Kö I von KM1

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 5)

Kö I Baureihe 311 Spur 1 von KM1. Foto: Friedhelm WeidelichDie neue Kleinlok Kö I der DRG und DB von KM1 ist ein gelungenes Modell für Spur-1-Bahner, die gern rangieren oder wenig Platz haben.

Die Kö I der Deutschen Reichsbahn war eine mit Dieselöl (ö) betriebene Kleinlok (K) der Leistungsgruppe I. Daraus leitet sich die Bezeichnung Kö I ab. Bei der Deutschen Bundesbahn waren diese Kleinloks noch in den 70er Jahren als Baureihe 311 unterwegs, bei der DR der DDR als Baureihe 100.

Bei dem KM1-Modell handelt es sich um die verstärkte Einheitsbauart von 1935, die auch für den Verkehr auf freier Strecke zugelassen waren. 60 Stück wurden von der Maschinenfabrik Esslingen, Gmeinder und Windhoff gebaut. Mein Spur-1-Modell ist als DB-Kö 0220 vom Bw Kassel ausgezeichnet. Das Original wurde von Windhoff gebaut und 1976 in Marburg ausgemustert.

Das Modell ist weitgehend aus Metall gefertigt. Die Puffer und Pufferhülsen sind jedoch aus Kunststoff, ebenso die Sandfallrohre und die Bremsen. Die Kleinlok wiegt 810 Gramm und ist über Puffer 176 mm lang, das Vorbild war 5575 mm lang. Achsstand und Raddurchmesser sind korrekt. Die Zugkraft beträgt ca. 120 Gramm, etwa ein Siebtel eines Fünfkupplers.

Die Kö I wird über Ketten auf beiden Radsätzen angetrieben. Die NEM-Spurkränze sind 1,8 mm hoch. Beide Radsätze sind gefedert, die Lagerschalen bewegen sich im Achslager. Sie garantieren zusammen mit den doppelten (!) Pilzkontakten an jedem Rad eine perfekte Stromabnahme. Ein Speicher am Decoder sorgt für Energiereserve bei Weichen und verschmutzten Schienen.

Die Lok ist mit einem ESU-Decoder LokSound V4.0 M4 ausgestattet, der hervorragend programmiert ist. Die Bedienungsanleitung umfasst zwölf Seiten, davon acht Seiten über den Decoder.

Die Fahreigenschaften sind sehr gut. Im Rangiergang kann fast millimetergenau rangiert werden. Das macht besonders viel Spaß mit den servobetätigten Rangierkupplungen, die vorn und hinten mit je einer Funktionstaste gesteuert werden können. Sie müssen zuerst manuell aus der senkrechten Ruheposition in die Waagerechte gebracht werden. Auf Knopfdruck heben und senken sich die Kupplungen. Soll abgekuppelt werden, absolviert die Kleinlok den "Rangierwalzer": Sie drückt automatisch gegen den Wagen, hebt den Kupplungsbügel und rollt dann einen Zentimeter zurück. Wenn das Geräusch eingeschaltet ist, heult der Motor bei diesem Vorgang entsprechend auf.

Ob der Kupplungsbügel am Kupplungshaken des Wagens einhängt, hängt von der Form des Hakens und dem Zugang von oben ab. Mit Märklin- und Kiss-Wagen gab es auf geradem Gleis keine Probleme. Auf Radien ab ca. 150 cm wird in vielen Fällen das Kuppeln und Entkuppeln funktionieren, sofern sich die Puffer nicht berühren. Es kann aber auch mit dem Haken der Schraubenkupplung gekuppelt werden. Klauenkupplungen sind nachrüstbar, dann entfällt aber die ferngesteuerte Kupplungsmöglichkeit.

Leider fiel der vordere Servo schon nach höchstens 15 Betätigungen aus. Die Reparatur dauerte 4 Wochen. Der neue Servo führte nicht einmal 10 Betätigungen korrekt aus.

tl_files/bilder/Vorbild2/_2235875.jpgDer Sound der kleinen Lok gefällt. Der langsam laufende Motor klingt gut und lässt die technisch nicht möglichen tieferen Töne nicht vermissen. Die mechanische Kulissenschaltung (siehe oben) wird schon nach modellbahngerecht kurzer Strecke betätigt, um in den nächsten Gang zu schalten. Im Stand wird zuerst geschaltet, bevor sich die Lok sehr langsam in Bewegung setzt. Die Fahreigenschaften sind erstklassig – wie es sich für eine Rangierlok gehört.

Der Sound lässt sich leider nicht per Funktionstaste leiser stellen, bietet aber Rangierfunk, Schaffnerpfiff und eine originell klingende Abgaspfeife. Diese fehlt beim Modell leider und gehört in die Öffnung auf dem Motorvorbau rechts vor dem Führerstand.

Auf einen Raucherzeuger hat KM1 sinnvollerweise verzichtet.

Die Detaillierung lässt kaum Wünsche offen. Der Führerstand ist komplett nachgebildet. Die Scheiben sind passgenau eingesetzt und kommen ohne Kleberänder aus. Lackierung und Beschriftung sind nahezu makellos. Der Plastikpuffer vorn links (siehe Galeriebild 9) hatte sich gelöst, konnte aber leicht abgezogen und neu eingeklebt werden. Ein Auspuffrohr liegt bei, wurde bei den Windhoff-Loks aber nicht verwendet.

