Blechträgerbrücke von Lasersachen (2)
, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 3)
Teil 1 der Bausatzbeschreibung hier.
Bevor die Seitenteile, auf denen die Geländer ruhen, montiert sind, muss die Brücke grundiert werden. Die gelaserten Nietenreihen saugen die Grundierung regelrecht auf, bei der ersten Schicht bleibt kaum Farbe auf dem Material übrig. Das liegt daran, dass die Oberfläche der MDF-Platten vom Laser weggebrannt wurde. Nur die Nietenköpfe sind stehengeblieben. In der leicht rauen Oberfläche dazwischen versickert die Grundierung und stärkt das Material. Nach dem ersten Durchgang werden eingeschlossener Staub und Kleberflecken sichtbar. Sie werden mit feinem Schleifpapier entfernt. Drei Sprühgänge sind erforderlich, um bei den Nietenreihen eine gedeckte Oberfläche zu erreichen. Das erfordert etwas Zeit. Und eine Menge Grundierung: Mindestens der halbe Inhalt einer 400-ml-Sprühdose wird dafür benötigt.
Zuvor oder zwischendurch kann das seitliche Nietenband mit den Geländerpfosten beklebt werden, die aus zwei Teilen bestehen. Als freiwilliger Beta-Tester hatte ich ein wenig Schwierigkeiten mit den Teilen, die mit einer feinen Zange ineinander geklipst werden mussten. Nun wird die Konstruktion etwas vereinfacht. Denn Frust bei der Bausatz-Montage soll nicht sein.
Nachdem der Weißleim (oder UHU) gut abgetrocknet ist, werden die 0,8-mm-Drähte in die Geländerpfosten eingeschoben, was sehr leicht geht. Mit Sekundenkleber habe ich sie an jedem Pfosten fixiert. So kann sich nichts mehr verschieben. Dann werden die beiden Geländerstreifen grundiert.
Der nächste Schritt ist das Spritzen der grundierten Brücke mit einer dunkelgrauen, matten Farbe. Zu üppiges Spritzen führt bekanntlich zu Tropfnasen, deshalb trägt man lieber mehrere feine Schichten auf, bis von der hellgrauen Grundierung nichts mehr zu sehen ist.
Nach dem Trocknen werden jeweils zwei Balken auf die Gehwegträger aufgeklebt. Dann werden die Gehwege probeweise aufgelegt und der Geländerstreifen angedrückt, um zu sehen, ob das Geländer dann senkrecht steht. Vorsichtshalber habe ich die Längskanten der Gehwege um ein paar Hunderstel abgeschliffen und dann aufgeklebt. Dann wurden die Nietenstreifen mit den Geländern seitlich angeklebt.
Nicht vergessen sollte man die Lager, die unter die Brücke zu kleben sind. Damit ruht die Brücke später auf den Brückenköpfen.
Bis zum Einbau in ein Modul wird noch etwas Zeit vergehen. Deshalb habe ich zur Demonstration Gleise und Abdeckplatten eingelegt: von KM1 (Image 8 und 9), Hosenträger (10) und Märklin (11 bis 13). Die Abdeckungen seitlich der Gleise, die mit einer schmäleren Platte aufgedoppelt werden, lassen sich an die Höhe der Schwellen anpassen. Dazu legt man ggf. einen Streifen unter oder klebt sie im gewünschten Winkel an die Längsträger. In der Mitte habe ich nur zwei Balken untergeklebt. Es liegt auch noch eine Platte zur Verstärkung bei, um die mittlere Bohlenimitation höher zu machen. Dann könnte sie aber über die Schienenoberkante herausragen, was ich nicht empfehlen würde.
Vom Brückenkopf aus gemessen liegt die Schienenoberkante beim Märklin-Gleis exakt 50 mm hoch. Die Brücke ist 490 mm lang, lasst sich aber vor und nach dem Bau leicht kürzen, sofern nur ein Bachlauf oder ein Feldweg überquert werden soll. Mit den Gehwegen und Geländern ist die Blechträgerbrücke von Lasersachen 184 mm breit.
Fazit: Ich kann den Bausatz von Lasersachen (143 €) sehr empfehlen. Er ist in ein paar Stunden ziemlich leicht zu montieren und benötigt nur etwas Zeit durch die notwendigen Trockenzeiten nach den Lackiergängen. Schon ohne Gleis macht die Brücke einen sehr stabilen Eindruck und ist nicht gefährdet, sich zu verwinden. Mit einem aufklebten Gleis wird die Brücke problemlos Lokomotiven von 10 kg tragen.
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Kommentar von Burkhard C. |
Blechträgerbrücke aus HOLZ, ist das nicht schön!?
Hallo Herr Weidelich,
das sieht doch schon mal prima aus, wenn jetzt noch eine kleine Patinierung erfolgt, ist es ein schönes Teilchen zu einem akzeptablen Preis. Durch die Alterung (Rostblasen) wird die raue Oberfläche auch nicht mehr so auffallen (Makroaufnahme, ich weiß). Ich werde sie mir auch mal bestellen.
Danke für Ihren Selbst- sprich Betaversuch und die Bautipps.
Bis dann,
Burkhard C.
Antwort von Friedhelm Weidelich
Danke für die Anerkennung. Jetzt stellt sich der Kenner noch die Frage: Wie kriege ich aus der hölzernen Bleckträgerbrücke einen blechernen Sound?
Beim Sounddesign hapert es ja noch sehr. Neben singenden Schienen brauchen wir unbedingt noch dröhnenden Brückensound für ein wirklich vollkommenes Spur-1-Erlebnis.
