Buchrezension „Die V 160-Familie“

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 0)

tl_files/bilder/Medien/P6210003.jpgDie meisten von der DB und der Bahnindustrie gemeinsam entwickelten Dieselloks sind bereits in den Hochöfen gelandet oder wurden in kleinen Stückzahlen an andere Eisenbahnverkehrsunternehmen verkauft.

Die 216 ist fast komplett von den Gleisen verschwunden und wird sogar schon von einzelnen Spur-1-Bahnern als Modell gewünscht.

Ein guter Grund, sich mit der Geschichte der "modernen" Bundesbahn-Dieselloks vertraut zu machen.

Die V 160 und ihre Schwestern werden nun in einer dreiteiligen EK-Buchreihe vorgestellt. Der erste Band widmet sich den Bemühungen von Deutscher Bundesbahn und einer mit Großdieselloks unerfahrenen Bahnindustrie, ein Typenprogramm zu entwickeln.

Die V 200, die V 100, die V 160 und die V 320 litten alle unter Fehleinschätzungen der Motoren, die von der DB entgegen der Empfehlung eines Fachausschusses viel zu lang an der Leistungsgrenze gefahren wurden. Und so erfährt man von extrem hohen Ausfallquoten speziell der Mercedes-Benz-Motoren, die oft schon nach 500 Kilometern den ersten Kolbenfresser hatten, so auch bei der V 2001 und der V 10020. (Die oft auch von Modellbahnfirmen praktizierten Schreibweisen V 200.1 und V 100.20 sind falsch.)

Die häufigen Ausfälle führten zu enormen Reparaturkosten und ständigen Problemen über Jahre hinweg. Das EK-Buch von Josef Högemann, Roland Hertwig und Peter Große beschreibt gut lesbar und auch für Technik-Laien nachvollziehbar die Entwicklung der V 160, aus der dann die „V 160 lang“, die ebenfalls fast komplett verschwundene längere 215, hervorging – und natürlich die 218.

Der rundliche Rammschutz vor den viel zu zu leicht gebauten Vorserienloks gab ihnen den Spitznamen „Lollo“, wurde dann aber wegen der hohen Fertigungs- und Reparaturkosten durch den kantigeren Rammschutz ersetzt. Die drei Autoren beschreiben auch die Hintergründe der bis heute verschleppten Umrüstung auf automatische Kupplungen, die auch an der V 160 erprobt wurden. Und wer es nicht schon geahnt hatte: Der Fahrschalter stammte vom VW-Käfer.

Die Bebilderung des schweren Buchs ist üppig, konzentriert sich aber auffallend unproportional auf Deutschlands Norden. Das Bw Ulm ist schwach vertreten, von einer Lok des Bw Regensburg gibt es nur ein einziges Bild.

Die 608 Fotos von Zügen in der Landschaft sind von der Motivwahl her häufig überdurchschnittlich und in weiten Teilen in Farbe. Auch die Umbauten und im Ausland eingesetzten V 160 sind gut dokumentiert. Die Hersteller, Fabriknummern, Stationierungen und Ausmusterungen sind für jede der 224 Lokomotiven übersichtlich aufgelistet. Auch die Schmalspur-D5 der Brohltalbahn, die nur eine ähnliche Frontpartie hat, aber außer der Achsfolge nichts mit der V 160 gemein hat, wird vorgestellt. Ebenso die nur sehr selten eingesetzen Abschlepplok-Paare für ICE-Züge, die dann durch 218er ersetzt wurden.

Auch wenn man nicht jede Zeile des 392 Seiten umfassenden Buchs lesen wird, bringt es gute Unterhaltung und neue Erkenntnisse an einem verregneten Wochenende. Der flüssige und von Bürokratendeutsch freie Schreibstil macht das Lesen zu einem Vergnügen.

Das neue Baureihenbuch mit der ISBN 978-3-8446-6012-8 gibt es für 49,90 € im Buchhandel und direkt beim EK-Verlag.

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