastregelung. Da hat Märklin offensichtlich übertrieben. Mit den drei angehängten Silberlingen geht die 38er an einer Steigung ganz schnell in die Knie, bis zum Stillstand.

Wäre nun ein esu-Decoder verbaut, wüsste ich, was zu tun ist, bei dem eingebauten mfx-Decoder leider (noch?) nicht.

Der Grund, warum die Lok derart in die Knie geht, liegt übrigens in den Silberlingen begründet: die Stromabnahme für die Innenbeleuchtung ist derart stramm um die Achsen gelegt, dass die Wagen nur sehr schwergängig rollen (ich erinnere mich da an einen Ihrer Artikel, wo Sie schreiben, dass man einen Wagen als Wasserwaage benutzen könne). Überhaupt nicht schön.

Eigentlich müsste man da Hand anlegen...

Kommentar von Michael Müller |

Hallo Spur 1 Freunde,
es tröstet mich überhaupt nicht, daß offensichtlich auch andere P 8 Liebhaber die gleichen Erfahrungen mit der Platzierung und späterem Entkuppeln des Kabelbaumes zwischen Lok und Tender gemacht haben. Leider ist das Entkuppeln trotz Verwendung einer Kopflupe nicht beschädigungsfrei geglückt.
Im Kunststoff des Steckers ist wohl zu viel Weichmacher und deshalb sitzt dieser wie festgeschweißt und eine vernünftige Angriffsfläche zum Herausziehen gibt es nicht. Resultat bei mir: 2 ausgerissene Kabel. Die Anfrage von meinem Händler bei Märklin ergab, daß der gesamte Tender eingeschickt werden muß. Man kann oder will bei Märklin keinen Kabelbaum einzeln versenden, obwohl dessen Montage/Demontage kinderleicht ist.
Noch ein Wort zu den Fahreigenschaften: Die sind für mich sehr gut. Meine P 8 zieht aber auch keine Silberlinge, sondern Abteilwagen und meistert damit sogar ein 5% Rampe ohne Probleme. Fazit: Für den Stecker des Kabelbaumes muß sich Märklin eine bessere Lösung ausdenken und den Kundendienst stark verbessern.
Spur 1 Freunde seid auf der Hut beim Entkuppeln.
Schöne Grüße M.M.

Kommentar von Erich Hofschneider |

Hallo Spur 1 Freunde,
auch wir haben die BR 38 auf unserer Anlage getestet und die gleichen Erfahrungen gemacht. das was am meisten zu beanstanden ist, ist das mit den Türen, an den drei getesten Loks gehen die Türen bei einern Radius von 2300mm nach aussen und drückt dann am Tender (dies kann zum Entgleisung des Tenders führen, 1xvorgekommen). Was macht da die Lok erst bei einem 1020mm Radius? Da muß eine Lösung von Märklin gefunden werden.
Mit freundlichen grüßen
Erich Hofschneider

Kommentar von Günter Schmalenbach |

Hallo Herr Weidelich ,
zu den vorstehenden Artikeln und allgemein .
5 Prozent bedeuten umgerechnet 2,862° Neigungswinkel .Das ist keine Rampe.
Bei der Bahn ist grundsätzlich üblich den Neigungswinkel in Promille anzugeben . Eine Rampe mit 50 Promille bedeutet einen Neigungswinkel von 26,52° und ist daher eine Steilstrecke .

Dann wird hier das Versagen der P8 in der Steigung angeführt . Das ist kein Wuunder bei den in Ihrem Video deutlich sichtbar überhöhten Treibwerksdrehzahlen . Ich schätze mindestens 400 U/min . Damit kann die Lok der E 103 gut Konkurrenz machen .
Es gilt jedoch unumstößlich Leistung = Kraft x Weg .
Aufgrund der viel zu kurzen Getriebeübersetzung kommt am Treibrad bei niedrigen Drehzahlen , zu wenig Drehmoment auf die Schiene .
Max. 200 U/min dann wäre alles gelaufen , vor allem eine noch bessere Rangiergängigkeit.
Höhere Geschwindigkeiten als 100 km/h ,hier P8 ; bedeuten bei der Dampftraktion größere Treibräder .
Noch größere Geschwindigkeiten wie bspw. BR 05 lassen sich nur mit hohen Risiken realisieren wegen der erheblichen Einwirkungen der umlaufenden Massen auf den Oberbau.
Lastregelung .
Moderne Decoder sind in der Lage eine Lastregelung zu realisieren .Gemeint ist damit jedoch nicht das simple verändern der Höchstgeschwindigkeit , Anfahr und Bremsweg .
Es geht darum über das dem Motor abgeforderte Drehmoment die augenblickliche Zugkraft zu ermitteln . Aus diesen Werten kann der Decoder dann den Dampfausstoß und den Sound beeinflussen .
Also Anfahren mit starken Dampf und Sound , Beschleunigen mit abnehmenden Dampf und Sound , Segeln ohne Last mit wenig bis nichts an Dampf und Sound .
Die Einstellung einer solchen Lastregelung und Soundprogramm kann nur von erfahrenen Technikern ausgeführt werden .
So lässt sich auch die Funktion einer Gegendruckbremse einstellen und bei Lok die sehr leicht rollen eine wirksame Motorbremse .
Soweit mir bekannt mit Mfx nicht möglich .

