D 36 der DB von KM1

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 5)

D 36 Spur 1 von KM1. Foto: Friedhelm Weidelich

Das Spur-1-Modell des Schnellzugwagens D 36 der Deutschen Bundesbahn von KM1 überzeugt durch ein außergewöhnliches Preis-Leistungs-Verhältnis und einen Detailreichtum, den man bisher nur bei sehr viel teureren Modellen fand.

tl_files/bilder/KM1/_1144271.jpgDas Schnellzugwagen-Modell aus Messing, Stahl und ganz wenig Kunststoff ist wegen des hohen Gewichts von 3,75 kg wie eine KM1-Lok verpackt und sollte mit entsprechender Vorsicht ausgepackt werden. Zunächst werden das Papier und die seitlichen Schaumstoffeinlagen beiseite gelegt. Die beiden Schrauben im Königszapfen (Drehgestell) lassen sich leicht entfernen, wenn man eine Seite soweit über die Tischkante zieht, bis man von unten die Schraube aufdrehen kann.

tl_files/bilder/KM1/_1144278.jpgDen Wagen kann man dann – bitte nur mit Handschuhen – möglichst unter den Dachenden hochheben und auf einem der Schaumstoffstücke aus der Verpackung seitlich ablegen.

tl_files/bilder/KM1/_1144283.jpgNun müssen die Polster zwischen Drehgestell entfernt werden. Man kann die Drehgestelle in Achshöhe etwas wegdrücken und sollte dann den Schaumstoff nur mit einem Holzstab herausschieben. Zangen oder andere Metallgegenstände könnten Kratzer verursachen.

tl_files/bilder/KM1/_1144285.jpgDie Türen sind mit Klebestreifen gesichert, die auch die Glasoberfläche sichern. Sie lassen sich leicht entfernen. Die Trinkhalme sichern die Faltenbälge aus Gummi. Mit einem leichten Druck auf den Faltenbalg lassen sie sich herausziehen.

Eventuell finden sich noch auf den Scheiben in den Türen innen Schutzfolien – ich habe sie bei einer Scheibe erst nach dem Fotografieren entdeckt. Die Türklinken sind nicht beweglich. Die Türen öffnet man am besten mit einem Zahnstocher, mit dem man hinter die Klinken kommt. Sie sind durch einen kleinen Rundmagneten gesichert.

Das Spur-1-Modell im Detail

Das Innere

Das Modell des D 36 der Deutschen Bundesbahn im Zustand von Anfang 1955 hat Abteile der 1., 2. und 3. Klasse. Erst 1956 wurde die 3. Klasse abgeschafft, was eine schrittweise Aufwertung der 3.-Klasse-Abteile durch Polstersitze und die Zusammenlegung der alten 1. und 2. Klasse zur neuen 1. Klasse nach sich zog.

Die Ausstattung der verschiedenen Klassen und Abteile wurde im Modell weitgehend nachgebildet. Dabei sind auch Erfahrungen aus den sehr viel teureren Rheingold-Wagen eingeflossen. In der 1. Klasse warten gesteppte Polstersitze auf Fahrgäste in 1:32. Die 2. Klasse bietet einfachere Polster, die 3. Klasse ist die berühmte Holzklasse mit einfachen Bänken aus Holz. Alle Sitzbänke sind aus durchgefärbtem Kunststoff. In allen Abteilen sind Gepäckablagen aus Messingfeinguss über den Sitzen montiert. In der 3. Klasse sind sie vorbildentsprechend simpel. Alle Abteile haben ein Ablagebrett unter dem Fenster.

Auf die Nachbildung der Heizung wurde verzichtet. Sie wäre von außen nicht erkennbar und wäre den angeschraubten Laschen der Seitenwand im Weg. Die Rahmen für Bilder und Werbung über den Sitzen sind leer. Alle Fenster, auch zum Seitengang hin, sind mit verschiedenen Vorhängen aus Kunststoff in zufälliger Reihenfolge bestückt.

Die unterschiedlichen Seitenwände der Abteile wurden aus Kunststoff in mehreren Farben und Bedruckungen versehen. Ein feines Muster bedeckt die Toilettenwand. Die Schiebetüren an den Abteilen sind geschlossen installiert und tragen feine Griffe aus Metall. Die Böden in den Eingängen sind Bretterimitationen aus Metall, im Gang sind sie braun lackiert.

Alle Scheiben wurden aus einem kratzfesten Kunststoff geschnitten, wie er auch bei Touchpanels von Smartphones und Tablett-PC verwendet wird. Sie sind weniger als einen Millimeter dünn. Die Fensterrahmen aus Neusilber haben innen die charakteristischen Fenstergriffe.

