DB-Baureihe E 50 von Wunder

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 5)

Wunder hat die ersten schweren Elektroloks der DB-Baureihe E 50 ausgeliefert. Das Spur-1-Modell macht Lust auf mehr Elloks.

Wunder BR 150 Spur 1. Foto: spur1info.com

Die ab 1957 in 194 Exemplaren gebaute Baureihe E 50 der DB wurde erst 2003 ausgemustert und gehört zu den Klassikern der Deutschen Bundesbahn. Mit ihrem standardisierten Lokkasten hat die sechsachsige Ellok nicht unbedingt die Aufmerksamkeit der Fotografen auf sich gezogen. Mit schweren, nicht besonders schnellen Güterzüge war sie unterwegs. In ihrem letzten Einsatz-Bw Kornwestheim diente sie aber auch als Schiebelok auf Rampen und vor Personenzügen, wie mein Foto aus Böblingen Hbf, 13. September 1971, beweist.

tl_files/bilder/Vorbild/19710913-SW067-41.jpgDas Muster der E 50 von Wunder Präzisionsmodelle entspricht der vereinfachten ozeanblau-beigen Ausführung der Epoche IV und der Baureihenbezeichnung 150. Das 61 cm lange Modell ist ganz aus Messing und Stahl und 5,3 kg schwer. Es bewältigt trotz seiner sehr langen Drehgestelle Radien ab 1500 mm, sagt Günter Wunder. Ich hatte die Lok nur auf dem Rollprüfstand.

Je drei Radsätze werden über Zahnriemen von einem 16-W-Faulhaber-Motor angetrieben und sind über die Getriebe zwangsgekuppelt, um Schleudern zu vermeiden. Jede Achse ist gefedert und kann so optimal für die Stromabnahme genutzt werden.

Die Detaillierung entspricht dem hohen Niveau dieser Preisklasse (3.450 €) und zeichnet sich durch zahlreiche Guss- und Ätzteile aus. Die Bildgalerie zeigt, wie akribisch die Drehgestelle, Radscheiben und Dachpartien nachgebildet sind. Komplett eingerichtet sind die Führerstände mit einem Lokführersessel und einem Schemel für den Güterzugführer oder Begleiter.

Die sehr feinen Pantografen heben und senken sich einzeln ansteuerbar mit leise arbeitenden Servoantrieben.

Der Zimo-Dekoder liefert einen von Matthias Henning abgemischten Sound, der ein beeindruckendes Klangerlebnis garantiert. Schon im Ruhezustand sind Lüfter zu hören. Etwas lauter noch könnten die Schütze knallen, wenn sich die Lok wenig später mit Motorenheulen in Betrieb setzt. Die Frequenz des Motorengeräuschs ändert sich stufenlos.

Zum Soundprogramm gehören unter anderem ein Kurvenquietschen, Weichenrattern, Sanden und an- und abkuppeln. Ein Gag ist der Tunnel-Fader, der das gesamte Geräusch leiser werden lässt und per Funktionstaste wieder zur vollen Lautstärke bringt. Mit F17 kann man in anderes Motorenset wählen. Bis etwa 15 km/h läuft dann der Standsound weiter, wie beim Rangieren üblich.

Der Geräuschpegel ist wohnzimmertauglich, wenn auch nicht über Funktionstasten regelbar. Selbst im Stand macht dieses Modell wegen der vielfältigen Geräusche Spaß.

Die Lampen sind durchweg Mini-Glühlampen mit einem angenehmen Lichtspektrum. Das Spitzenlicht kann aufgeblendet werden. Das Licht im Führerhaus ist mit einer Lampe über dem Drehgestell jeweils rechts vorn gekoppelt. Setzt sich die Lok in Bewegung, gehen automatisch beide Beleuchtungen aus. Auch der Maschinenraum ist beleuchtet, allerdings sieht man wegen der sehr schmalen Gänge nicht viel davon.

Ein Manko ist, dass zwar ein Blatt mit der Belegung der Funktionstasten beiliegt, aber kein Begleitheft, in dem zum Beispiel erklärt wird, ab welchem Radius die separat beigelegten Tritte am Führerhaus oder Drehgestell montiert werden können und wie man die Lautstärke des Zimo-Decoders verändert. Auch wo die beiden U-förmigen Bleche montiert werden können, ist nicht beschrieben.

