Modul mit Damm

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 4)

Modul-Profil für Spur 1. Foto: Friedhelm Weidelich, spur1infoAller Anfang ist schwer. Doch nach langen Überlegungen ist das erste Modul fertig und zeigt, was machbar ist – und was nicht.

Es müssen nicht unbedingt die Endstücke von Fremo oder aus Mannheim sein, wenn man Module nur für sich baut. Wer nicht an Modultreffen teilnehmen will und kann, ist nicht auf die genormten und durchaus hilfreichen Modulköpfe angewiesen und kann sich seine eigenen Normen stricken.

Was spricht für Module?

Wie schon gesagt: Aller Anfang ist schwer, und je größer das Projekt, umso mächtiger stellt sich auch der innere Schweinehund (so eine deutsch-preußische Erfindung und Erblast) dagegen. Mit dem "schönen" Effekt, dass die gigantische Aufgabe gar nicht erst angegangen wird. Denn man muss ja noch so viel planen, bis der optimale Plan endlich fertig ist. "Ja, wenn ich in Rente bin, fange ich an", höre ich manchen Sammler sagen, "dann habe ich Zeit." Oder: "Wenn die Kinder erst aus dem Haus sind, habe ich ein ganzes Zimmer für meine Anlage." Diese wohlfeilen Absichtserklärungen haben einige Spur-1-Freunde dann mit ins Grab genommen...

Gegen die Angst vor dem Scheitern hilft eigentlich nur das Anfangen, und je kleiner die geplante Etappe ist, umso übersichtlicher ist sie. Module haben den Vorteil, dass sie einerseits schnell fertig werden und andererseits nahezu unbegrenzten Bastelspaß bieten, weil man Zeit für's Detail hat. Erst wenn Sie alle Schwellen mit Vornamen kennen, könnte sich die Lust auf Neues einstellen. Und ewig lockt das Modul, selbst wenn es nur für ein wenig Optimierung an einer kahlen Stelle ist, die glücklicherweise mit Grasfasern wiederbelebbar ist oder mit ein wenig Unkraut aus Schaumstoff, das der Böschung den letzten Schliff gibt.

Module sind prinzipiell die beste Wahl,

  • wenn der Platz beschränkt ist,
  • wenn man nicht im eigenen Haus wohnt und vielleicht einmal umziehen muss,
  • wenn man zu Modultreffen fahren will und mit anderen Spur-1-Fahrern lange Strecken genießen will,
  • wenn man schnell Ergebnisse sehen will,
  • wenn man auch mal im Sonnenlicht fahren und fotografieren will,
  • wenn der staubige Bastelraum von der Anlage getrennt sein soll
  • oder man ein flexibles Konzept möchte, dass den schnellen Austausch von Landschaften und Spurplänen erlaubt.

Module können auch Dioramen sein, die ein eigenes Motiv auf engstem Raum verwirklichen. So muss man sich nicht auf ein Thema oder eine Epoche festlegen und kann zum Fahren verschiedene Module aneinanderreihen. Diese Idee verdanke ich einem spur1info-Leser, der mit Recht sagt: Da man nur ein, zwei Meter mit den Augen erfassen kann, ist es egal, welche Module außerhalb meines Blickwinkels angeschlossen sind. So gewinnt man Fahr- und Aufstellstrecke, selbst wenn sich ein amerikanisches Wüstenmodul, eine Heidelandschaft, ein Damm mit See und eine Viadukt mit Fluß folgen.

"In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister//Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben", sagte schon Goethe, doch wer will schon beschränkt sein?

Aber das Universalgenie Goethe sagte ja auch: Man braucht auch ein Gesetz. Typisch deutsch eben, aber manchmal hilfreich.

Eigene Normen

Wer den Luxus genießt, seine eigenen Gesetze zu machen, ist bei den wichtigen Kopfstücken ziemlich frei. Gut möglich, dass mich die großen Modul-Meister auslachen werden, aber als Zauberlehrling bin ich mit dem ersten Modul recht zufrieden und weiß nun, was ich vielleicht falsch gemacht habe.

Was muss ein Modul-Kopfstück haben?

  • Mindestens zwei Bohrungen, die bei allen Modul-Enden an derselben Stelle sitzen.
  • Ein Griffloch, das groß genug (10 cm x 4 cm)für Männerhände ist, wenn man das Modul zu Zweit um Ecken bugsieren muss. Hier kann auch die Ringleitung für die Stromversorgung durchgesteckt werden.
  • Eine genormte Höhe der Gleisauflage und des Schienenkopfs.

Die Breite des Moduls hängt davon ab, wieviel Platz man hat, was man auf das Modul "pflanzen" will und ob Gebäude und Landschaft darauf unterkommen soll.

tl_files/bilder/Module/_1284819.jpgIch wollte zuerst ein Fotomodul, das nicht gleich langweilig wird. Ich habe deshalb ein Kopfstück mit 60 cm Breite und eine Länge von 120 cm gewählt. Diese Länge ist von der Handhabung her das Maximale, wenn man das Modul allein transportieren will. Das gilt für das Tragen hochkant als auch beim Schleppen mit weit ausgebreiteten Armen. Aber diese Erfahrung muss man erst einmal machen.