Am Handbremsende ist an der Stirnwand ein Handbremsrad montiert. Daneben sitzen die kleinen Rundmagneten, die die Türen während der Fahrt geschlossen halten.

Das Äußere

Die vier Türen lassen sich am besten mit einem Zahnstocher öffnen, da die Handgriffe für Menschen zu klein sind und die Kraft der Magnete überwunden werden muss. Die Türen sind aus Blech, das innen nicht weiter modelliert ist. Bei den winzigen Scharnieren scheint durch winzige Öffnungen etwas Licht durch. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau. Dickere Türen oder eine aufwändigere Konstruktion hätten den Wagen verteuert, sagt Herr Krug auf Nachfrage.

Der Wagenkasten und der Wagenboden sind fast schon exzessiv detailliert. Es ist eine Freude, dieses Modell immer wieder neu zu betrachten. Das Dach aus Messingguss trägt acht Lüfter und die Deckel, Riegel und Entlüftungen der Wasserbehälter an den Enden. Daneben sind jeweils zwei Trittbretter aus Guss mit Holzstruktur angesetzt.

Die Stirnseiten bieten Schlussscheibenhalter oben, Leitern mit Aufnahmen für Schlusslaterne und seitlich einen Haken für Petroleumlaternen. Links und rechts sind Steckdose und Kabel mit Stecker für die elektrische Heizung angebracht. Schiebetür und Übergangsblech sind fest. Beweglich ist dagegen der Faltenbalg aus Gummi, der von oben mit einer winzigen Feder gehalten wird und bei einem Schlusswagen mit kleinen, drehbaren Riegeln zusammengedrückt an der Stirnwand gehalten wird. Will man einen Übergang herstellen, werden die Riegel nach oben geklappt, die Faltenbälge auseinander gezogen und mit jeweils zwei Haken und Ösen seitlich verbunden. So kann man Radien ab 2300 mm im Zugverband fahren.

Grundsätzlich sind die 660 mm langen Wagen schon für Radien ab 1020 mm geeignet. Die hauseigenen Kurzkupplungen von KM1 liegen dem Paket bei. Heizkupplungen und Bremsschläuche sind optional montierbar.

Die Drehgestelle haben kugelgelagerte Radsätze und sind durch Schraubenfedern zwischen Achslager und Blattfeder gefedert. Der Drehgestellrahmen ist starr und kann sich um den Königszapfen in alle Richtungen drehen, um Einläufe in überhöhte Bögen zu erleichern. Die Trittbretter aus Guss sind an den Drehgestellen montiert, um das Fahren von Modellbahnradien zu ermöglichen.

An allen Radsätzen nehmen Stiftkontakte aus Kupfer den Strom für die Innenbeleuchtung ab. Nur das Rad in der Nähe des Dynamo hat keinen Stromabnahmepunkt, weil hier das nicht mitlaufende Rad für den Antriebsriemen aus Gummi sitzt. Die Rolle am Dynamo ist fest, der Antriebriemen läuft also nicht mit.

Auf einen Mikrodynamo kann der D 36 glücklicherweise verzichten, obwohl unter dem Rahmen dicke Akkukästen-Nachbildungen hängen. Denn der ESU Lokpilot fx 3.0 speichert Energie für 5 bis 7 Sekunden und sorgt für einen jederzeit flackerfreien Betrieb.

Um gleich bei der Beleuchtung zu bleiben: Die warmweißen und angenehm nicht zu hell eingestellten LED in Gang, Abteilen, Einstiegen und Toilettenräumen sind separat oder komplett über Motorola- und DCC-Systeme schaltbar. Für die Zuschaltung von Schlusslaternen sind drei Funktionsanschlüsse frei. Der Decoder hat die Adresse 36.

Wer Figuren einsetzen will, kann das Dach an zwei Schrauben, die oben innen am Faltenbalg sitzen, entfernen. Wohl aus gutem Grund lehnt KM1 dann die Gewährleistung ab. In der Bedienungsanleitung wird als Grund die komplizierte Verkabelung der Beleuchtung und die aufwändige Innenausstattung angegeben. KM1 empfiehlt die Bestückung in der eigenen Fachwerkstatt.

Die geätzten Seitenwände haben eine schwarze Zierleiste und sind einwandfrei matt lackiert und bedruckt. Ein hübscher Streitpunkt für die, die es lieber eine Spur glänzender gehabt hätten. Ohne individuelle Qualitätsvorstellungen und Vorlieben gäbe es ja nichts zu diskutieren.