Kommentar von Heinrich Hütz |
Hallo Herr Weidelich,
Ich bedauere es, auf meiner im Bau befindlichen Anlage keinen Flusslauf o.ä. eingeplant zu haben, um diese Brücke einsetzen zu können.
Ob das ausschließlich an der Brücke oder an den schönen Fotos liegt, muss ich mir noch überlegen.
Schöne Grüße
Heinrich Hütz
Kommentar von Reinhold Lünser |
Hallo Herr Weidelich,
mal vorweg: hab Ihre Seite erst neu entdeckt, weil kein Einser. Bin aber sehr angetan, sehr sachlich und nicht oberflächlich - weiter so!
Aber nun zum Brückenbausatz: Macht einen gut proportionierten Eindruck, das Geländer ist sehr fein, aber der Rest - na ja. Da ist das Vorbild doch nur sehr grob angedeutet. Es gibt ja seit einiger Zeit verschiedene Brückenbausätze, auch in H0 und Null. Jedoch ist unisono eine geringe Vorbildtreue festzustellen. Das fängt an mit den Fahrbahnlängsträgern, die beim Vorbild in aller Regel direkt unter den Schienen, also im Abstand von 1,50m liegen, damit die Schwellen nicht auf Biegung beansprucht werden. Häufig fehlen sie in den Modellen ganz; hier liegen sie aber zu weit auseinander. Weiter fehlen in fast allen Bausätzen, hier auch, Schlingerverbände (siehe Bild "gleislose Brücke" im Link) und Bremsverbände! Zudem sind die Windverbände viel zu tief angeordnet und bei diesem Modell die Querträger im Querschnitt nur angedeutet; tatsächlich sind das natürlich auch I-Träger! Das wird durch die Bretterverschalung der Gleisebene zwar weitgehend versteckt, die ist jedoch ebenfalls nicht vorbildgerecht, vor allem, wenn auch seitliche Gehwege angebaut sind. Normalerweise liegt die Konstruktion unter den Schwellen völlig frei und ist dadurch sichtbar. Nun gut, ich gebe zu, dass viele Brücken doch einen Tränenblech- oder Holzbohlenbelag haben.
Ein weiterer Punkt sind die Lager, die bei einer fast 16m langen Brücke mit gusseisernen Kipplagern als Loslager und Rollenkipplagern, hier denke ich mit mindstens 2 Rollen, als Loslager ausgerüstet sein sollten.
Wenn man bedenkt, welch hohes Niveau die Vorbildtreue der Fahrzeuge erreicht hat, ist es besonders schade, dass bei Brücken, die einen wesentlichen Teil der Infrastruktur der Bahn darstellen, so großzügig verfahren wird. Gerade in Spur Null und Eins sollte sich der anspruchsvolle Modellbauer nicht damit zufrieden geben!
Gruß R. Lünser, Statiker
Antwort von Friedhelm Weidelich
Hallo Herr Lünser,
danke für das Kompliment und willkommen bei spur1info! Leider ist es sehr selten, dass sich Fachleute zu Wort melden. Die meisten von uns – ich auch – sind ja Technikfans, die sich ihr Fachwissen mehr oder weniger angelesen oder zusammengetragen haben, aber beruflich nicht viel damit zu tun haben. Was Windverbände sind, habe ich auch erst vor ein paar Tagen gelernt.
Umso mehr freue ich mich, wenn Sie als Statiker ein Modell nach dem beurteilen, was es sein soll: Ein (mit ein paar Kompromissen) verkleinertes Abbild der Wirklichkeit. Deshalb danke für Ihre Anmerkungen und Erläuterungen. Ich will den Bausatz-Konstrukteur etwas in Schutz nehmen, er ist selbst Diplom-Ingenieur und hat bei diesem Bausatz eine preußische Konstruktion zum Vorbild genommen, vereinfacht und abgewandelt. Aus Kostengründen, nicht aus Unvermögen, glaube ich. Die Bretterverschalung ist pure Absicht, um die vereinfachte Konstruktion darunter zu verstecken. Ein Modell einer bestimmten Brücke ist es nicht, aber eine für den Amateur optisch überzeugende Miniatur zu einem vernünftigen Preis. Nur Profis wie Sie erkennen die Kompromisse und Weggelassenes.
Ich stimme Ihnen zu: Bei Lokomotiven wird ein perfektes Abbild des Vorbilds verlangt und mit vier- bis fünfstelligen Euro-Beträgen bezahlt. Bei den Wagen, über die weit weniger bekannt ist, wird schon ein Auge zugedrückt. Und beim stark vereinfachten, überdimensionierten Gleis mit durchweg falsch dimensionierten Schienen ist es wurscht, worauf man fährt – was nicht nur an den ebenso groben NEM-Rädern und den viel zu engen Radien liegt, die heftige Kompromisse erfordern.
Ganz zu schweigen von weiterem Zubehör. Autos werden noch adäquat bezahlt, Figuren dagegen nicht. Da stehen dann Püppchen mit Kindergesicht und Manga-Augen im Führerstand.
Ich glaube, es liegt an der Faszination der Lokomotiven. Die Kunden sind Technikfans und Sammler, die sich für Lokomotiven und noch ein wenig für die Wagen begeistern. Dann hört es aber auch schon auf. Das „System Eisenbahn“ haben vermutlich die wenigsten auf dem Schirm, da fehlt es an Wissen und Interesse, aber auch an der Bereitschaft, angemessen für echte Modelle zu bezahlen. Und deshalb sind auch die Brücken so, wie sie sind.