Das multiflexible Thema war ein Bahndamm, der zur einen Seite bis an den Modulrand geht und vorn eine Ebene hat, auf der eine Straße, eine zweite Strecke oder was auch immer platziert werden kann.

Die freundliche Tischlerei, die mir das Modul baute, hat leider noch keinen Laser und machte aus meiner groben Zeichnung eine, die die Fräse versteht. Die Vorgaben entwickelten sich aus den NEM-Maßangaben für Schotterbett und Bahndamm. Das Schotterbett ist unten etwa 16 cm breit, die Schienenoberkante liegt ca. 22 mm über dem Trassenbrett. Die Böschung des Schotterbetts hat einen Winkel von 30°, die Böschung des Damms ist 45° abgewinkelt. Daraus ergibt sich der Rest der Maße, und es ist sogar noch Platz für einen schmalen Brandschutzstreifen.

Nachtrag: Zur Böschungsneigung schrieb ein Leser mit Recht, dass eigentlich 1:1,5 üblich sei. So steht es auch in der NEM 122. Das wären dann 33,69°. Ich habe mir den Vorbilddamm an der Gäubahn angeschaut und finde die Angabe bestätigt. Auf anderen Fotos erscheint der Damm so steil zu sein, dass er auch 45° haben könnte. Völlig "falsch" sieht mein 45°-Damm nicht aus. Ein "richtiger" Winkel bräuchte am Fuß aber mindestens 6 bis 8 cm mehr in der Breite, die ich hier nicht habe. Ganz kompromisslos geht es leider nicht bei der Königsspur...

tl_files/bilder/Module/_2205569.jpg

Vor der Mauer, die die abgeschnittene Böschung stützt, ist 18 cm Platz.

Die Modulteile fräste und sägte die Tischlerei aus dem recht leichten Fensterbaumaterial Forex. Es ist unempfindlich gegen Feuchtigkeit und braucht keinen Anstrich. Auf die Ecke sollte man das Modul aber nicht stellen, weil das Material dann nachgibt. Die Flächen vertragen auch größten Druck. Das Material wurde verklebt und verschraubt. Die 10 cm hohe Basis sollte eigentlich seitlich geschlossen sein. Die Tischlerei meinte es gut und versah den Boden mit einem sehr stabilen Teil – mit dem Effekt, dass man nicht mehr so gut von unten an die Flügelschrauben kommt, welche die Kopfstücke zusammenhalten sollen. Deshalb bleiben die Seiten vorerst offen. Die Grundplatte hätte aber den Vorteil, dass man Füße leicht anschrauben kann.

tl_files/bilder/Module/_3246952.jpgDie Böschungen wurden mit zugesägtem Styrodur geformt, das sich mit Ponal Express gut verkleben lässt. Den Gleisbau mit Hosenträger-Stahlschwellengleis habe ich hier beschrieben.

Diverse ahnungslose Versuche, die Rautenstruktur der Styrodurplatte verschwinden zu lassen, schlugen fehl.

tl_files/bilder/Module/_5038124.jpgSpachtelmasse ist zu schwer, das Abschleifen zu staubig. Mir fiel ein, wie ich als Kind meine Märklin-H0-Anlage gebaut habe: mit Tapetenkleister und Zeitungspapier. Drei, vier Schichten Papier wurden nach dem Trocknen sehr stabil und ließen sich auch zu Hügeln und den berüchtigten Tunneln formen, die immer völlig unmotiviert in senkrechten Bergwänden die engen Kurven verdeckten.

Auf meinem Modul fand eine Ausgabe der VDI-Nachrichten eine sinnvolle Ruhestätte. Damit die Böschung nicht zu glatt wirkt, habe ich ab und zu ein Stück Wellpappe oder zerknülltes Papier eingearbeitet und mit ein paar zerrissenen Seiten bedeckt.

tl_files/bilder/Module/_5038127.jpgDas Papier wirft Falten, die aber nach dem Trocknen über Nacht fast komplett verschwinden. Wenn man sauberer arbeiten will, kann man das Papier mit Kleister anfeuchten und eine Weile ziehen lassen, bevor man die Streifen und Stücke mit dem Kleisterpinsel festdrückt.

tl_files/bilder/Module/_5048134.jpgSo sieht die getrocknete Böschung aus. Die wenigen Falten stören gar nicht und verschwinden unter der braunen Erdfarbe, die vor dem Aufbringen der Grasfasern aufgestrichen wird. 

tl_files/bilder/Module/_5048176.jpgDie nächste Aufgabe wird die Gestaltung der Grasflächen mit Unkraut und kleinen Büschen sein. Außerdem fehlt noch ein Wolkenhintergrund oder eine passende Landschaft, wie ich sie aus Süddeutschland kenne.

tl_files/bilder/Module/_5108576.jpgEin weiteres Modul soll ebenfalls auf dem Damm liegen und eine Durchfahrt erhalten. Es wird aber nur 60 cm lang.