Von Massenprodukten hebt sich das Modell auch durch die Beschilderung ab. Das Zuglaufschild sitzt wie das Original auf der Außenwand. Daneben sind die Raucher-/Nichtraucher-Schilder (im Original aus Email) und Klassenbezeichnungen sauber aufgeklebt. Nur auf einer Seite des Modells ist an zwei Stellen unter der zehnfachen Vergrößerung des Makroobjektivs etwas überschüssiger Kleber zu sehen – eine Folge menschlicher Handarbeit.

Die Bedruckung ist sehr sauber und vollständig. Selbst die Nummern der Räder sind in winzigen Ziffern aufgedruckt. Die Schalthebel für die Bremsstellung sind mehrfarbig bemalt. Auch die Griffstangen und Türklinken und sind silbern bemalt.

Unter dem Rahmen sitzen von der Bremsanlage bis zu Heizungsleitungen eine Fülle von Aggregaten und Leitungen, sodass man automatisch anfängt, sich über die Funktionen Gedanken zu machen und die Leitungen zu verfolgen. Eine Augenweide! Auch die Bremslösezüge hängen aus feinstem Draht unter dem Rahmen und erfordern Vorsicht beim Handling. In der Mitte des Rahmens sollte der Wagen nie angefasst werden, sondern nur an den Drehgestellen, Enden oder unter dem Dach.

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Nach so viel Positivem musste natürlich nach groben Fehlern gesucht werden. Fündig geworden bin ich bei einem der beiden 4 mm breiten aufgeklebten Talbot-Fabrikschilder am Einstieg: Da ist die Kontur verrutscht, und es wurde nicht sauber aus dem Ätzblech herausgetrennt. An den Bügeln der Schraubenkupplungen wurde der Anguss nicht ganz entfernt – was sich leicht mit einem feinen Seitenschneider nachholen lässt.

Fazit

Für 890 € bietet der D 36 von KM1 ein Preis-Leistungs-Verhältnis, wie es meines Erachtens einzigartig ist. Der Detaillierungsgrad und die Ausführungsqualität ("Museumsqualität") kann sich in vielen Punkten mit teureren Modellen messen. Dass Ausstattungsmerkmale wie Trittbretter und Böden aus Holz zu diesem Preis nicht möglich sind, sollte klar sein.

Zu bedenken ist auch, dass kleinere Auflagen anderer Anbieter auch höhere Stückkosten nach sich ziehen. Manche Hersteller wollen gar keine hohen Stückzahlen. Das schränkt die Leistung von KM1 in keiner Weise ein.

Zu schade nur, dass der Wagen bei KM1 ausverkauft ist. Da bleibt nur die Suche nach einem lieferbereiten Händler.

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Kommentar von Knud Bussert |

Abgesehen vom hochwertigen Modell eine hervorragende fotografische Abbildungsleistung!!
Anerkennung dem Fotografen!
Knud

Kommentar von Michael W. |

Ich kann dem vorherigen Kommentar nur zustimmen - tolle Bilder und für uns Spur1er ein wirklicher Mehrwert, solche großartigen Bilder zu erhalten. Ein großes Lob an den Makrofotografen!

Kommentar von Peter |

Hallo Herr Weidelich,
auch von mir einen großen Dank für den Kurzbericht und die guten Fotos. Die Wagen von KM1 sind m.E. die besten, die zur Zeit auf dem Markt sind.Es ist schon erstaunlich, was heute für den aus meiner Sicht sehr guten Preis so hergestellt wird. Als weiteres Beispiel aus gleichem Haus die BR 23, die ich mittlerweile testen konnte, auch hier stimmt das Preis-/Leistungsverhältnis.
Ich hoffe, dass KM1 so weiter produzieren kann.
Grüße aus dem weißen Norden der Republik.
Peter

Kommentar von Spur1Fan |

Hallo Peter,

nun ja, fast Zustimmung was die Wagen angeht - es geht auch besser wie ich finde - ja Tatsache, siehe Dingler SBB-Stahlwagen und Lematec SNCF-Schnellzugwagen.
Da sind die Stückzahlen vermutlich kleiner und die Wagen deshalb auch leider deutlich teurer.

Herr Weidelich, danke für die schönen Fotos und den Bericht!

MfG

Spur1Fan

Kommentar von Michael Homburg |

Hallo Herr Weidelich,

vielen Dank für Ihren Bericht mit den wirklich tollen Fotos.
Dank dieser fällt mir das Warten auf meine Wagen etwas leichter.

Viele Grüße.

Michael Homburg