Meines Erachtens ist der Kühlergrill für eine Windhoff-Lok nicht ganz korrekt, denn alle Fotos von Bundesbahnloks zeigen ein feines Lochblech mit Handgriffen. Zwar wurden die Kö I wohl mit Grill ausgeliefert, erhielten dann aber, wie die Kö 0220 auch, ein Lochblech für die Kühlerfront. Hinter dem Grill ist das (unbewegliche) Lüfterrad mit Keilriemen nachgebildet.

Die Schienenräumer vorn war bei dieser Windhoff-Ausführung vor und nicht hinter dem Rahmenkopfstück befestigt.

Die Spitzenlichter mit Hella-Lampen ohne profilierte Gläser schalten sich jeweils in Fahrtrichtung ein, wenn man die Lampen per Funktionstaste aktiviert. Die Lampen sind etwas zu hell und wirken durch die "Augen" im Mittelpunkt nicht realitätsnah. Zum Rangieren können sie korrekt auf beiden Seiten eingeschaltet werden. Auch das Führerhaus ist beleuchtet. Schade, dass kein Rangierlokführer mitgeliefert wird, denn das schlichte Führerhaus wirkt leer ohne eine Figur.

Fazit: KM1 hat mit der Kö I ein Modell mit einem hohen Spielwert, vorzüglichen Fahreigenschaften und hervorragendem Sound ausgeliefert, das trotz kleiner Unstimmigkeiten seinen Preis von 690 € wert ist. Die ferngesteuerten Kupplungsbügel sind ein starkes Argument für Schraubenkupplungen. Wer wenig Platz hat, kann mit dieser kompakten Lok Rangierbetrieb auf einem Industriegelände machen oder Kurswagen und Postwagen verschieben.

Nachtrag Juli 2015: Der im Werk reparierte Servo lässt sich nach wenigen Schaltungen nicht mehr sauber ansteuern. Beide heben sich nicht über den Zughaken hinaus. Ich lasse neue Digital-Servos einbauen.

+ hoch detailliertes Metallmodell
+ Rangierkupplungen servomotorisch beweglich
+ hervorragende Fahreigenschaften
+ erstklassige Stromabnahme
+ gut abgestimmter Sound
+ zeitgemäßer Multiprotokolldecoder mit Energiepuffer
+ sehr gutes Preisleistungsverhältnis

- keine Funktionstaste für Lautstärken
- Plastikpuffer
- kein Lokführer
- unrealistisch wirkende Lampeneinsätze
- Abgaspfeife fehlt
- kleine Fehler im Detail bei dieser Windhoff-Ausführung
- sehr unzuverlässige Servos

Vorbildinformationen und Bilder gibt es bei Deutsche Kleinloks. Modellinformationen bei KM1.

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Kommentar von Peter Hornschu |

Hallo,
die Lok macht nicht nur bei wenig Platz Spaß. Gerade das abkuppeln mit der vor-anheben-zurück Automatik macht richtig Sinn wenn der Abstellplatz nicht richtig einsehbar ist, wirklich ein schönes Spiellökchen.
Grüße Peter Hornschu

Kommentar von Norbert Brecht |

Danke für den Bericht über die KM1 Köf. Offensichtlich bewerten Sie aber KM1 und Märklin mit verschiedenen Augen. Wenn bei KM1 etwas nicht stimmig scheint, ist es nicht so schlimm, bei Märklin ist es ein Drama. Gruß Norbert Brecht

Kommentar von Ralf Heil |

Hallo,

es wurde schon an anderer Stelle darauf hingewiesen, dass die wirklich gelungene Kö1 leider die KM-1 Güterwagen Linz, Villach, etc. nicht mit der Rangier-Kupplung kuppeln kann, da der Abstand zu groß ist, da muss man selbst sich eine Lösung einfallen lassen. Außerdem ist sowohl bei den kleinen Hella-Lampen, aber vor allem bei den großen Lampen eine Art Linse in der Lampe verbaut, die nicht schön ist und gerade die große Lampe sehr "glubschäugig" aussehen läßt (und nicht vorbildmäßig ist).

Ralf

Kommentar von Michael Staiger |

Hallo Ralf,

bei der Kupplungsfunktion ist der Abstand vom Pufferteller zur Zughakenspitze maßgebend. Habe grad nur Schotterwagen zur Hand und da ist der Unterschied zwischen Märklin/Hübner und KM1 knapp 2mm, weil die Märklin/Hübner-Zughaken eine Manschette haben und deshalb weiter hervorstehen. Da die Puffer alle korrekt 20,1-3mm lang sind, sehe ich die Zughakenmanschette für die richtige Lösung an. Solche gibts z.B. bei Hegob, als vereinfachte Lösung könnte man die Hakenlasche vorne direkt am Zugaken anbringen.

Die Hella-Lampen (= Bauart 1950) haben beim Vorbild eine gewölbte Streuglasscheibe, bei bisherigen K+K-Loks wurde das oft nicht beachtet.
Ältere Loklaternen hatten alle nur gerades, klares (Fenster-) Glas.
Jetzt kann man natürlich drüber diskutieren welcher Fehler "schlimmer" ist, persöhnlich halte ich den Ersatz eines gewölbten Glases durch ein gerades für einfacher. Da schenk ich meiner Frau mal eine Schachtel Mon Cherie und mach dann aus dem Klarsichtkunststoff Lampengläser.

Gruß aus Lichtenstein
Michael Staiger

Kommentar von Fritz Spichiger |

Hallo

Betreffs des Auspuffrohrs habe ich auf Bundesbahnzeit.de ein Bild gefunden der Kö 0233 mit Auspuffrohr. Anscheinend hat es Varianten mit und ohne gegeben. Schade ist, dass die Abgaspfeife fehlt.

Schöne Grüsse
F. Spichiger