Spannend wird wie Frage, wie ich kompaktere Module ohne Damm anschließen kann und wie platzsparende Module für große Radien aussehen werden. Dazu werden sich Antworten finden.

Schwieriger zu beantworten ist die Frage, ob ich bei dem vorbildgetreuen Hosenträger-Gleis bleibe oder auf Standardgleise umschwenke. Das S49-Profil passt einfach zu gut zu hochwertigen Spur-1-Modellen!

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Kommentar von Joachim Meyer |

Lieber Friedhelm,

sehr schön gebaute Module, die sich auch auf Grund ihrer Form vom Üblichen abheben. Bin sehr auf die weiteren Baufortschritte gespannt. Weiterhin viel Erfolg beim Bauen!

Joachim Meyer

PS: Schade eigentlich, dass die Module nicht zu Treffen mitgenommen werden. Vielleicht kann man hierüber nochmal reden.......................???

Kommentar von Gerald Ehrlich |

Hallo Friedhelm,

einfach köstlich deine Einleitung - habe mich wirklich amüsiert. Aber genau so ist es: wer nicht anfängt, kann auch keine Fehler machen.
Bin sehr gespannt auf den Fortgang und fände es toll, wenn Du doch irgendwann mal ein Übergangsmodul auf Mannheimer Norm baust ;-)

Gruss,
gerald

Kommentar von Peter Prinz |

Sehr geehrter Herr Weidelich,

als erstes möchte ich ihnen zu dieser Website gratulieren. Sehr lesefreundlich und ein nicht überfrachtetes Layout.

Was ist aber Forex?
Lt. Web halbseidige Finanzthemen ;-).

Peter Prinz
P.s.
Bisher hatte ich mit Spur 1 keine Berührung.
Es gab aber mehrere Auslöser mich dafür anzuwärmen.
1. Ihre Website
2. Das in meinem Spielfeld württembergische Schmalspurnull leider immer noch nicht die Traumbraut Tssd lieferbar ist.
3. KM1 "unverschämterweise" der Spur 0 in der Lieferbarkeit der Tssd zuvor kommt, ich einfach nicht mehr widerstehen konnte und mir eine in Finescale bestellt habe. (nur zum Gucken natürlich ;-))) ).
4. Es geht von diesen Fahrzeugen mehr "Magie" aus, das Fahrverhalten Spur 0 übertrifft.
5. Schmalspur in 1 sich auch dort integrieren lässt, wo die Platzverhältnisse beschränkt sind. (Hier sehe ich auch, das hierzu die/der Hersteller es besser vermarkten sollte, damit der Meinung "für 1 habe ich keinen Platz und ist nur für "Zahnärzte" bezahlbar" entgegengetreten wird. Hier das Motto ziehen sollte "auch mit 2-3 Loks kann man glücklich werden".

Antwort von Friedhelm Weidelich

Sehr geehrter Herr Prinz,

danke für das nette Kompliment!

Forex ist ein Kunststoff, wie er im Fensterbau verwendet wird. Das Material besteht aus geschäumten PVC, ist wetterfest und lässt sich gut kleben, verschrauben und makellos sägen und fräsen.

Was Ihre Wahl der Spur 1 betrifft, kann ich Sie nur bestätigen. Ich habe mir 0 und 1 lange angeschaut und mich dann wegen der Masse, der Geräusche und des gewaltigen Dampfs für die Spur 1 entschieden. Der Dampf verliert zwar bald seinen Reiz, wenn man nicht bei offenem Fenster fahren kann, und manche Hersteller verzichten absichtlich auf Dampfgeneratoren. Aber ab und zu freut man sich doch, dass er da ist – und sei es nur, um Besucher zu beeindrucken.

Was mich betrifft, war auch mein Seh-Eindruck von 1:32 angenehmer als bei 1:45 und Co. Wenn die Augen älter werden, ist die Spur 1 aus meiner Sicht (buchstäblich) die richtige Wahl. Vor 20 bis 30 Jahren waren feinste H0-Fahrzeugbausätze noch keine Qual, heute geht das gar nicht mehr.

Ich hoffe, dass Ihre Tssd bald geliefert wird. Mit Finescale haben Sie auf jeden Fall die richtige Wahl getroffen. Viel Freude damit!

 

Kommentar von Carsten Ramcke |

Hallo Friedhelm,

Sieht SUPER aus! Ich werde bald meine Spur 1 Gleise einschottern, und würde mich sehr freuen, wenn Du diesen Schritt mir erklären könntest. Deine Einschotterung / Farbe ist absolut perfekt!

- Carsten

Antwort von Friedhelm Weidelich

Hi Carsten,

danke. Ich werde beim nächsten Modul etwas weniger Farbpigmente nehmen, aber so starken Rost und Staub hat es bei lange nicht gestopften Gleisen auch gegeben.

Über die Methode habe ich hier berichtet.