Anlagen auf der Intermodellbau 2013
, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 2)
So auch dieser H0-Bahnhof Verneuil-sur-Vienne aus dem Limousin, in dem ein Bauzug am Hausbahnsteig pausierte. Auf den anderen beiden Gleisen rollten moderne Triebwagen und Güterzüge durch, die hinter dem mehrere Meter langen Schaukasten auf den Einsatz warteten.
Das ist Eisenbahnatmosphäre, wie man sie aus den ländlichen Gebieten Frankreichs kennt.
Französische Anlagen haben mich schon immer fasziniert, weil die französische Eisenbahntechnik sich in vielerlei Hinsicht von anderen unterscheidet. Von den vielen Schmalspurbahnen ist nicht viel übriggeblieben, auch das Modell-Angebot ist in 1:87 nicht so groß. So erkennt man auf dieser Anlage auch Wagen aus Württemberg und der Spreewaldbahn wieder. Was der stimmigen Atmosphäre auf engstem Raum keinen Abbruch tut.
Modellbau hat in Frankreich einen höheren Stellenwert als in Deutschland, glaube ich. Denn auch diese H0-Anlage setzt ein Vorbild detailgenau ins Modell um.
Einen Meter weiter rechts tut sich nicht nur eine typische Szene auf, die ich von Frankreichreisen her kenne. Hier ist die Anlage sogar lokalisierbar: Es ist die SNCF-Strecke Col de Tendre und das Örtchen Breil-sur-Roya, wie die blaue Tafel zeigt, auf der die bereits abgeschlossene Elektrifizierung angekündigt wurde.
Das ist Modellbau, der sich an ein Vorbild anlehnt oder es sogar vorbildgetreu umzusetzen versucht. Mit Erfolg und großer Wirkung.
Diese dänische H0-Anlage zeigt ein Motiv auf, das frei erfunden ist: die Bahnen von Fjelland. Rechts hinter dem Wohnhaus dürfte sich eine Durchfahrt in den Schattenbahnhof verbergen. Ein interessanter Anlagenabschluss, der das Loch in der Kulisse geschickt verbirgt. Von anderen Modellbauern kann man nur lernen.
Ein Schotter- oder Bergwerk sorgt für einen interessanten Güterverkehr. Die Szene wirkt stimmig. Nur die Figuren fehlen. Aber es kann ja auch ein arbeitsfreier Sonntag sein...
Mit schierer Größe protzte diese amerikanische Hafenszene in 1:45. Zwar wurde keine Verladung durchgeführt und die Güterzüge rollten mit nur einer Lok vorbei, was in den USA sehr selten ist. Aber hier stimmt das Motiv, weil nachvollziehbar ist, was das Modell darstellt.
Größe war auch bei diesem norwegischen Motiv in H0 ein Faktor, der zur Faszination beitrug. Die optische Trennung der Strecke vorn vom Rest der Anlage ist mit dem Seen bestens gelungen und erzeugt Tiefe. Hinten ist der einzige Bahnhof der etwa 2,50 m x 8 m großen Anlage zu sehen, hinter dem sich die Züge durch Lawinenvorbauten und Tunnel nach oben arbeiten.
Die Anlage kam wohl aus Köln und ist einfach genial: Das Motiv ist eindeutig, der Aufbau nicht spielzeughaft, der Modellbau bis hin zur Kulisse Spitzenklasse.
Ich weiß, es ist ein bisschen gemein, H0-Anlagen mit einer gleich folgenden Spur-1-Anlage zu vergleichen. Natürlich lässt sich im Maßstab 1:32 keine gigantische Landschaft umsetzen oder ein Bahnhof zumindest stark komprimiert nachbilden. Bei der Spur 1 muss man viel stärker abstrahieren und kann mehr ins Detail gehen – das dann sehr viel subtiler etwas über Ort und Zeit aussagt.
Der Qualitätssprung ist aber offensichtlich, wenn man diese Anlage sieht. Sie ist zwar nicht übel für eine Spur-1-Anlage. Aber typisch für viele Anlagen: eine Ansammlung von Zügen und Gebäuden, fast alles gekauft, kaum Eigenbau. Kein Leben, kein Ort. Irgend ein Bahnhof.
Ein kleines Bw ist auch vorhanden, zwar komprimiert, aber komplett. Dahinter ein Denkmal. Hmm. Nicht schlecht. Faszinierend? Eindeutig nein.
Die Anlage bringt Fahrspaß, sie ist nicht schlecht. Aber sie wirkt nicht authentisch. Die Messebesucher haben das gemerkt und blieben selten stehen.
Modellbau oder Modelleisenbahn ist für viele immer noch die Verarbeitung von möglichst viel Material und vielen Motiven auf engstem Raum. Besonders die Franzosen haben in Dortmund wieder einmal gezeigt, dass weniger mehr ist. Egal, in welchem Maßstab.
Damit möchte ich niemand auf den Schlips treten. Die Ansprüche sind verschieden und eine Anlage soll zufrieden und glücklich machen.
Mein Anspruch ist anders – und ich weiß nicht, ob ich ihn mir selbst erfüllen kann. Aber das Probieren ist ja auch das Schöne.
Wenn ich nur schon ein Motiv für meine sehr begrenzten Möglichkeiten gefunden hätte...
Einen Kommentar schreiben
Kommentar von Gerald Ehrlich |
Ja, da gebe ich Friedhelm Recht.
Die 1-Anlage ist o.k. und mehr als die meisten in der Baugrösse zu Stande bringen (ich vielleicht eingeschlossen). Aber bei der Anlagengrösse hätte als Thema das vorgestellte "Klein"-BW gerügt. Das hätte Raum für authentische Atmosphäre geschaffen, kleine Szenen des (Arbeite)lebens. So sieht es aus wie aus dem Märklinkatalog.
Mein Motto ist auch: weniger ist mehr. Braucht aber nicht jedermanns Motto zu werden ;-)
Gruss, gerald ehrlich
Kommentar von Carsten Ramcke |
Ich selber finde das BW nicht schlecht. Als umgestiegener Spur ha-nuller vermisse ich die breiten Landschaften, und bin immer begeistert, wenn ich eine Spur 1 Anlage sehe, wo mehr Landschaft zu sehen ist als ca. 10cm abseits des Bahndamms. Ich selber fand die Märklin Schauanlagen in Spur 1 gut, da mehr zu sehen war als 'nur' Züge. Auch wenn die Details fehlten und von Eigenbau und Umbau nichts zu sehen war...
Carsten Ramcke