Hinsichtlich der Steilstreckentauglichkeit einer Modellok kann man einen einfachen interessanten Versuch machen.
Man nehme ein stabiles Brett von ca. 3 Meter Länge mit sauberen Gleis . Die Lok sollte keine Haftreifen besitzen und saubere Treibräder haben .
Jetzt heben wir das Ganze an einem Ende an , bis die stehende Lok von sich aus den Berg herabrutsch .
Das ganze mit den auf der Anlage eingesetzten Zügen .
An den ereichten Winkeln lässt sich die Zugkraft der Lok gut einschätzen und die Züge auf die Anlage abstimmen .
Bei 3 Meter Länge und 15cm Steigung sind es dann 50 Promille.

Beste Grüße
Günter Schmalenbach

Kommentar von Günter Schmalenbach |

Hallo Herr Weidelich ,

ich muss mich leider korrigieren.
Mit den 26,5 ° hat sich ein Rechenfehler eingeschlichen .
Richtig sind 2,862° entsprechend 50 Promille beim Vorbild .
Oder 5 cm Steigung auf 1 Meter .
Bitte um Nachsicht .

Im Modell sind unter Umständen größere Steigungen möglich , das Abrutschen meiner BR 94 ohne Haftreifen beginnt bei ca. 10° . Damit ist eine Steilstrecke von 66,6 Promille wie bspw. Rennsteig-Schleusingen gut realisierbar .

Freundliche Grüße
Günter Schmalenbach

Kommentar von Roland Winde |

Hallo,

letztlich ist es mir egal, ob die Lok den Zug wegen einer falschen Lastregelung oder ungünstiger Getriebeuntersetzung nicht bzw. nur mit voller Leistung eine 3%-Steigung hochbekommt. Wobei ersteres immerhin korrigierbar wäre.
Erschreckend finde ich nur, dass eine vor 10 Jahren mal just for fun gekaufte Startpackung-Spielzeug-Lok (die 'Maxi') die Steigung selbst bei Langsamfahrt problemlos bewältigt.

Wobei der oben empfohlene Versuch auf schleudernde Räder abzuzielen scheint; ich verstehe es jedenfalls so. Aber das ist nicht das Problem; der Zug wird schlicht und einfach immer langsamer und hält schließlich an. Wenn das Wetter wieder besser wird mache ich evtl. ein paar Aufnahmen und stelle sie bei Youtube ein.

Beste Grüße von einem Spur1-Neueinsteiger

Kommentar von Moritz K |

Hallo,
zu den Decoder-Problemen ein paar Berichtigungen:
- M4 ist das mfx-Proptokoll. Esu nennt es M4, ist aber identisch zu mfx. Die Esu Ecos II simuliert auch nicht M4 sondern unterstützt M4 so, wie es auch DCC nicht simuliert sondern unterstützt.
- Das sonderbare Verhalten unter DCC-Betrieb rührt daher, dass an der Ecos II M4/mfx nicht abgeschaltet war! Dann will der Decoder mfx sprechen, bekommt aber einen Befehl über DCC. Hier empfiehlt es sich, entweder beim Lok-Decoder mfx abzuschalten oder an der Zentrale mfx abzuschalten.
- mfx lässt sich am Decoder nur ausschalten, wenn man ihn über DCC anspricht. mfx sollte an der Ecos II ohne Probleme abschaltbar sein.

Antwort von Friedhelm Weidelich

Lieber Moritz K,

leider betreiben Sie hier Wortklauberei und Rechthaberei. Ob ESU mfx simuliert, emuliert oder unterstützt, ist vollkommen egal. Es gibt rechtliche Gründe, warum ESU das M4 nennt. Ich schreibe hier aber keine markenrechtliche Gutachten, sondern beschreibe die Erfahrungen mit einem schlecht programmierten Decoder.

Selbstverständlich war M4 abgeschaltet. Das sonderbare Verhalten hat andere Gründe, die ich angedeutet habe.

Ich erwarte von einem modernen Decoder in einer teuren Lok, dass er sich automatisch bei der Zentrale anmeldet und sauber auf die Lok abgestimmt ist. Ist das nicht der Fall, hat der Hersteller seine Arbeit nicht gemacht.

Wenn einzelne Kunden das Optimieren von Decoderprogrammierungen und die Fummelei mit CVs als Hobby begreifen, sollen sie das gerne tun. Mir ist dafür die Zeit zu schade. Es gibt wirklich spannendere Dinge im Leben.
 

 

Kommentar von Günter Schmalenbach |

zun Kommentar von Roland Winde ,

ich glaube nicht , das es egal ist , unter welchen Bedingungen nicht ganz billige Triebfahrzeuge eine Steigung bewältigen.
Es geht auch nicht um das betrieblich specktakuläre Schleudern der Treibräder.
Der vorgeschlagene Versuch zum festellen der Reibungsgrenze einer stillstehenden Lok , dient dazu die betriebliche Zugkraftreserve festzustellen . Nach Möglichkeit vor dem Beginn des Anlagenbaues .
Als Modellbahner sind wir oft genug dazu gezwungen erhebliche Steigungen zu bewältigen um bespw. verdeckte Abstellanlagen anzufahren.
Das funktioniert dann meistens ohne Schwierigkeiten wenn die Triebfahrzeuge Haftreifen besitzen .
Hier beginnt jedoch der Stilbruch !

Nehmen sie die gleiche Lok mit 5-6 2 achs.Güterwagen auf dem Versuchsbrett , dann haben Sie die zulässige Last für die T16 am Rennsteig erreicht bei trockenen Schienen . Ohne Haftreifen !
Mit der angekündigten T26 von Gebauer auf Zahnstange brachte die Lok auch nicht mehr auf den Berg .

Freundliche Grüße
Günter Schmalenbach