Gartenbahn-Erfahrungen und MSM-Weichen

, von Friedhelm Weidelich (Kommentare: 1)

tl_files/bilder/artikel/Gartenbahn/PICT0192_k.jpg

Der Bau und die Pflege von Gartenbahnen ist ein abendfüllendes Thema, denn Wind und Wetter, klebrige Pflanzensäfte, Staub und Umweltbelastungen beeinflussen den Betrieb. Jeder geht anders damit um, weil bei einer Gartenbahn alles von allem abhängt.

Ein netter Leser aus Österreich schrieb über die Erfahrungen eines Gartenbahners mit Spur-1-Gleisen. Ich bedanke mich für die E-Mails und habe die Erlaubnis, die Ausführungen zu veröffentlichen.

tl_files/bilder/artikel/Gartenbahn/PICT0191_k.jpg

>>Das Bild zeigt die Weiche bei meinem Freund im Garten. Die anderen Bilder zeigen den Gleisabschnitt, der überwiegend aus MSM-Gleisen gebaut wurde. Der Aufbau ist eher „rustikal“ - die Schienen liegen seit vielen Jahren lose auf Beton, wobei der MSM-Teil erst vor drei Jahren zugefügt wurde.<<


Ich bin kein Freund von Beton im Garten, weil man Planungsfehler schlecht korrigieren kann. Der breite Betondamm ohne Schotter hat aber den großen Vorteil, dass bei Regen kein Schmutz oder Schottersteine hochspritzen können – auch wenn es Methoden gibt, den Schotter elastisch zu kleben. Der Verzicht auf ein realistisches Schotterbett ist Geschmackssache, reduziert den Pflegeaufwand aber beträchtlich. Ein weiterer Vorteil ist, dass verlorengegangene Teile zwischen den Schwellen viel leichter wiedergefunden werden. Denn etwas Schwund ist bei der Gartenbahn immer.

Zur Polarisierung der MSM-Weichen

>>Die EW 190 liegt nun drei volle Saisonen im Garten. Geschaltet wird nur von Hand, in dem Fall mit einem Märklin(!)-Handstellhebel – das ist Kompatibilität, die mich begeistert...

Heuer im Frühjahr gab’s erstmals (!) ein Kontaktproblem zwischen Backenschiene und Weichenzunge. Nachdem im Garten ohnehin vor jeder Saison gereinigt werden muss, schreckte uns das nicht wirklich. Ich hab eine Zahnbürste und etwas Schleifpaste verwendet, nach 2 Minuten inkl. Nachspülen mit Gartenschlauch war das Problemchen beseitigt.

Wichtig ist sicherlich genügend Vorspannung auf den Zungen; bei den kleineren Weichen (die geometriebedingt viel steifere Zungen aufweisen) bin ich mir nicht sicher, ob die Kontaktierung immer klappen wird...<<


In diesem Fall hilft die Polarisierung von Weichen und Zungen, wenn man ganz sichergehen will.

Zur Betriebssicherheit

>>Wie schon gesagt, liegt die Teilstrecke nun seit drei Jahren im Garten. Nach dem Schnee reibt mein Freund alle Schienen (hauptsächlich Märklin, MSM, etwas Hübner) mit einem Reinigungspad ab (so was wie Radiergummi mit etwas Korund). Danach wird nur mehr drübergewischt und Samen, Blätter etc. rausgeklaubt.

Die Neusilberprofile bilden eine leitende Oxidschicht (werden schwarz), das ist alles. Dass Neusilber nicht für den Außenbereich geeignet ist, gehört ins Reich der Fabeln.

Es gibt auf der 10 m langen MSM-Strecke (mit einem Märklin 900-mm-Gleis dazwischen) ausschließlich Hübner Schienenverbinder und keine Einspeisung!

Auf den Märklin-Abschnitten klappt die Stromübertragung überhaupt nur, wenn zusätzlich die Halteklammern 56031 verwendet werden, und selbst dann bemerkt man einen Spannungsabfall. Wie Proform die Schienen verbindet, weiß ich leider nicht...<<

Zu Schienenverbindern

Das Thema Einspeisung und Spannungsabfall wird häufig überschätzt. Auf 40 m Strecke mit LGB-kompatiblen Edelstahlgleisen habe ich nur zweimal eingespeist, obwohl Edelstahl einen etwa 4-fach höheren Widerstand hat, der bei den dicken Profilen aber nur einer von mehreren Faktoren ist. Wichtiger ist die möglichst verlustfreie Verbindung der Schienen. Zu meiner Überraschung haben sich hier die Hübner-Schienenverbinder mit den überaus straffen Klammern bewährt:


>> Für mich gibt es keine vergleichbar gute Alternative zu den Hübner-Verbindern. Es ist das einzige System, das über Jahre (Jahrzehnte?) perfekte elektrische und auch mechanische Verbindung (will heißen: Fluchtung der Gleis-Enden) sicherstellt. Ich halte nichts von Verschrauben oder Verlöten.

Erstens, weil eine feste Verbindung die Längenänderungen der Profile bei Temperaturschwankungen nicht aufnimmt. Dazu ein Beispiel: Neusilber hat (je nach Legierung) eine Längenänderung von etwa 0,016 mm pro Meter und Grad. Bei einer 10 m langen Strecke sind das also 0,16 mm pro Grad. Rechnen wir, dass die Gleise bei Sonneneinstrahlung im Freien im Sommer +55° C erreichen können und im Winter -15° C, so ergibt sich auf 10 m eine maximale Längenänderung zwischen Sommer und Winter von immerhin 11,2 mm! Da ist mir schon lieber, im Winter (wo zumeist niemand im Garten fährt) mal 1 mm Spalt zwischen den Schienenstücken zu haben, der im Sommer bei Betrieb zwischen 0,6 mm und 0,0 mm liegt. Theoretisch natürlich, in der Praxis wird wahrscheinlich kaum jemand so genau arbeiten beim Konfektionieren der Gleise.

Zweitens, weil die Wartung, Umbauten etc. viel komplizierter sind, wenn fest verbunden wird: Kleine Schrauben würden sich durch die Temperaturspannungen, die im Freien entstehen, bald lockern, große Teile sind klobig.<<


Das kann ich bestätigen. Es betrifft am ehesten die einseitig mit Schrauben versehenen Schienenverbinder für Code 332-Gleise mit LGB-ähnlichem Profil. Bei den Schienenverbindern mit je zwei Schrauben pro Seite dreht sich bei Längenänderungen eine Schraube zu, während die gegenüberliegende leicht geöffnet wird, so dass hier wenig passieren kann. Lötfahnen sind hier die Lösung bei der Stromeinspeisung, denn an Edelstahlschienen kann man nichts anlöten. Bei Neusilbergleisen ist es einfach, schreibt der Leser aus Österreich:


>> An die Hübner-Verbinder lässt sich prima ein Kabel zur Einspeisung dranlöten, da muss ich nicht an fertig verlegten Gleisen mit der Lötstation rumfummeln. <<

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Kommentar von Roland Winde |

Ein sehr informativer Artikel, der mir als Spur1-/Gartenbahn-Anfänger viele wichtige Hinweise und Entscheidungshilfen gegeben hat.