Nachtrag 27.6.: Die jetzt ausgelieferten Modelle werden mit einer Bedienungsanleitung versehen.

Wer, wie ich, bisher nichts Besonderes an einer glatten Bundesbahn-Ellok fand, kommt angesichts der Funktionen und des Sounds dieses Modell ins Grübeln. Wer Platz für lange Güterzüge hat, ist mit der neuen E 50/150 gut bedient. Und wie gesagt: Schon im Stand macht das Modell einfach Spaß.

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Kommentar von Egbert Weinberger |

Hallo Herr Weidelich,
auch ich habe mich am Samstag in Sinsheim vom Detailreichtum und den technischen Möglichkeiten der BR 150 begeistern lassen und stehe vor der Entscheidung mit dieser vom Gesamteindruck sehr schönen, stimmigen Güterzug-Lokomotive einen freien Platz in meiner Vitrine zu besetzen.Ich habe selbst bis 1998 als Lokführer bei der DB auf dieser kraftvollen Maschine Dienste geleistet.
Allerdings ist mir ein kleiner, wahrscheinlich nur mich störender, Fehler des optischen Gesamteindruckes bei der Anfahrt aufgefallen.
zur Erklärung:
Die in Ihrem Bericht bereits erwähnte Lampe über dem Drehgestell hatte den Zweck die Anfahrt mit schweren Zügen bei Dunkelheit überwachen zu können,um kostspielige Motorschäden zu vermeiden.Man konnte in der Dunkelheit durch beobachten des Untergrunds feststellen ob sich der Zug bei aufgeschalteter Leistung in Bewegung setzt.

Das ist der Grund warum mir das sofortige Erlöschen der Lampe in Kombination mit der Führerraumbeleuchtung negativ aufgefallen ist.Es ist technisch sicher möglich
die Anfahrlampe etwas zeitverzögert
ausschalten zu lassen.Für mich würde durch diese kleine Korrektur dieses zweifellos hervorragende Modell noch ein bisschen hervorragender.

Grüße aus Meerbusch
Egbert Weinberger

Kommentar von Reinhard Heinz Ehrlich |

Interessanter Hinweis von Herrn Weinberger! Ich wußte das nicht, obwohl ich absoluter Fan dieser Maschine bin und nun auch dieses Modell von Wunder besitze.
Das mit dem verzögerten Abschalten läßt sich elektronisch leicht bewerkstelligen aber Frage Herr Weinberger, diese Beleuchtung wurde doch sicher beim Original von Hand an- und abgeshaltet oder?

Kommentar von Egbert Weinberger |

Hallo Herr Ehrlich,
die Anfahrlampe hat man, ebenso wie alle anderen Beleuchtungseinrichtungen auf der Lok von Hand ein- und ausgeschaltet. Beim Modell macht das zeitverzögerte Ausschalten der Lampe natürlich nur Sinn, wenn die Führerraumbeleuchtung und die Anfahrlampe automatisch ausgeschaltet werden. Ich meine, dass es am sinnvollsten wäre, den Beleuchtungen jeweils einer Funktionstaste zuzuordnen.

Kommentar von Siegfried Russwurm |

Weil (leider) Führerstandsbeleuchtung und Anfahrlampe wohl "gemeinsam" verdrahtet sind, lassen sich beide nicht getrennt schalten, wenn man nicht aufschrauben und löten will - und davor habe ich gehörigen Respekt. Ich habe deshalb die Funktion auf die F3 (Kurzpfeife) gelegt und den Sound auf minimale Lautstärke "weggeregelt". Damit kann ich manuell ausschalten - zwar vorbildwidrig gekoppelt, aber für mich "näher" am Vorbild als die herstellerseitige Parametrierung. Ohne Zimo-Programmierumgebung (sonst fahre ich ESU und ESU-Programmer) war das zwar eine ziemliche CV-Probiererei, hat aber letztlich geklappt. Zimo-Profis können das vielleicht noch besser ...

Beste Grüsse
Siegfried Russwurm

Kommentar von Marc W. |

Stimmt, eine sehr schöne Maschine.
Auch ich habe bis zu ihrer Ausmusterung auf ihr Dienst getan.
Wirklich schade um diese Lok, ob die neuen jemals an die Langlebigkeit heranreichen werden, wage ich zu bezweifeln.